Ramen - Navigator: der ultimative Ramen-Guide für Tokyo und UmgebungRamen Hikage (ラーメン日陰) in Saiwai-ku, Kawasaki

Ramen Hikage (ラーメン日陰) in Saiwai-ku, Kawasaki

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Geschmack: Soyasauce (醤油), Salz (塩), Meerestiere (魚介)
Sorten: Ramen (ラーメン)
Preislage: 900-1000 Yen
Adresse Japanisch: 〒212-0055 神奈川県川崎市幸区南加瀬4丁目16−2
Adresse: 4-16-2 Minamikase, Saiwai Ward, Kawasaki, Kanagawa 212-0055

In der Mitte von Kawasaki, an einer belebten Hauptstraße, steht ein altes Häuschen mit kaputter Markise und einem großen Schild, auf dem einfach nur “RAMEN” in Katakana steht. Ein sehr unscheinbarer Ramenladen, wie es ihn an fast jeder Straßenecke gibt. Und dennoch warten immer viele Menschen vor der Tür, denn “Ramen Hikage” ist unter Ramen-fans sehr, sehr bekannt, und das hat seine Gründe.

Wer in das schlichte Restaurant (quasi eine große Küche mit Tresen, an dem 7 Gäste Platz finden) möchte, muss allerdings ein paar Regeln beachten:

  1. Wer aus der Schlange ausschert, oder falls jemand der Wartenden mal kurz weggeht (und der andere weiter wartet), wird aufgefordert, sich ans Ende der Schlange zu begeben. Keine Diskussion
  2. Man kann nur mit Bargeld bezahlen, und Münzen unter einem Wert von 50 Yen werden nicht akzeptiert
  3. Nach dem Essen unverzüglich die Schale auf den Tresen stellen, den Platz abwischen, sofort bezahlen und sofort gehen. Wer zu langsam isst – selbst wenn es ein Kind ist – wird schon mal aufgefordert, schneller zu essen
  4. Hier bedankt sich der Koch nicht für den Besuch. Der Gast sollte dankbar sein, hier essen zu dürfen

Normalerweise würde ein Restaurant in Japan mit solchen Regeln und vielen Beschwerden online darüber nicht lange überleben. Warum erlaubt sich der Besitzer von Hikage also solche Sachen? Ganz einfach: Weil er es kann. Hikage zählt zu den besten Ramen-Restaurants Japans (und es gibt zehntausende). Die Menschen kommen also von ganz allein.

Das Restaurant wird von einer einzigen Person, einem relativ jungen, ruhigen aber sehr bestimmten Mann geführt. Das Menü ist sehr übersichtlich und hängt in Form kleiner Holztäfelchen an der Wand. Bestellt wird mündlich. Bezahlt wird nach dem Essen. Sonderwünsche gibt es nicht. Nun ist wie bereits erwähnt das japanische Internet voller negativer Bewertungen, in der sich Gäste über den rüden Umgang des Kochs mit den Gästen beschweren. Aber so viel vorneweg: Das gehört hier zum Erlebnis.

Wenn man nach meist längerem Warten endlich rein darf, gibt man seine Bestellung beim Koch auf — nahezu jeder Gast bestellt das gleiche – 海老ワンタン麺 (Ebi-Wantan-Men), also Shrimps-Wan Tan-Nudeln. Die klare Suppe ist zählt zur Salz-Richtung. Wer es etwas kräftiger mag, kann Koikuchi (kräftiger Gescmack, mit Soyasauce, 50 Yen Aufpreis) oder Karakuchi (scharf, 100 Yen Aufpreis) bestellen. Nach Aufgabe der Bestellung kann man dem Koch zuschauen, wie er ganz präzise und sehr, sehr flink die Ramen zubereitet – die Wan Tan (kleine, gefüllte Teigtaschen) werden erst dann hergestellt, wenn man bestellt hat.

Erhält man seine dampfende Schale Nudeln, staunt man auf jeden Fall erstmal über die Nudeln: Diese sind extrem dick (rund einen halben Zentimeter breit und 2, 3 Millimeter dick), aber erstaunlich weich — und sie schmecken hervorragend. Die Suppe ist sehr gut gewürzt — die einfache Variante sehr dezent, aber auch die scharfe Variante ist definitiv empfehlenswert, denn sie hat eine angenehme Schärfe mit viel Tiefgang. Als Topping gibt es drei Wantan, ein paar Scheiben sehr gut gewürzten, gegrillten Schweinefleischs, klein gehackte Lauchzwiebeln und mit viel Ingwer angebratenes Hackfleisch. Fermentierter Bambus? Gibt’s nicht. Auch kein Solei – normalerweise immer vorhanden. Im Restaurant fallen ein paar Kisten mit der Aufschrift “伊吹島 いりこ” auf – hier benutzt man also die feinsten, getrockneten Sardinen von der kleinen Insel Ibukijima, aber die Sardinen hinterlassen nur eine sehr dezente, feine Note.

Fazit: Eine der besten Ramen, die ich je in Japan gegessen habe, und ich habe viele verschiedene Ramen gegessen. Besonders empfehlenswert ist die Variante mit Chiliöl. Man muss allerdings dickere Nudeln mögen — wer die ganz feinen, dünnen Nudeln bevorzugt, wird enttäuscht sein. Ebenfalls enttäuscht wird man sein, wenn man den typischen, japanischen Service erwartet oder hier mit Freunden bei einem Plausch speisen will. Hier kommt man wirklich nur zum Essen her, und der zugegebenermassen geniale Koch läßt die Gäste spüren, dass man soeben das Privileg hat, hier speisen zu dürfen. Persönlich ist mir das egal – das Ergebnis sind unglaublich gute Ramen.

Bewertung

Suppe 98Punkte
Nudeln 98Punkte
Beilage 94Punkte
Gesamt 96Punkte
tabibito
tabibitohttps://japan-almanach.de
Tabibito (旅人・たびびと) ist japanisch und steht für "Reisender". Dahinter versteckt sich Matthias Reich - ein notorischer Reisender, der verschiedene Gegenden seine Heimat nennt. Der Reisende ist seit 1996 hin und wieder und seit 2005 permanent in Japan, wo er noch immer wohnt. Wer mehr von und über Tabibito lesen möchte, dem sei der Tabibitos Blog empfohlen.

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