Seit 2013 gibt es direkt an der Ginza, Tokyos Prachtmeile, einen kleinen Ramenladen mit gerade einmal 8 Plätzen. “Kagari” bedeutet so viel wie Leuchtfeuer, es bezeichnet aber auch einen Metallkorb, in dem sich Leuchtfeuer befindet. Der kleine Laden ist seit der Eröffnung sehr beliebt und immer gut besucht – außerdem wurde das Geschäft mehrfach mit einem Michelin Bib Gourmand-Preis ausgezeichnet. Kagari experimentiert viel, auch mit westlichen Zutaten, und da man so erfolgreich ist, hat man – Stand 2022 – drei weitere Ableger eröffnet, die sich allesamt im Raum Tokyo befinden. Eines davon ist das Kagari in der Financial City, einem Hochhaus im Geschäftsviertel Ōtemachi.
Das Kagari in Otemachi wurde 2016 eröffnet und ist mit 22 Plätzen relativ groß. Das Interior ist aus sehr hellem Holz und reichlich steril – außerdem wird man aus unerfindlichen Gründen mit uralter Musik aus den 1950ern gefoltert. Das passt so gar nicht zum Ort und zur Ausstattung. Aber deswegen ist man ja nicht hier.
Bekannt ist Kagari vor allem für Tori-Paitan, eine trübe (bzw. weiße) Brühe auf Geflügelbasis, die meistens sehr milde bzw. fast samtig ist und gut durchwärmt. Außerdem gibt es Tsukemen und Mazesoba (erstere die Ramenvariante, bei der die Suppe separat serviert wird, letztere kommen ganz ohne Suppe aus).
Die Präsentation der Tsukemen läßt nichts zu wünschen übrig – das Auge ißt hier mit Genuß mit. Die Nudeln haben eine ordentliche Dicke und fühlen sich einfach nur gut an. Dazu gibt es ein paar Gemüsestückchen und zwei Sorten Fleisch – Hühnerfleisch und Schweinefleisch. Das Hühnerfleisch ist allerdings etwas zu mild geraten.
Die Suppe gibt es in einer scharfen und einer normalen Variante. Die Tsukemen-Suppe ist, wie es sich gehört, sehr dick und läßt sich bestens mit den Nudeln aufnehmen. Der Geschmack der enthaltenen 煮干し niboshi, getrocknete Sardinen, ist nicht zu verfehlen aber alles andere als penetrant. Allerdings könnte die Suppe noch ein kleines bisschen länger in den Mixer – hier und da gibt es mit der Zunge spürbare Stückchen der niboshi (die Balance ist allerdings nicht einfach – mixt man zu lange, wird es bitter).
Alles in allem sind die Ramen und Tsukemen hier hervorragend – der Ort allerdings weniger, aber das ist normal bei einem Restaurant mitten im Finanzdistrikt von Tokyo. Da bekommt man Appetit auf einen Besuch im originalen Kagari an der Ginza.