Es gibt zehntausende Ramenrestaurants in Japan – und eine Ramen-Datenbank (siehe hier, japanisch), in der Nudelsuppenfans die Gerichte bewerten können. Auf Platz 2 all dieser Restaurants im Gesamtranking und auf Platz 1 in der Kategorie Tsukemen findet man dieses kleine, erst 2015 eröffnete Restaurant. So zumindest der Stand 2020 – das kann sich natürlich ändern. Das Wez befindet sich noch nicht einmal im Raum Tokyo oder Osaka, sondern in der Provinz – in der Präfektur Yamanashi, knapp zwei Stunden von Tokyo entfernt.
Dementsprechend beliebt ist das Restaurant: Die Chance, dort einfach anzutanzen und schnell essen zu können, ist ziemlich klein. Man wird auf eine Liste gesetzt und erfährt dann, ob man in eins, zwei oder mehr Stunden dran sein wird. Wer nicht die Zeit hat, kann aber auch sein Essen mitnehmen, und das dauert nur wenige Minuten und ist keine schlechte Idee (man erhält dabei einen Zettel, auf dem steht, wie man die Sachen zu Hause warm macht).
DAS Gericht schlechthin ist hier Tsukemen – hier werden die Nudeln in eine Sauce getunkt. Und die Sauce ist in Tokyo und Umgebung meistens sehr dick und süffig. Hier wird sie auf einer Schweineknochen-Meeresgetier (getrocknete Anchovis usw.) und Gemüsebasis zubereitet. Der Koch war der erste Lehrling des Chuka Soba Tomita in Chiba, und jenes Restaurant ist seit langem die Nummer 1 der Ramen & Tsukemen in Japan. Kein Zufall also, dass man hier etwas außergewöhnliches vorgesetzt bekommt.
Die Suppe ist wirklich sehr dick und süffig – alle Geschmackssinne werden bedient. Etwas Schärfe ist dabei, eine leicht bittere Note (sehr wahrscheinlich von den getrockneten Anchovis, die man aber als solche nicht rausschmeckt), etwas Säure (von kleinen Zirtusfruchtstückchen in der Sauce) – und eine wahrnehmbar süße Note, und die ist etwas außergewöhnlich. Diese dürfte von einem hohen Gemüseanteil herrühren, wobei man keine einzelne Gemüseart rausschmecken kann. Die ungewöhnlich dicken und dunklen Nudeln (fast schon Udon-Stärke) nehmen die Suppe wunderbar auf und passen hervorragend zu der Suppe. Auch das gebratene Schweinefleisch passt bestens – es löst sich beinahe von selbst auf der Zunge auf. Die Tsukemen bei Wez sind damit eine absolut runde Sache. Sie erinnern dabei etwas an Tsukesoba Kuro in Komae, Tokyo. Dort ist die bittere Note etwas stärker ausgeprägt und die Nudeln sind etwas heller und dünner, aber eine Ähnlichkeit kann man nicht von der Hand weisen.
Achtung: Wez hat am Sonntag geschlossen!