In Japan gibt es über 30,000 Ramen- und Tsukemenrestaurants. Takano gehört zu den neueren Restaurants – es wurde erst im Mai 2018 eröffnet. Dennoch landete dieses kleine Restaurant bereits im Jahr 2019 und 2020 in den Top Ten auf der Ramen-Database-Webseite, in der Ramenfans die Restaurants bewerten können. In der Kategorie Tsukemen landete man sogar auf Rang 4. Das ist für einen Newcomer höchst bemerkenswert.
Takano liegt inmitten von einem Wohngebiet, im Erdgeschoss eines ganz normalen Apartmentblocks, ein paar Minuten zu Fuss vom Bahnhof Ōguchi, welcher wiederum zwischen Yokohama und Kawasaki liegt. Die Schlange, die sich nahezu immer vor dem Restaurant bildet, ist gut versteckt – man steht im winzigen Innenhof an. Im Inneren ist nur Platz für 9 Menschen, aber das Restaurant ist gut gemanagt – man wird bereits beim Anstehen gebeten, die Tickets am obligatorischen Verkaufsautomaten zu erstehen. So wartet man dann auch nur wenige Minuten auf sein Essen, sobald man Platz genommen hat.
Die Regeln sind relativ streng: 大盛り (ōmori – extra viel Nudeln) gibt es nicht. Man möchte warme Nudeln zum Tsukemen? Geht nicht. Auch die Auswahl ist begrenzt: Hier hat man sich stark spezialisiert – nämlich auf Soyasauce und Huhn. Salzbasis, Misobasis, ohne Huhn – gibt’s alles nicht. Basta. Dafür legt man sehr viel Wert auf die Zutaten: Auf das Wasser, auf die Eier, das Hühnerfleisch, einfach auf alles. Drei verschiedene Soyasaucen werden hier verwendet, zudem Salz aus Okinawa. Die Nudeln sind sehr dünn und sehr bissfest.
Der erste Eindruck: Auf der Suppe schwimmt sehr viel Fett – チー油 Chiiyu, extrahiertes Hühnerfett. Die Suppe ist ansonsten klar und dunkel, wie bei Soyasaucen-Ramen üblich ist. Die Beilagen sehen sehr ansehnlich aus: Ajitsuke-Tamago (marinierte Eier), Menma (fermentierter Bambus), zwei großzügig geschnittene Scheiben Hühnerfleisch, eine Scheibe Schweinefleisch-Chashu (gegrollte Schweinefleisch), sowie ein paar Blätter Mitsuba. Und eine Wantan (offene chinesische Teigtasche). Die Tsukemen werden auf ungewöhnliche Weise serviert – in Kombu-Wasser. Wer etwas neues probieren will, sollte die Tsukemen wählen – wer aber eine durchweg warme Suppe bevorzugt, sollte die Ramen bestellen. Die Suppenbasis ist die gleiche, nur dass die Tsukemensuppe eine gewisse Säure hat.
Das Ergebnis: Eine kräftige Suppe mit Tiefgang, fettig, aber trotzdem wohl bekömmlich. Viel mehr Perfektion kann man von Soyasaucenbasis-Ramen nicht verlangen. Ich kann mich jedenfalls nicht daran erinnern, irgendwo bessere Soyasaucen-Ramen gegessen zu haben. Trotz der Finesse ist der Geschmack jedoch “bodenständig” – es gibt keine revolutionäre Zutat. Es ist eher das Gesamtwerk, dass besticht. Takano ist zurecht sehr beliebt.
Die Nudeln sind allerdings nicht jedermanns Sache, da sie sehr dünn und ziemlich fest sind. Auch die Menge ist vergleichsweise gering – mit Kohldampf sollte man hier besser nicht erscheinen.