種子島 Tanegashima
Tanegashima. “-shima” bedeutet Insel, und Tane bedeutet Samen. Zur Namensherkunft gibt es verschiedene Theorien. Eine schlüssige Theorie besagt, dass man der Insel den Namen gab, weil dort Reis besonders gut gedieh.
Tanegashima ist eine der beiden grossen Inseln der 大隈諸島 Ōsumi-shotō (Ōsumi-Inseln), und diese wiederum gehören zu der 南西諸島, Nansei-shotō (“Südwest-Inselkette”). Anders gesagt liegt Tanegashima zwischen Kyushu und Okinawa, wobei Kyushu im Norden nur rund 40 Kilometer entfernt ist. Die andere große Insel, Yakushima im Südwesten, ist bei gutem Wetter deutlich sichtbar.
Die Küste. Das Weltraumzentrum – vor allem während eines Raketenstarts.
Tanegashima – Beschreibung
Japanischer Name | Name | Einwohner |
---|---|---|
西之表 | Nishinoomote | 16’481 |
中種子 | Nakatane | 8’439 |
南種子 | Minamitane | 5’925 |
Die Insel Tanegashima ist mit 444 Quadratkilometern nur etwas kleiner als die Nachbarinsel Yakushima, ansonsten aber fast das genauer Gegenteil von Yakushima: Tanegashima ist nicht fast rund, sondern sehr langgezogen: Von Norden bis Süden sind es 57 Kilometer, von Ost nach West nur zwischen 5 und 10 Kilometer. Und während Yakushima nur aus Bergen besteht, ist diese Insel sehr flach – die höchste Erhebung ist nur 282 Meter hoch. Aus diesem Grund wohnen hier auch wesentlich mehr Menschen – fast 30’000 sind es, und damit mehr als doppelt so viel wie auf Yakushima. Mit gut 2’000 mm fällt hier viel weniger Regen (obwohl diese Menge ebenfalls recht gross ist), und es kommen viel weniger Touristen, da es weniger Sehenswürdigkeiten gibt.
Trotzdem ist die Insel in ganz Japan jedermann ein Begriff, denn ganz im Südosten der Insel befindet sich das 種子島宇宙センター Tanegashima Uchū Sentaa (Weltraumzentrum) – die Abschußrampe der JAXA (Japan Aerospace eXploration Agency), dem japanischen Pendant zur NASA. Japan schießt zwar keine Menschen ins All, dafür jedoch allerlei Forschungs- und andere Satelliten. Je näher sich die Abschußrampe am Äquator befindet, desto weniger Energie braucht man, Raketen ins Weltall zu schießen, weshalb man in Japan die Anlage soweit wie möglich im Süden errichtet hat. Mit dem Bau der Anlage auf Tanegashima begann man 1969. Im Durchschnitt werden zur Zeit hier 2 bis vier Raketen einheimischer Produktion ins All geschossen. Vor und während der Raketenstarts herrschen verschärfte Sicherheitsbestimmungen in einem weiten Umkreis um die Abschussrampe.
Von der Raketenbasis abgesehen ist die Insel relativ arm an Sehenswürdigkeiten, dafür aber reich an Historie: Die Insel gehört seit der Nara-Zeit, also seit fast 1’400 Jahren, zu Japan. 1542 landeten Portugiesen auf Tanegashima und sie hatten Feuerwaffen dabei – eine absolute Neuheit im schwertschwingenden Japan. Die Feuerwaffen verbreiteten sich bald von der Insel aus in ganz Japan – der Inselname wurde vorerst zum Synonym für Feuerwaffen, und zwar im wörtlichen Sinne – die ersten Musketen in Japan wurden in der Tat “Tanegashima” genannt.
Die Insel besteht aus drei Gemeinden – Nishinoomote im Norden, Nakatane (“Mittel-Tane”) in der Mitte und Minamitane (Süd-Tane) im Süden. Alle drei Bereiche, vor allem aber das Zentrum der Insel, wird in erster Linie landwirtschaftlich genutzt. Tanegashima ist vulkanischen Ursprungs und hat hervorragende Böden, weshalb hier sehr viel angebaut wird: Vor allem Reis, Süßkartoffeln, aber auch Zuckerrohr. In Nakatane zum Beispiel wird 8 mal mehr angebaut, als die Bewohner selbst benötigen – eine Seltenheit in Japan, in der die Selbstversorgungsrate mit Lebensmitteln im allgemeinen sehr niedrig ist.
西之表 Nishinoomote
Der wichtigste Hafen der Stadt befindet sich an der Westküste, im Norden der Insel. Der Ort nennt sich Nishinoomote – sinngemäss “Vorderseite des Westens”. Der Ort ist ein grösseres Fischereidorf – und im Ort macht sich der Bevölkerungsrückgang deutlich bemerkbar. Zum Ort gehören sämtliche Dörfer im nördlichen Drittel der Insel – hier leben rund 16’000 Einwohner, also mehr als die Hälfte der Inselbevölkerung. In den 1970ern lebten hier noch rund 26’000 Einwohner – was bedeutet, dass die Bevölkerung um rund ein Drittel zurückging, und der Trend hält an und verstärkt sich durch die Überalterung der Bevölkerung. Im Ort äußert sich das durch zerfallene Häuser und geschlossene Geschäfte.
Im Ortskern gibt es durchaus ein paar sehenswerte Orte – allen voran das 鉄砲館 Teppōkan (Gewehrhaus) – ein Heimatmuseum in einem interessanten Gebäude, das wie eine alte Galeere aussieht. Dort sind zahlreiche interessante Exponate ausgestellt. Das Museum behandelt auch die Zeit während des Zweiten Weltkrieges und durchleuchtet, wie es den Söhnen und Töchtern der Insel im Krieg so erging: Dieser Bereich ist besonders interessant und beinhaltet sogar ein paar Tageszeitungen aus der Kriegszeit, die man einfach so durchblättern kann: So etwas sieht man selten in Japan. Der Eintritt kostet 420 Yen, und man sollte ein bis zwei Stunden einrechnen.
Gegenüber vom Museum, in östlicher Richtung, beginnt ein Hügel, an dessen Fuss die 種子島時堯像 Tokitaka Tanegashima-Statue steht. Tanegashima ist nicht nur der Name der Insel, sondern auch der Name eines Clans. Besagter Tokitaka lebte im 16. Jahrhundert auf Tanegashima und war gerade mal 16 Jahre alt, als ein portugiesisches Schiff in Tanegashima strandete. Die Besatzung führte dem jungen Lehnsherren Feuerwaffen vor, und der junge Tokitaka war von der Vorführung so beeindruckt, dass er nach heutigem Wert mehrere Millionen Euro für zwei Gewehre hinblätterte. Ein Exemplar stiftete er der Zentralregierung, ein weiteres reichte er an einen bekannten Eisenschmied weiter mit der Bitte, es genau zu analysieren. Und so gab Tokitaka die Produktion der Feuerwaffen in Auftrag und sorgte damit für die weitere Verbreitung der neuen Waffe in Japan.
Oberhalb des Denkmals befindet sich die 赤尾木城址 Akōnoki Jōshi (Akonoki-Burgruine). Akōnoki ist der japanische Name einer Feigenbaumart, die der ehemaligen Burg ihren Namen gab. Von der Burg sind allerdings nur noch ein paar Außenmauern und Treppen vorhanden. Dort, wo mal der Hauptbau stand, steht heute eine Mittelschule, weshalb man nur begrenzt Zugang hat. Bis zum Beginn der Meiji-Restauration Mitte des 19. Jahrhunderts lebte hier der Tanegashima-Clan, der über mehrere Jahrhunderte hinweg die Insel beherrschte.
Gleich nördlich von der Burgruine steht das 赤尾木城文化伝承館 月窓亭 Akōnoki-jō Bunka Denshōkan Gessōtei, kurz Gessōtei. Die Übersetzung des vollen Namens lautet “Akōnoki-Burg Kulturüberlieferungsstätte Gessōtei”. Letzter Name ist recht poetisch: Die “Mondfenstervilla”. Das alte Holzhaus wurde 1795 erbaut und diente damals zur Vollziehung traditioneller Rituale wie der Teezeremonie. Heute ist das Gebäude ein Museum, das man für 200 Yen Eintritt besichtigen kann. Dafür bekommt man allerdings (nicht sicher, ob das immer der Fall ist) grünen Tee und eine japanische Süssigkeit serviert. Die Museumsherren sind sehr, sehr freundlich und bemühen sich mit Leibeskräften, den Besuchern die Kultur und Tradition der Insel zu erklären. Aus diesem Grund sollte man dieses Museum auf gar keinen Fall verpassen.
12 Kilometer vor der Küste bei Nishinoomote liegt die gerade mal 8 Quadratkilometer große Insel 馬毛島 Mageshima (“Pferdehaarinsel”). In der Vergangenheit gab es Versuche, die Insel dauerhaft zu besiedeln. Ende der 1950er lebten hier rund 500 Menschen, doch da sich der Boden nur schlecht für die Landwirtschaft eignet, zogen immer mehr Menschen weg, bis die Insel schließlich 1980 zur unbewohnten Insel wurde. Danach gab es Pläne, die Insel als Landebahn für die geplante japanische Version des Space Shuttle auszubauen. Man fällte sogar Bäume für die geplante Landebahn, so daß man auf einem Satellitenbild jetzt ein großes, unbewaldetes X sehen kann. Das Space-Shuttle-Programm wurde jedoch eingestellt. Später gab bzw. gibt es Pläne, die US Navy von Okinawa hierher zu verlegen, doch dagegen gibt es erheblichen Widerstand seitens der Inselbewohner von Tanegashima, da es rund um Mageshima reichhaltige Fischgründe gibt.
Anreise & Transport
Auf der Insel Tanegashima gibt es einen kleinen, funktionierenden Flughafen – jener befindet sich direkt in der Inselmitte. Aus drei Städten kann man direkt nach Tanegashima fliegen: Osaka, Fukuoka und Kagoshima. Für Direktflüge aus Tokyo ist die Landebahn etwas zu kurz.
Das Gros der Besucher erreicht die Insel jedoch mit dem Boot. Tanegashima kann man von der Stadt Kagoshima, von 指宿 Ibusuki (südlicher Zipfel der Insel Kyushu) sowie von der benachbarten Insel Yakushima mit der Fähre erreichen. Die einfache Fahrt von Kagoshima kostet mit der Fähre 7’400 Yen, hin und zurück kostet es 13’500 Yen. Nach Yakushima kostet es 4’000 Yen einfach sowie 7’300 Yen hin und zurück. Kinder bis 12 Jahre zahlen die Hälfte; Kleinkinder, die keinen eigenen Platz brauchen, fahren umsonst mit (das ist allerdings begrenzt auf ein Kind pro Erwachsenen). Die schnellsten Fähren brauchen von Kagoshima cirka 1½ Stunden. Die Fahrtzeiten der Toppy-Fähren kann man hier einsehen.
Auf der Insel verkehren Busse, aber die fahren so selten, dass man damit allzu viel anfangen kann. Besser ist es, sich ein Auto, oder alternativ auch ein Fahrrad auszuleihen – beides ist möglich.
Übernachtung
Auf Yakushima übernachtet, deshalb keine persönlichen Empfehlungen.
Zu allgemeinen Übernachtungstipps siehe Übernachtungstipps Japan.