GeschichteBurg von Himeji - die Burg des weißen Reihers

Burg von Himeji – die Burg des weißen Reihers

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Himeji ist eine relativ trostlose Stadt an der stark industrialisierten, dem Setonaikai 瀬戸内海 genannten Binnenmeer zugewandten Seite der Hauptinsel Honshū. Auf halbem Wege zwischen Kobe und Okayama in der Präfektur Hyōgo gelegen, birgt die Halbmillionen-Einwohner-Stadt Himeji jedoch eine unschlagbare Attraktion für jeden Japan-Besucher: Das einhellig als imposantestes Schloss Japans bezeichnete Shirasagi-jō 白鷺城, die Burg von Himeji. Shirasagi ist der eigentliche, wenn auch seltener benutzte Name dieses Schlosses und bedeutet “Weisser Reiher“. Der Namensgebung dienlich war die vornehmend weisse Farbe der Schlossbauten.

Gesamtansicht von Himeji-jō, der Burg von Himeji
Gesamtansicht von Himeji-jō, der Burg von Himeji

Mit dem Shinkansen (San’yōsen Richtung Hakata bzw. Hiroshima) braucht es gute dreieinhalb Stunden von Tokyo, doch von Kyoto, Osaka oder gar Kobe kann man das Schloss in Himeji ruhig im Rahmen einer Eintagsexkursion besichtigen. Die schnellen Shinkansen (Hikari und Nozomi) halten in der Regel nicht in Himeji – man muss meist in Okayama bzw. in Kōbe in den langsameren Kodama umsteigen. Vom Bahnhof sind es gute zehn Minuten zu Fuss – die Burg von Himeji kann man nicht verfehlen. Man beachte am Bahnhofsausgang die Bremer Stadtmusikanten!

Nur zwei Schlösser Japans wurden zum Nationalschatz erklärt: Das in Matsumoto und das in Himeji. Wobei die Anlage in Himeji die in Matsumoto noch übertrumpft. Deshalb wurde das Schloss im Jahre 1993 zum Weltkulturerbe erklärt.

In Himeji gab es Forschungen zufolge seit 1333 Festungsanlagen, doch der eigentliche Grundstein wurde 1580 von Toyotomi Hideyoshi gelegt (siehe auch Schloss Ōsaka und Geschichte).

Innerhalb der verwinkelten Anlage
Innerhalb der verwinkelten Anlage

Nachdem Tokugawa Ieyasus 徳川家康 Truppen bei der Schlacht von Sekigahara 関ヶ原 siegten, fiel neben dem Schloss von Ōsaka auch das von Himeji an Ieyasu. Der vermachte es jedoch bald an Ikeda Terumasu. Selbiger baute das Schloss von 1601 bis 1609 um und brachte es in die heutige Form. Seitdem wechselten sich insgesamt nicht weniger als 48 Burgherren ab, wobei die Anlage sämtliche Irrungen und Wirrungen der Zeit unbeschadet überstand. 1964 wurde die komplette Anlage liebevoll restauriert.

Die Anlage ist ziemlich gross und besteht aus 78 Gebäuden. Der fünfstöckige Donjon steht auf einem Hügel und ist von weitem sichtbar – wer im Shinkansen von Ost nach West unterwegs ist und auf der rechten Seite sitzt, kann das Schloss sehen. Das Schloss hat nahezu alles zu bieten, was unter Aufbau beschrieben ist: Shōtenshukaku 小天守閣, zahlreiche Yagura 櫓, Masugata 枡形-Eingänge, Ishiotoshi 石落し usw. usf. Im Donjon selbst findet man zahlreiche Beispiele der für die Momoyama-Zeit typischen Architektur. Auffällig ist der verwinkelte Aufbau der Anlage. Von der obersten Ebene des Donjons hat man eine bemerkenswerte Aussicht.

Rund um das Schloss gibt es zahlreiche Parks, zwei Schreine, ein Kunstmuseum und das Präfekturmuseum sowie einen Zoo, so dass man im und um das Schloss herum viel Zeit verbringen kann. Eintritt zum Schloss kostet 500 ¥, und die sind jeden Sen wert. Außer dem Donjon kann man damit nämlich auch einige Yagura, Quartiere usw. besichtigen. Wer auch nur ein kleines bisschen Interesse an japanischen Schlössern hat, sollte unbedingt nach Himeji fahren. Zur Stadt selbst siehe Himeji.

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tabibitohttps://japan-almanach.de
Tabibito (旅人・たびびと) ist japanisch und steht für "Reisender". Dahinter versteckt sich Matthias Reich - ein notorischer Reisender, der verschiedene Gegenden seine Heimat nennt. Der Reisende ist seit 1996 hin und wieder und seit 2005 permanent in Japan, wo er noch immer wohnt. Wer mehr von und über Tabibito lesen möchte, dem sei der Tabibitos Blog empfohlen.

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