日本の地理 – Geographie Japans
Inhaltsverzeichnis
Allgemeines:
Japan – das ist eine Inselgruppe östlich des asiatischen Festlandes – umgeben vom Pazifik und dem Japanmeer. Es gibt vier grosse Inseln – Honshū 本州 in der Mitte ist die größte (etwas grösser als Großbritannien), gefolgt von Hokkaidō 北海道 im Norden und den südlichen Inseln Kyūshū 九州 und Shikoku 四国. Dazu kommen über 1’000 kleinere Inseln. Etliche davon befinden sich in der Izu 伊豆– und Ogasawara (auch: Bonin) 小笠原-Inselkette (gehören zu Tōkyō, in der Ryūkyū 琉球-Inselkette, die bis Taiwan reicht, den Inseln in der Inlandssee (Setonaikai 瀬戸内海) zwischen Shikoku und Honshū und zahlreichen anderen Inselgruppen.
Das ganze Archipel ist fast 3000 km lang, die Gesamtfläche ist mit 377 000 km² in etwa so groß wie die von Deutschland. Über 80 Prozent des Landes sind bergig bis hügelig. Kein Ort ist mehr als 200 km vom Meer entfernt. Der längste Fluß ist vergleichsweise kurz – nur 320 km (Tone-gawa 利根川). Der höchste Berg ist der Fuji-san 富士山 (irrtümlicherweise oft als Fujiyama bezeichnet) – er ist 3’776 m hoch (siehe Photo). Auch in den Japanischen Alpen 日本アルプスbefinden sich einige Dreitausender so etwa der Hotaka-dake 穂高岳. Ebenen sind selten und nicht sehr groß – die grösste ist die Kantō-Heiya 関東平野 (Kantō-Ebene) – in welcher sich die Hauptstadtregion ausdehnt.
Administratives
Japan hat eine Seegrenze mit Taiwan, Südkorea und Russland. Es gibt Grenzstreitigkeiten mit Russland um die vier südlichsten Kurileninseln und mit Südkorea um Tsushima. Japan wird in 9 politische Einheiten unterteilt: dies sind von Norden nach Süden Hokkaidō 北海道, Tōhoku 東北, Kantō 関東 (enthält den Großraum Tōkyō), Chūbu 中部 (mit Nagoya), Kinki 近畿 (Ōsaka, Kōbe etc.), Chūgoku 中国 (Hiroshima etc.), Shikoku 四国, Kyūshū 九州 und Okinawa 沖縄.
Die kleinere administrative Einheit stellen die insgesamt 47 Todōfuken 都道府県 dar.
Die Hauptstadt Tōkyō ist eine eigene Einheit: Tōkyō-to 都. Ebenso Kyōto und Ōsaka (Kyōto-fu und Ōsaka-fu). Dazu kommt Hokkai-dō 道, alles andere sind -ken 県, auf deutsch Präfekturen. Großstädte werden zudem in -ku unterteilt, ländliche Gebiete in -shi 市 (Stadt) und/oder -gun 郡. Eine typische japanische Adresse sieht also so aus: Tōkyō-to Chiyoda-ku 区 Hitotsubashi 2-13-231 usw. Straßennamen gibt es kaum, auch keine Hausnummern wie wir sie kennen.
Geologie
Japan war nicht immer vom Festland getrennt – noch während der letzten Eiszeit vor 12000 Jahren bestand eine Verbindung zum asiatischen Festland im Norden und Süden (über die auch zahlreiche Tiere und Pflanzen, womöglich auch Menschen einwanderten). Mit der postglazialen Meerestransgression jedoch begann die Isolation Japans. Bodenschätze gibt es so gut wie keine: Früher wurden in geringem Maße Kupfer, Eisenerz und Kohle abgebaut, heute jedoch muß alles importiert werden. Bekannt ist Japan jedoch vor allem für die enorm hohe seismische Aktivität mit all ihren angenehmen, vor allem jedoch unangenehmen Begleiterscheinungen. Die einzig angenehme Folge sind die heißen Quellen (onsen 温泉), die es nahezu überall im Land gibt. Sie sind fester Bestandteil der japanischen Kultur – man benutzt sie oft zum Baden und entspannen.
Unangenehm sind jedoch sowohl der Vulkanismus sowie vor allem die Erdbeben. Es gibt zahlreiche Vulkane (auch der Fujisan war bis ins 18. Jhd. aktiv), die mal hier, mal dort ausbrechen. Die jüngsten Ausbrüche gab es auf Miyake-jima in der Bonin-Inselkette, Usu-yama auf Hokkaidō u.a. Dank grosser Fortschritte in der Seismologie sind die Vulkanausbrüche jedoch oft vorhersagbar, wodurch es zwar zu materiellen, kaum aber zu Personenschäden kommt. Einige Vulkane sind permanent aktiv, was man anhand der Rauchsäule erkennen kann. Dies ist z.B. beim Sakura-jima bei Kagoshima der Fall. Der Vulkanismus schuf auch völlig neue Berge wie den etwa 50 Jahre jungen Shōwa-shinzan 昭和新山 auf Hokkaidō. Ein größeres Problem sind definitiv die:
Erdbeben
Kobe 1998: Erdbebengedenkpark und Blick auf eine der Hauptverkehrsadern der Stadt
Japan befindet sich am Schnittpunkt dreier Platten, was eine enorm hohe seismische Aktivität zur Folge hat. Zwar liegt die gefährdetste Stelle in der Nähe der Izu-Halbinsel nahe Tōkyō, doch Erdbeben kommen fast im ganzen Land vor – man spricht von über 1000 pro Jahr, wobei jedoch nicht alle spürbar sind. Bei Tōkyō kam es in den letzten Jahrhunderten in etwa alle 70 Jahre zu einem katastrophalen Erdbeben. Das letzte Große (Kantō-dai-jishin 関東大地震) legte Tōkyō und Umgebung 1923 in Schutt und Asche und forderte über 140 000 Menschenleben. Es hatte eine Stärke von 8,2 auf der offenen Richterskala (mehr Informationen siehe Taishō-Zeit).
Man erwartet in Tōkyō schon seit Jahren ein neues Großes – das hoffentlich sehr lange auf sich warten läßt. In Tōkyō kann man damit rechnen, ein Mal pro Monat ein Erdbeben zu spüren. Was ist das für ein Gefühl? Klar ist es faszinierend, ein Erdbeben zu erleben, aber man kann sich – gerade in Japan – nie sicher sein, ob es bei einem bißschen Wackeln bleibt oder ob nicht doch plötzlich der große Schlag kommt. (Zumal man während dieser Zeit nicht unbedingt im Zug oder Fahrstuhl sein möchte). Das letzte verheerende Beben gab es auf der Insel Awaji 淡路 und es legte halb Kōbe in Schutt und Asche.
Es geschah 1995, forderte über 6400 Menschenleben und kam unerwartet: Man erwartete zwar ein großes Beben, aber nicht dort, denn Awaji liegt etwas abseits der Hauptstörungszonen. Die Erde bebte vor 6 Uhr morgens – sonst wäre es wohl noch schlimmer gekommen. Jedoch – bis zum Morgengrauen herrschte Verwirrung. Das Fernsehen meldete wie bei jedem Erdbeben etwas, doch man dachte zunächst, daß es Niigata oder so getroffen hätte. Erst später wurde der Ort und das Ausmaß der Katastrophe bewußt. Hier ein Ausschnitt aus der Bestandsaufnahme der Schäden:
Kartenausschnitt Erdbebenschäden in Kobe
Der Ausschnitt zeigt Rokkōchō 六甲町 und Biwa-chō 琵琶町 im Stadtteil Nada-ku 灘区 in Kōbe. Der Ausschnitt ist etwa 2’500 m mal 1’400 m groß. Violett bedeutet Zerstörung durch Feuer, rot=Totalschaden durch Einsturz, grün=teilweise zerstört (Achtung: Einschätzung nur nach dem Äußeren der Gebäude). Die blauen Kreuze kennzeichnen einzelne zerstörte Stellen – hier Einbrüche bei Schienen und Strassen.
Quelle: Nihon Chizu Gakkai (Hrsg.)(1995): Awaji hanshin Daishinsai chizu (Karte der Awaji/Hanshin-Erdbebenkatastrophe). Tōkyō Nitchimappu Kabushiki Kaisha.
Am 11. März richtete ein verheerendes Beben der Stärke 9.0 vor der Ostküste von Tōhoku schwere Schäden in Nordjapan und selbst im Raum Tokyo an (siehe auch unten: Tsunami). Eine Chronologie zu den Ereignissen, aus erster Hand, gibt es auf meinem Blog: 3·11 – Retrospektive.
Tsunami
Wörtlich “Welle im Hafen”. Ensteht nach großen Massenbewegungen unter Wasser. Sie stellen vor allem nach Erdbeben eine beachtliche Gefahr dar. Tsunamis können in weniger als einem Tag den Pazifik von Südamerika bis Japan überqueren. Auf dem offenen Meer sind sie kaum zu spüren. Treffen sie jedoch auf seichte Gewässer bzw. Festland, sinkt dort der Wasserspiegel plötzlich, bis dann eine umso größere Flutwelle folgt. Sie können bis 800 km pro h schnell sein!
Tsunamiwarnschild
Beim Ausbruch des Krakatau in Indonesien entstand eine solche, auch nach dem Beben von Tōkyō 1923 starben viele Menschen aufgrund der gewaltigen Flutwelle. Bei den Erdbebenmeldungen im japanischen Fernsehen ist jedes Mal eine Tsunamiwarnung enthalten: “Tsunamis sind nicht zu befürchten” oder eben “Vorsicht an der Küste bei soundso”. Wie erkennt man einen Tsunami!? Das Meer zieht sich plötzlich zurück – etliche hundert Meter. Das ist die Ruhe vor dem Sturm. Kurz darauf bricht die Flutwelle über die Küste herein. Sieht man selbst, wie sich das Meer zurückzieht, ist es meistens schon längst zu spät – eine Flucht ist mangels Zeit fast aussichtslos. Einen grösseren Tsunami gab es am 12. Juli 1993 – er brach über die Insel Okushiri 奥尻 südwestlich von Hokkaidō herein und verlangte ca. 200 Opfer.
Japan erlebte im Laufe der letzten Jahrtausende mehrere schwere Tsunami – und das diese Gefahr noch immer allgegenwärtig ist, wurde am 11. März 2011 auf traurige Art und Weise schlagartig klar: Ein schweres Erdbeben der Stärke 9.0 vor der Küste der Präfekturen Iwate und Miyagi löste einen gewaltigen Tsunami aus, der innerhalb weniger Stunden die gesamte Küste von der Präfektur Chiba bis hoch nach Aomori verwüstete. Während das Erdbeben selbst nur vergleichsweise wenige Opfer forderte, kamen im Tsunami über 15,000 Menschen ums Leben. Die Opferzahl hätte wesentlich geringer sein können, wenn man in Japan die richtigen Schlüsse aus der Paläogeographie gezogen hätte und in offensichtlich tsunamigefährdeten Gebieten nicht so viel gebaut hätte. Die Opferzahl hätte andererseits auch wesentlich höher ausfallen könnnen, wenn es in Japan kein so hochentwickeltes Warnsystem gegeben hätte: Unzählige Menschen konnten sich dank des Warnsystems rechtzeitig in höher gelegene Gegenden retten.
Der Tsunami vom 11. März 2011 hat ganze Städte quasi von der Landkarte getilgt. Vor Ort sieht das dann in etwa so aus — das folgende Video habe ich in der Gemeinde Ōtsuchi in der Präfektur Iwate aufgenommen – rund ein halbes Jahr nach dem Tsunami: