稚内 Wakkanai
Wakkanai. Die Schriftzeichen sind ateji – ohne Bedeutung, nur der Lesung willen gegeben. Der Ortsname stammt vom Ainu-Namen Yamu Wakka Nai ab – bedeutet “Kaltwasserbach”. “Wakkanai” steht im umgangssprachlichen Japanisch für “Keine Ahnung” – Vorsicht also bei Konservationen.
Liegt an der äussersten Nordwestspitze Hokkaidōs. Bis Tokyo sind es rund 1’100 km. Der nördlichste Punkt Japans liegt gleich in der Nähe (siehe unten).
Die nähere und fernere Umgebung.
Wakkanai – Beschreibung
doko iku no? – Wakkanai! (Wohin geht’s? – Keinen blassen Schimmer!) So ähnlich könnte sich ein Dialog abspielen, wenn man einem Japaner erklärt, das man nach Wakkanai möchte. Die Stadt ist relativ jung, ziemlich uninteressant und hat heuer rund 45,000 Einwohner. Aus zweierlei Gründen wurde der Ort zur Stadt – zum einen wegen der Fischerei (besonders Heringe, Lachs, Krabben aber auch Seetang), zum anderen wegen des Hafens.
Das kleine, lückenhafte Zentrum liegt nahe des Hafens am Bahnhof – dies ist übrigens der nördlichste Bahnhof Japans. Der Hafen wurde 1920 errichtet und diente der Verbindung Japans mit Karafuto 樺太 ((Süd-)Sachalin). Jenes war bis 1945 japanisches Territorium. Durch den Krieg büsste Wakkanai diese wichtige Funktion ein. Heute dient sie jedoch wieder nicht nur als Sprungbrett zu den nahen Inseln Rebun und Rishiri, sondern auch als Fährhafen für Schiffe nach Russland.
Das schlägt sich auch im Stadtzentrum nieder – etliche Schilder sind auf Russisch (darunter aber auch welche, die auf Russisch klarstellen: “Nur Japaner”). Viele Einwohner sind nicht gut auf die Nachbarn im Norden zu sprechen – es gibt viele Einbrüche und krumme Geschäfte. Und anderen Ärger – erst im August 2006 wurde ein Fischer von der russischen Grenzpolizei erschossen, da man sich wohl in russischem Hoheitsgebiet bewegte.
Wakkanai hat eine schöne Hochglanzbroschüre für Touristen herausgegeben. Die Stadt selbst allerdings ist nicht von grossem Interesse – höchstens als Sprungbrett zu den Inseln. Die Berge gleich hinter der Stadt sind jedoch einen Ausflug wert. Auf einem Hügel thront der 80 m hohe Kaiki Hyakunen Kinen-tō 開基百年記念塔 (Gedenkturm zur 100-Jahresfeier der Gründung). Dort fährt ein Fahrstuhl hinauf zur Aussichtsplattform (400 Yen) – von dort hat man einen herrlichen Überblick über die Umgebung (und die Abhöranlagen auf dem Berg nebenan). Der Turm beherbergt in der ersten Etage ein sehenswertes Heimatmuseum. Die Seilbahn von der Stadt zum Gipfel ist übrigens stillgelegt worden. Das macht allerdings nichts, denn beim Aufstieg hat man eine schöne Sicht auf die Stadt und sieht allerhand Denkmäler in einem grosszügig angelegten Park.
Mit dem Stadtbus kommt man vom Zentrum und dem Eingang zum Park für 210 Yen zum Noshappu Misaki ノシャップ岬 (misaki=Kap). Dort gibt es Meer. Nicht viel mehr. Und zwei Leuchttürme. Die Aussicht auf den Rishiri-Fuji 利尻富士, so das Wetter stimmt, lohnt allerdings.
Kap Sōya 宗谷岬
Wenn man schon mal in Wakkanai ist, kann man auch gleich zum Sōya Misaki 宗谷岬 (Kap Soya) fahren. Das ist rund 30 km entfernt und liegt am anderen Ende der Soya-Bucht. Das Kap rühmt sich mit dem Titel Nihon Saihokutan no chi 日本最北端の地 (Nördlichste Landspitze Japans). Die anderen drei Pole der japanischen Hauptinseln sind:
- Westlichster Punkt: Kap Kozakibana in der Präfektur Nagasaki auf der Insel Kyushu
- Südlichster Punkt: Kap Sata in Kagoshima, am Ende der Ōsumi-Halbinsel auf der Insel Kyushu
- Östlichster Punkt: Kap Nosappu auf Hokkaido
Aus Dank dafür gibt es eine ganze Phalanx an Denkmälern und Monumenten sowie die üblichen Touristenstände und Fressbuden. Russland, genauer gesagt Sakhalin, ist nur 43 km entfernt und an Tagen mit guter Sicht deutlich zu sehen.
Das Kap ist ansonsten eine “Gut, ich war da, und nun?”-Attraktion, die man sich angesichts des Rummels dort auch schenken kann.
Erwähnt werden sollte vielleicht auch noch ein Ausgehtipp: Take-chan Sushi 竹ちゃん寿司 ist ein richtig schöner, ländlicher Sushiladen. Laut, lecker, oft voll, humorvolle Atmosphäre. Im Ort fragen – es befindet sich im Zentrum und ist gut bekannt.
Anreise
Wakkanai hat einen Flughafen östlich der Stadt mit Linienflügen nach Sapporo 札幌, Tokyo Haneda 東京羽田 usw.
Drei Züge fahren täglich von Sapporo 札幌 nach Wakkanai – einer morgens, einer kurz nach Mittag und einer nachts. Alle sind Tokkyū 特急 (Expresszüge) und deshalb ziemlich teuer: Die einfache Fahrt kostet von / nach Sapporo 10’015 Yen und dauert fast 5 Stunden (nachts mit dem Schlafwagen länger). Man bezahlt fast nur noch die Hälfte wenn man Hin- und zurück mit einem speziellen Tarif kauft (nachfragen!) – der gilt aber nicht während der Hauptreisezeiten. Die Strecke ist JR – der Railpass kann benutzt werden.
Es verkehren auch kōsoku basu 高速バス (Schnellbusse) zwischen Wakkanai und Sapporo. Das einfache Ticket kostet rund 5’000 Yen.
Die Higashi-Nihonkai Fähren 東日本海フェリー (siehe Webseite) verbinden Wakkanai mit den Inseln. Von Mai bis September gibt es fünf Fähren am Tag sowohl nach Rishiri 利尻 als auch nach Rebun 礼文. Die erste fährt nach Rishiri um 6:30 morgens ab (knapp 2 Stunden, 1’980 Yen 2. Klasse). Nach Rebun beginnt man 6:50 (rd. 2 Stunden, 2’200 Yen). Im Winter werden es nur noch 2 Fähren.
Die mehrstöckigen Fähren sind sehr gross. Fahrzeuge können gegen Aufpreis mitgenommen werden. An Bord gibt es einen Kiosk und Getränkeautomaten.
Ein paar wenige Fähren verkehren auch zwischen Sakhalin und Wakkanai. Unbedingt vorher Visum besorgen wenn es nach Russland gehen soll!!!
Wer zum Kap Soya will (siehe oben), kann mit dem Bus fahren. Der Busbahnhof liegt gleich in der Nähe des Bahnhofs. Die Linie 10 fährt vier Mal am Tag zum Kap und zurück – kauft man Hin- und Rückfahrt, wird es mit 2’430 Yen etwas billiger. Die Tour dauert knapp 45 Minuten.
Übernachtung
Die Jugendherberge Moshiripa 稚内モシリパYH (siehe Webseite der JH) liegt mitten im Zentrum und damit nur wenige Minuten zu Fuss vom Bahnhof, dem Hafen und dem Eingang zum Park entfernt. Die Besatzung ist sehr freundlich und die Atmosphäre gut. Jugendherbergsmitglieder bezahlen 3,360 Yen, Nicht-Mitglieder 1,000 Yen mehr (internationale Mitgliedskarte reicht). Siehe auch
Es gibt auch einige wenige Hotels, aber nicht allzu viele und eher teuer.
Zu allgemeinen Übernachtungstipps siehe Übernachtungstipps Japan.