御殿場 Gotemba
Name:
Man kann es “Gotenba” oder aber auch “Gotemba” schreiben, aber “Gotemba” entspricht der wahren Aussprache eher. Der Name hat sogar eine Bedeutung – er bedeutet “Ort des Ansitzes”, also der Platz, an der eine reiche und/oder einflussreiche Person wohnt. Der heutige Ortsname ist erst seit 1914 in Gebrauch – vorher wurde der Ort 御厨 Mikuriya genannt. Das bedeutet wörtlich übersetzt “Götterküche” und ist der Ort, an dem der für Opfergaben bestimmte Reiskuchen (“mochi”) hergestellt wurde.
Lage:
Gotemba liegt am Fusse des Fuji-san, 90 Kilometer südwestlich von Tokyo, und im Westen der Präfektur Shizuoka. Das Stadtgebiet reicht vom Gipfel des Fuji-san bis zur Bergkette direkt bei Hakone.
Ansehen:
In der Gegend gibt es viel zu tun – es gibt eine Safari-Park, ein “Kinderland”, den Speedway, den Hoeizan genannten Nebenkrater des Fuji, sowie Toki-no-Sumika. Die meisten Besucher kommen allerdings hierher wegen des grossen Outlet-Parks.
Beschreibung
Die Gemeinde Gotemba hat rund 85,000 Einwohner, aber die verteilen sich auf ein ziemlich grosses Gebiet. Die Stadt selbst liegt auf 250 bis 700 Meter Höhe, direkt am Fusse des Fuji-san, und die Lage sorgt für ein besonderes Klima – zum einen ist es hier wesentlich kühler als in Tokyo, zum anderen regnet es aber auch deutlich mehr – im Schnitt fast 3’000 mm pro Jahr.
Die Gegend ist spätestens seit der Nara-Zeit, also dem 8. Jahrhundert, bewohnt. Der Ort hiess damals Mikuriya, und wurde beim grossen Ausbruch des Fuji-san im Jahr 1707 vollkommen verwüstet. Im Jahr 1889 wurde der Ort an das Bahnnetz angeschlossen, doch der Tag der Strecken- und Bahnhofseröffnung wurde zu einem traurigen Ereignis, denn in der Nacht davor gab es einen Großbrand in der Stadt, bei dem rund 1’000 Häuser niederbrannten. Kurioserweise geschah genau das gleiche auch am selben Tag in der Stadt Shizuoka – auch dort sollte die Strecke eingeweiht werden, doch in der Nacht davor brannten 1’100 Häuser nieder.
Seit 1912 ist der Ort Garnisonsstandort, und daran hat sich seitdem auch nichts geändert. Ein geschlagenes Drittel des Stadtgebiets, oder gut 65 Quadratkilometer, werden militärisch genutzt – durch die japanischen Selbstverteidigungskräfte, aber auch durch die US-Marines. Besonders auffällig ist der riesige Truppenübungsplatz am Fusse des Fuji-san – eine einmalige, riesengrosse, baumlose Fläche mit mannshohen Gräsern.
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Gotemba Premium Outlets 御殿場プレミアムアウトレット
Seit dem Jahr 2000 gibt es in Gotemba die Premium Outlets – ein riesiges Gelände mit insgesamt 210 Läden (ab Mitte 2020 sollen es 300 werden), die meisten davon sind Modegeschäfte. Outlet Center sind in Japan ein grosses Ding und äusserst beliebt, was unter anderem daran liegt, dass man in Japan Markensachen liebt. Die Grundidee der Outletläden ist, das hier Sachen vom Vorjahr oder Produkte mit leichtem Makel für günstigere Preise verkauft werden – wenn man bedenkt, wie viele Outletcenter es in Japan gibt, und wie gut frequentiert die Geschäfte sind, darf man jedoch bezweifeln, dass hier nur alte Sachen und Ausschussware verkauft werden.
Der Outlet-Park war bereits vor der Erweiterung im Jahr 2020 unangefochten die Nummer 1 in Japan. Die 45’000 Quadratmetern Ladenfläche machten im Jahr 2018 insgesamt rund 800 Millionen Euro Umsatz, und es gibt über 5’000 Parkplätze rund um das Gelände. Rund 10 Millionen Besucher zählt man pro Jahr – und darunter sind nicht wenige Touristen aus China, Thailand und Südkorea und anderswo, die mit Bussen von Tokyo hierher fahren.
Die Beliebtheit der Premium Outlets Gotemba ist zu einem guten Teil der Lage zu verdanken – der Fuji-san thront über dem Gelände, Hakone ist sehr nah, und die Autobahnabfahrt der Tōmei-Autobahn, die Tokyo mit Nagoya verbindet, liegt auch direkt nebenan.
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Toki-no-sumika 時之栖
Am Stadtrand liegt der Toki-no-Sumika-Komplex – wörtlich “das Zeitnest” – ein etwas schwer zu beschreibendes Konglomerat aus Hotels, heißen Quellen, Restaurants, Läden, Museen, Spiel- und Sportstätten. Den Komplex gibt es seit 1994, und er wird von Yonekyū K.K betrieben, einem großen Lebensmittelhersteller aus Numazu, einer nahegelegenen Stadt in der Präfektur Shizuoka. Toki-no-sumika ist besonders bei Familien beliebt, aber auch bei Firmen, die hier gern ihr Mitarbeitertraining oder Mitarbeiterfeiern organisieren. Die Mischung ist dabei etwas seltsam – es gibt ein recht modernes, aber gesichtsloses grosses Hotel, eine seltsame Ansammlung kugeliger Hütten zum Übernachten, ein Ansammlung europäisch anmutender Häuser, und gleich in der Nähe eine typisch japanische, rote Stufenbrücke – sowie einige andere Gebäude. Das ganze ist sehr bunt zusammengewürfelt. Daneben gibt es auch einen grossen Spielplatz für kleine und grosse Kinder, der bis ungefähr 2017 Eintritt kostete, dafür aber auch einiges bot. Nun ist der Spielplatz kostenlos, aber die besten Attraktionen sind leider verschwunden.
Für Erwachsene, vor allem aber für Deutsche, ist Toki-no-sumika durchaus interessant, denn hier kann man sogar ein Stück Heimat erleben. Mitten im Komplex steht die lokale Brauerei Gotemba Kōgen Bier 御殿場高原ビール mit Bierrestaurant und deftiger Haushaltskost, inklusive gegrilltem Fleisch, Würstchen, aber auch Pizza und ein paar eher japanische Gerichte. Das Bier – hier werden natürlich mehrere Sorten gebraut – ist durchaus passabel, und das Essen auch. Einzig die stereotypisch deutsche Gute-Laune-Schunkelei-Musik ist nicht jedermanns Sache, aber das ist eben auch ein Stück Heimat.
In Toki-no-sumika gibt es zudem einen Lebensmittelladen mit einem für japanische Verhältnisse üppigen Käseangebot (mit internationalen und nationalen Sorten) sowie zahlreiche Wurstwaren aus der Region, die über die Qualität der Standardmarken herausreichen. Zahllose japanische Spezialitäten aus der Region dürfen natürlich auch nicht fehlen.
Seit dem Jahr 2000 lockt Toki-no-Sumika die Besucher auch mit den in Japan so beliebten “Illuminations” an – Lichterkunst, bestehend aus vielen Tausend Lichtern. Dazu gehört zum Beispiel ein Lichtertunnel und zahlreiche beleuchtete oder leuchtende Kunstobjekte. Die Lichterschau findet vor allem in den Wintermonaten statt, und die Sache ist durchaus sehenswert. Man sollte also durchaus mal eine Nacht hier verbringen, um das ganze auch richtig auszukosten (mehr siehe unten, unter Übernachtung).
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Chichibu-no-miya Gedenkpark
In umittelbarer Nachbarschaft des riesengrossen Outlet-Geländes liegt ein kleiner, aber feiner Park – der Chichibu-no-miya-Gedenkpark, der als einer der schönsten 100 historischen Parks von Japan gilt.
Doch erstmal zum Namen: 秩父宮雍仁親王(Chichibunomiya Yasuhitoshinnō) war der zweite Sohn des nur kurz regierenden Taishō-Kaisers und der jüngere Bruder des Shōwa-Tennō, der von 1926 bis 1989 auf dem Chrysanthemen-Thron sass. Prinz Chichibu, wie er normalerweise betitelt wurde, war zweiter in der Thronfolge und widmete sich eher repräsentativen Aufgaben. Der englisch sprechende Prinz war vor und nach dem zweiten Weltkrieg aktiv am Aufbau der japanisch-britischen Beziehungen beteiligt und ausserdem Patron zahlreicher Sportarten und -aktivitäten. So sorgte er zum Beispiel dafür, dass Rugby in Japan Fuss fassen konnte, und das mit Erfolg – Rugby ist noch immer sehr populär, erst recht seit der Rugby-WM 2019 in Japan.
Prinz Chichibu war auch Generalmajor der kaiserlichen Armee, doch er erkrankte 1940 an der Tuberkulosis und verbrachte seitdem den Grossteil seiner Zeit auf seinem Anwesen in Gotemba. Dieses Anwesen ist heute zentraler Teil des Gedenkparks. Der Prinz verstarb 1953 an den Folgen der weißen Pest.
Der Park ist relativ weitläufig und umschliesst ein wunderschönes, traditionell japanisches Haus. Zahlreiche Blumen- und Baumarten sind hier gepflanzt, und es gibt gar einen (noch immer begehbaren) Luftschutzbunker aus der Zeit des 2. Weltkrieges. Auch das Besucherzentrum ist einen kurzen Blick wert. Für Botaniker ist der Park eine Wonne, und für alle anderen ein schöner Ort für einen entspannten Spaziergang. Der Eintritt kostet 300 Yen für Erwachsene, Kinder bis 15 Jahre zahlen die Hälfte.
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Umgebung
Nicht mehr im Stadtgebiet von Gotemba, sondern in der Nachbargemeinde Susono gelegen, gibt es den Fuji Safari Park. Von Gotemba aus sind es nur rund 10 Kilometer Luftlinie, und zwar Richtung Gipfel des Fuji-san. Der Park liegt auf rund 850 Meter Höhe und ist in Habitate unterteilt, durch die man entweder mit dem eigenen Auto, mit einem Auto und Begleiter des Parks (erinnert ein bisschen an Jurassic Park) oder mit einem der Safaribusse fahren kann, aus denen man auch Tiere füttern und aus nächster Nähe sehen kann. Amurtiger und Löwen, Elefanten, Bären, Nashörner, Geparden und so weiter und so fort – an Tieren mangelt es in dem Park auf jeden Fall nicht. Man kann hier auch nicht nur auf Tages-, sondern auch auf Nachtsafaris gehen.
Die Preise sind allerdings auf der üppigen Seite – Erwachsene (ab 16 Jahren) zahlen 2’700 yen pro Person, Kinder 1’500 yen. Bus- oder Jeeptouren kosten natürlich extra. Wer mit Familie unterwegs ist und Zeit zum totschlagen hat, kann sich hier durchaus eine gute Stunde lang an allerlei ortsfremden Tieren ergötzen.
Auch sonst mangelt es nicht an interessanten Orten in der Gegend – die berühmten 5 Seen des Fuji (Fuji-Goko) liegen nur wenige Kilometer weiter nördlich, und Hakone nebst See, heißen Quellen, Seilbahn und Schwefelquellen liegt nur ein paar Kilometer östlich der Stadt.
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Anreise
Gotemba liegt direkt an der wichtigen 東名道 Tōmeidō, der Autobahn zwischen Tokyo und Nagoya. Ohne Stau braucht man von Tokyo aus mit dem Auto gerade mal 90 Minuten, mit Staus (und die sind sehr häufig) gern auch 3 Stunden oder sogar mehr.
Die Zugverbindung ist leider alles andere als ideal. Nur 5 Mal am Tag fahren Direktzüge von Tokyo nach Gotemba – von Shinjuku, mit der Odakyu-Linie. Die Fahrt dauert rund 100 Minuten und kostet 3’060 Yen. Da die Odakyu-Linie eine private Linie ist, kann der Railpass nicht benutzt werden. Alternativ kann man auch mit den normalen Zügen fahren, muss dann aber in 新松田 Shinmatsuda umsteigen. Die Fahrt dauert dann mit Umsteigen rund 2 Stunden und 20 Minuten, kostet dann aber nur 1’300 Yen. Von Gotemba kann man mit der JR Gotemba-Linie weiter Richtung Westen fahren – bis nach 沼津Numazu, von wo aus schnelle wie langsame Züge weiter nach Shizuoka und Nagoya fahren.
Alternativ kann man auch mit dem Bus von Tokyo fahren – das dauert ungefähr zwei Stunden (so es keinen Stau gibt). So gibt es unzählige Direktbusse von diversen Hotels und den grösseren Bahnhöfen in Tokyo und Yokohama zum Outlet-Park. Die kosten rund 3,300 Yen für die Hin- und Rückfahrt. Eine Übersicht gibt es hier.
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Übernachtung
Im oben erwähnten Toki-no-sumika-Komplex gibt es diverse Hotels – besonders interessant sind hier die seltsam anmutenden runden Hütten mit dem Namen スローハウスヴィラ Slow House Villa. Insgesamt gibt es 65 kreisrunde Hütten, in denen bis zu vier Personen übernachten können. Die Übernachtung kostet hier rund 10,000 yen pro Person und Nacht mit Frühstück und Abendessen. Auf dem Gelände gibt es auch eine heiße Quelle, die man als Übernachtungsgast frei benutzen kann. Mehr Informationen dazu gibt es hier (Englisch). Die Hütten sind drollig eingerichtet und haben oft ein Thema – Peter Rabbit zum Beispiel. Für Familien mit Kindern besonders empfehlenswert.
Zu allgemeinen Übernachtungstipps siehe Übernachtungstipps Japan.
Was macht man an einem Tag mit unschönem Wetter und einem letzten Shizuka Pass Tag. Wir fuhren nach Gotemba und dann mit dem kostenlosen Shuttelbus zum Outlet. Dank der Arkaden konnte man trockenen Fusses herumspazieren. Da mit kleinen Koffern unterwegs, bestand keine Gefahr Unnützes zu kaufen.
Unser Highlight war ein Bäcker. Sehr teuer aber auch sehr gut.
Wir blieben nicht lange, sondern fuhren weiter durch Japans schöne frühlingsgrüne Landschaft.