諏訪
Region | 中部 Chūbu | |
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Präfektur | 長野県 Nagano | |
Rang | ![]() |
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Name | Der Name setzt sich aus den Schriftzeichen 諏 (SU, SHU, haka-ru, to-u) für “fragen, sprechen” und 訪 (HŌ, oto-zureru, tazu-neru) zusammen. Die beiden Schriftzeichen gehören hier zusammen und haben nur in diesem Zusammenhang eine gesonderte Lesung. Früher wurde der Name mit allen möglichen Schriftzeichen geschrieben. Der Ursprung ist nicht gänzlich geklärt – möglicherweise stammt her von der Ortsbeschreibung “am Rand der Sandbank” ab – die jetzigen Schriftzeichen wurden später aus ästhetischen Gründen ausgewählt. | |
Lage | Suwa liegt beinahe genau im Zentrum der großen Präfektur, auf halbem Wege zwischen Kōfu im Südosten (rund 70 km) und Matsumoto im Nordwesten (rund 40 km). Der See und der Ort liegen im höheren Teil eines langen, tektonischen Grabens, der sich hier vom Pazifik bis zum Japanmeer erstreckt. Bis Tokyo im Osten sind es knapp 200 Kilometer, Nagoya im Südwesten ist fast genauso weit entfernt. | |
Ansehen | Die Schreine rund um den See. Der See selbst. Die Bergwelt der Umgebung. |
Suwa – Beschreibung
Der Name Suwa steht sowohl für den See (mehr dazu siehe unten), die nähere Umgebung, die Stadt Suwa am Südostufer des Sees sowie den Suwa-Schrein, einem der größeren Schreine Japans. Die Stadt mit dem gleichen Namen (諏訪市) erstreckt sich entlang südwestlich-nordöstlicher Richtung, ist knapp 110 Quadratkilometer groß und hat gut 45’000 Einwohner. Der Norden des Sees gehört zum Landbezirk Suwa (諏訪郡) – dieser Kreis hat knapp 40’000 Einwohner und ist gut 250 Quadratkilometer groß, der Nordwesten wiederum gehört zur Stadt (岡谷市) – diese Stadt hat rund 45’000 Einwohner und ist 85 Quadratkilometer groß. Rund um den See leben also mehr als 120’000 Einwohner – die Region ist also relativ dicht besiedelt und gut entwickelt.
Die Gegend rund um den See ist seit Jahrtausenden besiedelt – und sie spielte ununterbrochen eine relativ wichtige Rolle. Seit ungefähr 1600 befanden sich hier die 44. und letzte Station des Kōshū-kaidō sowie die 29. Station des Nakasendō, beides sehr wichtige Handelsstrassen, die vom 17. bis zum 19. Jahrhundert Edo (das heutige Tokyo) mit den Provinzen verband.
Der Grund für die bis heute andauernde Beliebtheit liegt auf der Hand: Der See liegt in einem relativ geschützten Tal, umgeben von bis zu 3000 Meter hohen Bergen. In der Gegend gibt es zudem auch einige heiße Quellen, in denen man gut entspannen kann. Im Sommer wird es verhältnismäßig heiß, doch im Winter ist es weit weniger kalt und schneereich als in der näheren Umgebung.
Da es rund um den See auch zahlreiche Industriebetriebe gibt, ist der Einwohnerschwund von Suwa weit weniger drastisch als in den meisten anderen ländlichen Gegenden Japans.
In Suwa wird eines der spektakulärsten Feste (matsuri) gefeiert – das 御柱祭, wörtlich “das Fest des (Baum)stammes”. Unter dem Namen ist es zumindest weitläufig bekannt – der eigentliche Namen ist wesentlich länger und beschreibt den Zweck etwas besser – es geht um die Erneuerung der örtlichen Schreine (siehe unten). Bei dem Fest werden insgesamt 16 Momi-Tannen aus den Bergen geholt – die dafür ausgesuchten Bäume müssen mindestens 17 Meter hoch und mehr als 150 Jahre alt sein. Das Fest besteht aus mehreren Elementen – mit Abstand der wildeste Teil ist das 山出し, das Holen der Baumstämme aus den Wäldern. Das dauert 3 Tage und wird mit hunderten Teilnehmern und riesigen Seilen bewerkstelligt. An einem besonders steilen Hang “reiten” mehrere Menschen auf den tonnenschweren Baumstämmen herunter. Das ist riskant – dieses Festival findet alle 6 Jahre statt, und fast jedes Mal bezahlt mindestens ein Teilnehmer das Fest mit dem Leben – so geschehen 1980, 1986, 1992, 2010 und 2016.
Die Bergetappe des Festivals findet im April statt, die Seeetappe im Mai. Die aus den Bergen herangeholten Baumstämme werden dann auf die verschiedenen Schreine (siehe unten) verteilt. Die nächsten Termine für das Matsuri sind 2028, 2036 und 2042. Mehr zum Zeitplan und dem Fest an sich findet man auf onbashira.jp.
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Suwa-See (諏訪湖)
Der Suwa-See liegt fast in der Mitte der Präfektur Nagano im gleichnamigen Talkessel, welcher wiederum Teil der Fossa Magna, dem “Großen Spalt”, ist. Dieser “Spalt” erstreckt sich von der Pazifikküste bis zur Japanmeerküste und wird von zwei gewaltigen Verwerfungen im Osten und Westen begrenzt – geologisch trennt diese Zone (Nord)Ostjapan von Westjapan beziehungsweise die eurasische von der nordamerikanischen Kontinentalplatte. Der Graben ist rund 6 Kilometer tief – wurde aber im Laufe der Zeit mit Sedimenten aufgefüllt. “Entdeckt” wurde die Fossa Magna von Heinrich Edmund Naumann, einem deutschen Geologen, der auf Einladung des Tennō seit 1875 in Japan Geologie lehrte. Seine Erkenntnisse zur Entstehung des japanischen Archipels waren bahnbrechend – im Prinzip hatte er mit seinen Thesen trotz der damals geringen technischen Möglichkeiten Recht.
Der Suwa-See selbst ist ein sogenannter Grabensee, der aufgrund tektonischer Verwerfungen entstand. Die Seefläche beträgt knapp 13 Quadratkilometer – er ist damit ziemllich genau so groß wie der Scharmützelsee bei Berlin. Mit einer durchschnittlichen Wassertiefe von 4.7 Metern und einer maximalen Wassertiefe von 7.2 Metern ist er jedoch außergewöhnlich flach. Aufgrund der Eintragungen von den umliegenden Bergen ist der Suwa-See sehr nährstoffreich – dementsprechend beträgt die Sichttiefe nur gut einen Meter. Der See wird von insgesamt 31 Bächen und Flüssen gespeist – so gelangt zum Beispiel ein großer Teil des Schmelzwassers des Yatsugatake-Massivs in den See. Entwässert wird der See jedoch nur durch den Tenryū-Fluss, der von hier Richtung Süden und dann bei Hamamatsu in den Pazifik fließt.
Der See hatte ursprünglich – bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts – eine so gute Wasserqualität, dass man hier die in der japanischen Küche so wichtigen 蜆 (Körbchenmuscheln) züchten konnte. Mit der Industrialisierung sowie der zunehmenden Landwirtschaft in der Region wurden dem See die vielen Zuflüsse zum Verhängnis – der Nähr- und Schadstoffeintrag war so groß, dass der See kippte – ein das Wasser färbte sich grün, der See begann zu stinken. Seit den 1990ern bemüht man sich darum, das Gewässer so weit es geht zu renaturieren. Seitdem wurden spürbare Fortschritte gemacht – doch vom ursprünglichen Zustand ist man trotzdem noch weit entfernt.
Da der See so flach ist, friert er im Winter relativ schnell zu – so war es zumindest seit Menschengedenken der Fall. In den Kriegsjahren machte man sogar Panzerübungsfahrten und Flugzeuglandungen auf dem Suwa-See. Doch die globale Erwärmung und der Eintrag von Brauchwasser sorgt dafür, dass der See immer seltener zufriert – und tut er es doch, ist das Eis oftmals nicht dick genug, um die Oberfläche zu betreten. Es gab aber schon immer sieben Stellen, an denen der See nicht zufror – der Grund ist aus dem Untergrund strömendes, heißes Wasser.
Heute wird der See hauptsächlich für Wassersportarten benutzt – vom Rudern über Wasserski bis zum Kayak ist alles dabei. Im August wird von der Seeoberfläche ein gewaltiges Feuerwerk gezündet – mit rund 40’000 Böllern gehört dies zu den größeren Feuerwerken in ganz Japan.
Auch sonst ist die Gegend für Sportfreunde ideal: Ganz vorbildlich führen zwei getrennte Wege rund um den See – ein Radweg (durchaus selten in Japan) und ein Weg für Fußgänger beziehungsweise Jogger. Eine Runde um den See ist in etwa 16 Kilometer lang – und am Ostende des Sees kann man seine Füße in einem kostenlosen, warmen Fußbad entspannen. Alljährlich findet im Oktober der Suwa-Marathon statt – an dem dürfen 7000 Personen teilnehmen.
Am besten sieht man den See vom kleinen 立石公園 – einem kleinen Park ein paar hundert Meter oberhalb des Ostufers. Der Park beziehungsweise die Aussicht von dort auf den See taucht in dem Anime 君の名は。 auf und erlangte deshalb einige Berühmtheit in Japan.
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Rund um den See gibt es vier größere Schreine, die alle den Namen “Suwa” beinhalten – die Namen können hier etwas verwirrend sein, denn es gibt eine Oberen und einen Unteren Schrein. Der Obere Schrein besteht aus dem Hauptschrein und dem Vorschrein – der Untere aus dem Frühjahrs- und Herbstschrein. Der größte Schrein heißt mit vollem Namen Suwa Taisha Kamisha Honmiya “Hauptschrein des Oberen Schreins des Großen Schreins von Suwa”.
Ursprünglich gab es hier zwei Schreine, doch diese wurden irgendwann zum Suwa-Schreinkomplex zusammengelegt. Beim Suwa-Schrein handelt es sich immerhin um einen der ältesten Schreine Japans – laut dem Anfang des 8. Jahrhunderts entstandenen Werk “Japanchroniken (Nihon Shoki)”, gab es den Suwa-Schrein bereits Ende des 7. Jahrhunderts. Und wie bei jedem Schrein ist auch dieser einer gewissen Gottheit (also einem kami) gewidmet – in diesem Fall einem Gott namens Takeminakata, der den Annalen zufolge einst zum Suwa-See floh. Er steht für Wind, Wasser, Landwirtschaft, aber auch für die Jagd und die Kriegskunst, weshalb er unter anderem vor allem von Samurai verehrt wurde. Der untere Schrein ist Yasakatome, der Gefährtin von Takeminakata, gewidmet.
Die vier Schreine am See sind nicht die einzigen, die den Namen Suwa tragen: Rund um den See gibt es insgesamt 60 davon (einige sind jedoch nicht mehr als ein sehr kleines Schreintor nebst Baum) – und im Rest des Landes sage und schreibe rund 25’000, die oft “Suwa-sha” oder Suwa-jinja genannt werden. Die Schreine am Suwa-See bilden dabei den Oberschrein, von dem dann die Reliquien auf die zahlreichen Ableger verteilt werden. Die Suwa-Scheine gehören zur Mishaguji genannten Strömung im Shintoismus – diese unterscheidet sich von anderen Strömungen durch die kami, die verehrt werden, sowie manchmal auch auf die Art und Weise, wie die kami verehrt werden. Diese Strömung findet man im Prinzip nur auf der Pazifikseite Japans zwischen der Kanto-Gegend um Tokyo bis nach Kyoto.
Das Schreingelände ist ziemlich groß und liegt gut 5 Kilometer südöstlich der Südspitze des Sees. Auf dem Weg zum Torii, dem großen Torbogen des Schreins, gibt es eine kleine Ladenzeile mit Souvenirgeschäften, Cafes und allerlei Leckereien. Vor dem Hauptkomplex ragen zwei kahle Baumstämme empor – sie gehören zu den Bäumen, die während des Onbashira-Matsuri unter viel Aufwand von den Bergen geholt wurden.
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Rund 2 Kilometer nördlich vom Nordufer des Sees entfernt – am Waldesrand – liegt der Harumiya, der “Frühlingsschrein”, welcher Teil des Shimosha (Unterer Schrein) des Suwa-Schreins ist. Dieser Schrein ist etwas kleiner als der Hauptschrein und beherbergt ebenfalls zwei große, kahle Baumstämme, die beim Onbashira-Matsuri hierher geschafft wurden. Die Schreinanlage liegt direkt am Nakasendō, der zwischen dem 17. und 19. Jahrhundert so wichtigen Handelsstraße. Läuft man auf den Schrein zu, sieht man in der Straßenmitte erstmal eine sehr kleine, überdachte Brücke – diese 下馬橋 genannte Brücke stellt das älteste Bauwerk des Schreins dar, denn sie wurde bereits in der Muromachi-Zeit, zwischen dem 14. und 16. Jahrhundert gebaut.
Auch in diesem Schrein stehen zwei große, kahle Baumstämme – die onbashira, die während des ein Mal in sechs Jahren stattfindenden Matsuri aus den Bergen geholt werden.
Läuft man vor dem Schrein (und noch vor dem Torii) die Straße nach links und wenig später den To-Fluss entlang nach rechts (aber auf der linken Seite des Flusses) stösst man nach ein paar Gehminuten auf eine seltsam anmutende Steinfigur. Diese 万治の石仏 (wörtlich: “Steinbuddha der zehntausend Heilungen”) genannte Statue wurde im Jahr 1660 erschaffen. Sie erlangte 1974 landesweite Berühmtheit, als Okamoto Tarō, einer der bedeutendsten japanischen Maler und Bildhauer des 20. Jahrhunderts, über die Statue schrieb. Dabei fiel der Vergleich mit den berühmten Statuen auf der Osterinsel, und in der Tat – sie erinnert wirklich unweigerlich an die Moai.
Für die Statue gibt es eigens eine Prozedur: Man soll sich vor die Statue stellen, sich ein Mal verbeugen, ein Mal die Hände zusammenlegen und dann “Yorozu osamarimasu yō ni” sagen (bzw. denken). Das bedeutet in etwa “soll alles heil werden”. Dann soll man den Buddha drei Mal im Uhrzeigersinn umrunden – und sich dabei etwas wünschen, ohne es zu sagen. Danach stellt man sich wieder vor den Buddha, sagt “yorozu osamemashita” (alles ist gut geworden) und verbeugt sich dann. So soll dann das Gewünschte in Erfüllung gehen.
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Ebenfalls am Wald- beziehungsweise Stadtrand und nur einen guten Kilometer südöstlich vom Harumiya entfernt befindet sich der Akimiya, wörtlich der “Herbstschrein” – zusammen mit dem Harumiya bildet dieser den “Unteren Schrein” des Suwa-Taisha.
Die Schreinanlage fällt durch die gewaltigen Shimanawa – handgeflochtene, verschlungene Seile, die die Anwesenheit eines Kami verkünden – auf. Die Shimenawa in diesem Schrein sind zwar bei weitem nicht so groß wie die vom Izumo-Taisha, aber dennoch eindrucksvoll genug. Vor dem Hauptgebäude sitzen zwei 狛犬 – mythische Wesen, halb Löwe, halb Hund, die an vielen Schreinen das Heiligtum hüten. Dem genauen Betrachter fällt dabei auf, dass bei den sich gegenübersitzenden Löwenhunden der rechte stets das Maul geöffnet hat – 阿形 heißt das, wobei das “a”, aus dem Sanskrit stammend, für den ersten formulierten Laut steht. Der linke Löwenhund hat stets sein Maul geschlossen – 吽un heisst diese Form, und das “un” steht im Sanskrit für das Ende der Dinge. Die Wächterfiguren stehen also für Anfang und Ende, oder Yin und Yang, also für den Dualismus in allen Dingen.
Eine Besonderheit des Akimiya-Schreins ist das 手水 – das Wasser, mit dem man sich die Hände wäscht (und den Mund spült, aber viele lassen das aus), bevor man das Innere des Schreins betritt: Normalerweise fliesst hier kaltes Wasser, doch hier gibt es tatsächlich warmes, aus dem Boden stammendes Onsen-Wasser.
An der Seite des Schreins gibt es auch eine kleine “Schatzkammer” – der Eintritt in den Tempel ist frei, doch wer die Schätze sehen möchte, zahlt 500 Yen Eintritt. Die Schätze bestehen aus Gegenständen für 御神徳 – für den Mens.chen positiv wirkende Kräfte der kami.
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Anreise
Der Suwa-See liegt an der JR中央線, der “Zentrallinie”, die grob dem alten Handelsweg Nakasendō folgt und Tokyo mit Nagoya verbindet. Entlang dieser Linie gibt es drei Bahnhöfe in Seenähe: Kami-Suwa unweit des Ostufers, Shimosuwa nördlich des Nordufers und Okaya unweit des Westufers. Der Azusa-Expresszug von Shinjuku nach Matsumoto ist mit Abstand die beste Wahl, um von der Hauptstadt zum See zu gelangen – der Zug braucht gerade mal gut 2 Stunden und kostet 5980 Yen pro Fahrt. Von Kami-Suwa bis Matsumoto sind es dann noch einmal 25 Minuten.
Der See ist von Tokyo und Nagoya auch leicht mit dem Auto erreichbar, denn die Chūō-Autobahn führt direkt am Südwestufer vorbei (dort gibt es auch eine Raststätte, von der man den ganzen See gut einsehen kann). Als Tagesausflug mit dem Auto ist der See jedoch nicht allzu gut geeignet, denn bei der Rückkehr nach Tokyo steht man, vor allem an Wochenenden, auf jeden Fall ein paar Stunden im Stau. Ohne Stau benötigt man rund 3 Stunden für die einfache Fahrt.
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Übernachtung
Es gibt zahllose Übernachtungsmöglichkeiten – Hotels, Ryokan, Airbnb und so weiter. Die höchste Konzentration an Hotels und Ryokan findet man entlang der Seepromenade am Ostufer. Auch rund um den Akimiya-Schrein gibt es ein paar feine, aber gehobenere Ryokans.
Da via Airbnb übernachtet keine speziellen Tipps für Hotels oder Ryokan.
Zu allgemeinen Übernachtungstipps siehe Übernachtungstipps Japan.