Die japanische Tourismusbehörde gab gestern Zahlen bekannt¹, nach denen allein im Juli diesen Jahres fast 2,7 Millionen Touristen nach Japan kamen. Das ist nicht nur ein Anstieg von 16,8% im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, sondern auch einsamer Rekord – jener lag nämlich bisher bei 2,3 Millionen (im Juli 2016). Der Juli ist auch keine Ausnahme – auch wenn man sich den Zeitraum Januar bis Juli anschaut, beträgt der Anstieg der Besucher rund 17%. Knapp 800’000 Besucher im Juli kamen aus China (ein Anstieg von 6,8%), rund 650’000 aus Südkorea (ein saftiger Anstieg von 44%). Etwas mehr als die Hälfte der Besucher kommt also aus jenen beiden Ländern, aber man vermerkte auch gleichzeitig einen starken Besucheranstieg aus Vietnam, den Philippinen, Malaysia und anderen südostasiatischen Ländern.
Der Juli ist traditionell und aus guten Gründen Saison, aber ein wichtiger Grund fûr den Anstieg sind vor allem die LCC, die Billigfluglinien, die zunehmend auch Japan ansteuern. So wurde vor kurzem erst der Terminal 3 des Flughafens von Narita fertiggestellt – dieser dient ausschliesslich den LCC (man könnte da unken, dass die Fahrt von Narita nach Tokyo bald teurer ist als der Flug nach Japan). Doch es ist bei weitem nicht nur Tokyo: So erfreut sich zum Beispiel Osaka bei chinesischen Touristen steigender Beliebtheit, denn es ist schneller zu erreichen, und da in Kansai mehr Chinesen leben als zum Beispiel in Tokyo, kommt man dort auch mit Chinesisch überall weiter.
Überrascht bin ich von den Zahlen nicht. Als ich Anfang August wegen einer Konferenz in Osaka weilte, traf ich einen Geschäftspartner am frühen Abend bei Ebisubashi, dem beliebten Treffpunkt bei der Dotombori. Japanisch war da kaum zu hören – eher Chinesisch. Vor den Ramen- und Okonomiyaki-Restaurants standen sich die Besucher die Beine in den Bauch, so dass ein Essen dort gar nicht in Frage kam. Vor einer Woche schließlich begab ich mich mit meinem Besuch nach Asakusa, dem beliebten Tempelviertel in Tokyo. Dort war ich pflichtgemäß auch bei meinem ersten Japanaufenthalt vor über 20 Jahren, aber mein letzter Besuch in Asakusa liegt schon über 10 Jahre zurück. Damals schon war es relativ voll, aber das war kein Vergleich zu den Menschenmassen, die sich dort heutzutage durch die Nakamise-dori drängen. In einem kleinen Geschäft für Büttenpapier kam ich da mit einer Verkäuferin auf die Massen zu sprechen – sie meinte, dass die Anzahl der Besucher vor circa 4 Jahren schlagartig zugenommen hat. “Na das sollte ja dann wenigstens gut für’s Geschäft sein” merkte ich noch an, aber sie winkte ab: Die meisten kaufen eh nichts. Nun ja, ob das nun stimmt oder nicht, sei dahingestellt.
¹ Die offizielle Pressemitteilung befindet sich hier, eine englische Zusammenfassung gibt es hier.
Das kann schon stimmen, denn während sich mehr Memschen den Flug leisten können hat die Kaufkraft für diese Zielgruppe nicht besonders zugenommen. Ich sehe das hier in Thailand ebenfalls, die Besucherzahlen stekgen aber immer mehr Geschäfte machen dicht…