Es ist schon verrückt — es ist gar nicht so lange her, dass man für einen US-Dollar weniger als 110 Yen zahlte. Heute bezahlte man für einen Dollar knapp 157 Yen. Das ist ein kräftiger Verfall der japanischen Währung, und ein Ende scheint nicht in Sicht. Genau deshalb richteten sich die Augen vieler in dieser Woche auf die Bank of Japan (BoJ), die in solchen Fällen intervenieren… könnte. Doch heute wurde beschlossen, den billigen Yen einen billigen Yen sein zu lassen. Der Grund dafür könnten unter anderem die Spitzen der Industrie sein, denn Meldungen wie die heutige — “Toyota sets records for output and sales” 1 (Hauptschlagzeile: Export von Toyota um 5% gestiegen) — verweisen auf den positiven Effekt des billigen Yen. Der Durchschnittsbürger hat davon leider nicht viel, ganz im Gegenteil: Laut dieser Meldung2 werden im Juni und dann wahrscheinlich noch einmal im Juli die Strom- und Gaspreise kräftig steigen. Einerseits liegt es darin, dass die Regierung die momentan noch bestehene Deckelung der Preise halbiert, andererseits natürlich auch darin, dass die Rohstoffpreise für die Energieerzeugung aufgrund des billigen Yens kräftig steigen.
So gesehen findet gerade eine ordentliche Umverteilung von Vermögen von unten nach oben statt — die, die ohnehin schon nicht viel verdienen, werden noch stärker für Strom, Wasser und Lebensmittel zur Kasse gebeten. Und die Wenigen, die von einem kurzfristig erstarkenden Exportsektor profitieren, können sich über deutlich wachsende Umsätze freuen. Dazu zählt freilich auch die Tourismusbranche, denn der günstige Yen spült so viele Besucher wie nie zuvor ins Land. Das ist alles schön und gut, doch wenn das längere Zeit so weitergeht, wird sich Japan bald amerikanischen Verhältnissen annähern, denn die Kluft zwischen arm und reich wird deutlich spürbar immer größer. Die Zeit, als sich gut 90% aller Japaner dem eigenen Empfinden nach zur Mittelschicht zählten, ist dann endgültig vorbei.
Just zur Unzeit kommt da auch der Vorschlag der Regierung, wie man die Maßnahmen zur Ankurbelung der Geburtenrate finanzieren möchte — im Gespräch ist da in erster Linie eine Art Bürgerabgabe von rund 1000 Yen pro Monat (jetzt gerade mal knapp 6 Euro). Das ist zwar nicht viel, aber damit wird wohl genau das eintreten, was ich persönlich befürchtet habe: Eltern mit Kinder im Alter, in denen Bildung am meisten kostet, werden nicht entlastet — sondern sogar noch zusätzlich belastet.
Gibt es Japan (für Zugewanderte oder generell) eine Option, sein Bankkonto in Dollar oder Euro zu führen, damit das Ersparte bzw. mitgebrachte Geld vom weiter sinkenden Yen-Kurs nicht an Wert verliert?
Die UFJ bietet Fremdwaehrungskonten an. Andere auch, glaube ich, aber die UFJ war da eine der ersten, was historische Gruende hat – vor der grossen Fusionswelle war die Bank of Tokyo das fuehrende Institut im Auslandsgeschaeft, und die ist dann spaeter in der UFJ aufgegangen.