BlogWikileaks - was kommt auf Japan zu?

Wikileaks – was kommt auf Japan zu?

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Wikileaks ist mal wieder in aller Munde – zwar sind bis zum heutigen Tag nur 598 von insgesamt 251’287 Dokumenten aus dem Fundus der amerikanischen Aussenpolitik veröffentlicht wurden, aber wie schon bei den Dokumenten zum Krieg in Irak und Afghanistan wurden die Dokumente bereits vorher diversen Nachrichtenmagazinen, namentlich DER SPIEGEL, der New York Times, dem Londoner Guardian, der Pariser Le Monde und Madrids El Pais zugänglich gemacht.
Nun haben sich ganz offensichtlich nur westliche Publikationen für eine Vorabveröffentlichung interessiert bzw. qualifiziert. Verständlicherweise stehen da Analysen zu Vorgängen im Fernen Osten, von Nordkorea einmal abgesehen, eher weiter unten auf der Dringlichkeitsstufe.
Dementsprechend ist Wikileaks momentan auch nur eine Randnotiz in den japanischen Medien wert – vor allem in Hinsicht auf Nordkorea-China-bezogene Dokumente und der Tatsache, was ein solcher Diplomatiegau in Zukunft für Auswirkungen haben werde. Aber man darf gespannt sein: Welche japanbezogenen Dokumente werden da wohl ans Licht kommen? Dass man japanische Politiker für austauschbar, schwer durchschaubar und teilweise hoffnungslos hält dürfte eine Selbstverständlichkeit sein. Obwohl ich mir nur schwer vorstellen kann, dass japanische Politiker gegenüber amerikanischen Botschaftsangestellten ähnlich geschwätzig sind wie diverse deutsche Politiker und Funktionäre. Aussenpolitisch gesehen darf man jedoch davon ausgehen, dass es einigen Zündstoff geben wird: Böse Kommentare oder Absichten dürften sich dabei jedoch im Hinblick auf japanisch-koreanische sowie chinesisch-japanische Beziehungen jeweils beiderseits die Waage halten.
Eine Frage interessiert freilich jedoch bereits jetzt schon die Medien hier: Ist an den Anschuldigungen gegenüber dem WikiLeaks-Gründer Julian Assange was dran – oder ist das ganze eine infame Kampagne irgendeines Geheimdienstes? Die Wahrheit wird wohl momentan nur Herr Assange wirklich kennen…
Das Wort des Tages: 漏洩 rōei. Beide Zeichen bedeuten “durchsickern”. Das Leck – auch im Zusammenhang mit 情報 jōhō – Information – benutzt.

tabibito
tabibitohttps://japan-almanach.de
Tabibito (旅人・たびびと) ist japanisch und steht für "Reisender". Dahinter versteckt sich Matthias Reich - ein notorischer Reisender, der verschiedene Gegenden seine Heimat nennt. Der Reisende ist seit 1996 hin und wieder und seit 2005 permanent in Japan, wo er noch immer wohnt. Wer mehr von und über Tabibito lesen möchte, dem sei der Tabibitos Blog empfohlen.

5 Kommentare

  1. Ich finde das Ganze echt so spannend, kann kaum abwarten bis mehr Dokumente veröffentlicht werden… und eine Blamage für führende Leute aus Wirtschaft und Politik ist das allemal. Es ist wie mit Schauspielern die von Paparazzis erwischt wurden, nur dass es eben um deutlich mehr geht. Ob Jennifer Aniston einen neuen Freund auf den Bahamas gefunden hat ist nämlich relativ egal. Die Art wie ein Politiker oder Firmenchef aber über seine Partner, Kollegen oder auch Kunden und Wähler redet – das hinterläßt doch einen bitteren Nachgeschmack über dessen Integrität… also ich kann es kaum abwarten mehr zu lesen. Wird nur hoffentlich von der Presse nicht zuuuu hochgeschaukelt werden…

  2. Mir scheint es als hätten fernöstliche Poltikier wenigstens einen Rest von Anstand, immerhin bedeutet “Vearntwortung übernehmen” dort noch etwas…auch in Wirtschaft und Politik. Könnte man sich hier und anderswo ne Scheibe von abschneiden!

  3. “Mir scheint es als hätten fernöstliche Poltikier wenigstens einen Rest von Anstand,”

    Darf ich darauf mal ein kurzes aber von Herzen kommendes “Muahahahahau” erwidern?

  4. @Marvin
    Grosser Irrtum! Muss mich da hawu leider anschliessen. In Wirtschaft – ja, vielleicht bzw. in vielen Fällen definitiv. In der Politik? Fehlanzeige!

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