Heute hat Tepco (The Tokyo Electric Power Company, Inc., im Japanischen kurz: 東電) seinen neuen 10-Jahres-Plan in Sachen Energiestrategie vorgelegt. Tepco – das ist der viertgrösste Stromerzeuger der Erde (Nr. 1 war E.on, Nr. 3 RWE – Stand 2007, nach verkauften Einheiten) und, der Name lässt es erahnen, hauptsächlich verantwortlich für die Versorgung von Tokyo und Umgebung.
Die guten Nachrichten zuerst. 10 Millionen Tonnen CO&sub2; pro Jahr weniger will man bis 2020 erreicht haben. Die schlechten Nachrichten: Im Auslandsgeschäft will man dies durch effizientere Kohle- und Ölkraftwerke erreichen, im Inland hingegen durch den Ausbau der Kernenergie. Alternative Energiequellen erscheinen im 10-Jahres-Plan eher unter der Rubrik “ferner liefen”. Im Klartext: Erneuerbare Energie lohnt nicht, im Ausland bauen wir auf fossile Brennträger weil billiger und im Inland auf Kernkraft, da sich eh keiner drüber aufregt. Nicht mal dann, wenn man wider besseren Wissens Kernkraftwerke auf seismisch äusserst aktiven Verwerfungen baut.
Einerseits ist die japanische Ausrichtung auf Kernenergie eine logische Sache: Das Land hat selbst keine fossilen Brennstoffe und ist zu 99.99% vom Weltmarkt abhängig. Andererseits verwundert es mich dann doch sehr, dass man a) nicht endlich mal damit anfängt, die Häuser ordentlich zu isolieren und b) auch auf Arten wie die Geothermalenergie setzt – wenn sich ein Land für diese Art der Energiegewinnung neben Island eignet, dann Japan.
Immerhin hat aber gestern Mitsubishi Estate Inc. z.B. beschlossen, alle Eigentumswohnbauten, die ab jetzt gebaut werden, von Anfang an mit Solaranlagen zu bauen. So können im Schnitt rund 10% Energie selbst erzeugt werden.
Das Wort des Tages: 再生可能エネルギー Saisei Kanō Enerugii – “erneuern-möglich-Energie”. Erneuerbare Energie (jaja, nicht gerade “physically correct”).
Apropos «keine fossilen Brennstoffe»: Hat denn Japan eigene nukleare Brennstoffe?
eine sehr gute Idee von Mitsubishi Estate. Mit der Solarenergie kann man ja dann die Klimaanlage betreiben, die die durch mangelnde Isolierung aufgeheizte Wohnung kühlt. Genial!
@Umij
Aber keinem weitersagen!
Geothermie scheint auf den ersten Blick eine gute Sache. Allerdings bin ich mir nicht sicher ob Japan wirlich der richtige Ort dafür ist. In Basel wo ich wohne, wurde eine Geothermiebohrung vorgenommen, und danach Wasser mit hohem Druck in heisses Tiefengestein gepresst. Die Folge waren Erdstösse, ausgelöst von Menschenhand. Zwar wurde mit Erschütterungen gerechnet, aber man ging davon aus das diese so schwach sind das sie von Menschen nicht wahrgenommen werden können. Es war aber sehr wohl spürbar, mehr noch es entstand leichter Sachschaden an Gebäuden von ca. 7 mio. Franken.
Die Bohrungen wurden gestoppt eine nachträgliche Risikoanalyse unter Verwendung der durch die Bohrungen gewonnenen Daten kommt zum Schluss das die Bohrung in einer Bruchzone (Rheingraben)für Geothermie ungeeignet sind. Mit anderen Worten Geothermie ist eine tolle Sache, aber sollte in dichtbesiedelten Gebiet das erdbebengefährdet ist, nicht zur Anwendung kommen.
http://bazonline.ch/basel/stadt/Erdbebenrisiko-deutlich-zu-gross-fuer-Geothermie-in-Basel/story/12803210
Da würde ich es mir zweimal überlegen ob es wirklich so eine gute Idee ist in Japan auf Geothermie zu setzen.
Naja nur weil man in der Schweiz gepatzt hat …
Viel wichtiger: Es gibt auch einen Weltmarkt fuer Uran, Haupterzeugerlaender sind meines Wissens Russland, Australien und ein Staat in Afrika (vergessen).
Japan selbst verfuegt ueber keine groesseren Uranvorkommen.
Es gibt auch geothermische Anlagen, die keine Tiefenbohrung nutzen sondern ein Flaechennetz spannen. Ist halt bloed wenn ueberall schon Beton liegt. So wie bei diesem Traumhaus zum Beispiel:
http://www.yatzer.com/A-House-Awaiting-Death-by-EASTERN-Design-Office
Die Japaner sind offensichtlich-im Gegensatz zu öko-verträumten Deutschen- Pragmatiker.Somit wird Deutschland zum nahezu letzten kernkraftverteufelnden und “Atomstrom”importierenden (!)Land in der Welt.Die “Einsparung”(sagt wer?) von 10%-wie im Artikel erwähnt-ist lächerlich wenig,also ist der Ausbau der Kernkraft sinnvoll.Auf jedenfall solange bis andere Energieformen konkurenzfähig sind.Sparsamer Umgang mit Energie,also Isolierung,Spritverbrauch,weniger energieverzehrende Kanji-Zeichen(!) etc.verstehen sich von selbst.
Hier ein hochinteressanter Bericht zum Thema: http://www.agenda-energie-lahr.de/files/WP-Schlussbericht_2006-08.pdf