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Unser Kaiser ist der Beste oder – Abgründe, Teil soundso

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Zeitung nur für Japaner

 

Es landet ja vieles bei uns im Postkasten – oft hat es etwas mit völlig überteuerten Pizzen, ebenfalls teuren (ob überteuert, weiss ich nicht) Hausbesuchen seitens ganz diskreter Damen, irgendwelchen Immobilien oder schlichtweg mit Rechnungen zu tun. Was ich dieses Mal im Briefkasten fand, war mir neu: Ein beidseitig bedrucktes Blatt im Zeitungsdesign mit dem klangvollen Namen „Kagayake Kirameke Nihonjin Shinbun“ „Erleuchte, Erstrahle Japaner Zeitung“ (die Übersetzung des Titels erfolgt bewusst im schlechten, zweideutigen Deutsch, denn so ist der japanische Titel auch mehrfach interpretierbar).
Angeblich ist es die vierte Ausgabe der „Zeitung“, herausgegeben vom „Kagayake Nihonjinkai (Erstrahle Japaner-Verein) – über die man aber nichts offizielles im Web findet. Die nicht gerade professionell erstellte Zeitung strotzt freilich nur so von nationalistischem Gedankengut – gespickt mit kleinen Karikaturen. Das ganze richtet sich hauptsächlich gegen die Verfassung (die quasi komplett von den Amerikanern nach dem Krieg geschrieben wurde), gegen die Bildung in Japan (die angeblich Japan in ein schlechtes Licht rückt) und die Wortwahl ist recht unmissverständlich.

Wer hat den längsten?

 

Beinahe unterhaltsam fand ich allerdings die Argumentationskette, die da zum Schluss kommt, dass der japanische Kaiser der mächtigste Mann auf Erden ist (siehe Ausschnitt links): Er ist machtvoller oder gleichzusetzen mit dem Papst – darunter erst kommt dann der gemeine Pöbel: Queen Elizabeth II, der amerikanische Präsident und darunter all die Ministerpräsidenten. Wer den QR-Code einliest, landet dann bei einem Video auf You Tube: Dort kann man zur besten Rambo III-Musik den wasserfesten, stichhaltigen Beweis für diese kühne These sehen. Sehr überzeugend.
So etwas gibt es freilich überall. Interessant ist allerdings, was man so liest, wenn man über diese Zeitschrift im Web sucht: hier fragt zum Beispiel jemand, ob jemand weiss, wer hinter dieser Zeitung steckt. Einzige Antwort: „Vielleicht in Japan lebende Koreaner, die damit ein gegenteiliges Ergebnis erzielen wollen“. Ist klar! Mir fiel es wie Schuppen aus den Haaren.
Das Wort des Tages: 輝く kagayaku. Erleuchten, funkeln, glitzern, erstrahlen.

tabibito
tabibitohttps://japan-almanach.de
Tabibito (旅人・たびびと) ist japanisch und steht für "Reisender". Dahinter versteckt sich Matthias Reich - ein notorischer Reisender, der verschiedene Gegenden seine Heimat nennt. Der Reisende ist seit 1996 hin und wieder und seit 2005 permanent in Japan, wo er noch immer wohnt. Wer mehr von und über Tabibito lesen möchte, dem sei der Tabibitos Blog empfohlen.

8 Kommentare

  1. *lach* Es gibt Dinge, die kann man nicht verstehen egal wie lange man darüber nachdenkt XD Aber somit hatte ich zumindest noch was zu lachen für diesen Abend.

  2. naja, jeder verbeugt sich vorm kaiser. schon schlüssig, oder? ;)

    son käse ist, wenn er nicht von irgendwelchen wirrköpfen gewaltsam umgesetzt wird, immer wieder unterhaltend.

  3. Bist du sicher dass es nicht der Nipponjinkai ist :D?
    Der Link im Text des Youtube-Videos ist auch sehr erheiternd, ganz besonders die Englische Tabelle der Adressierungen.

  4. wer sollte denn der Ursprung im Stammbaum sein (125)? Ansonsten kann ich in dem Video nicht wirklich irgendwelche Unterwürfigkeitsbekundungen erkennen. Übliche Höflichkeitsformen.

    Aber: die musikalische Untermahlung war nicht traditionell japanisch! Da muss noch dran gearbeitet werden! Vielleicht kann da jemand diesen … mal Bescheid geben ;)

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