BlogUni-Aufnahmeprüfung "Kyōtsū Test"

Uni-Aufnahmeprüfung “Kyōtsū Test”

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Am vergangenen Wochenende war es also soweit: Nach einem guten Jahr Vorbereitung – in Form von im Schnitt 12 Stunden büffeln, und das ohne einen einzigen Ruhetag – ging es für Kind #1 zum Allgemeinen Uni-Aufnahmetest. Morgens gegen 9 Uhr ging es am Sonnabend los – bis 18:20. Und das gleiche noch mal am Sonntag. Allgemeines zu dieser im ganzen Land gleichzeitig stattfindenden Prüfung mit dem Kurznamen kyōte habe ich ja bereits in diesem Artikel geschrieben.

Wenn man sich dermaßen lange und intensiv auf ein Ereignis vorbereitet (aus freien Stücken, wohlgemerkt – ich habe Kind #1 jedenfalls nicht dazu gedrängt – wird das ganze natürlich etwas emotional. Dummerweise erfährt man ja sein Ergebnis erst im April, wenn alles vorbei ist – die Prüflingen dürfen aber die Aufgaben mit nach Hause nehmen, und wenige Stunden nach der Prüfung werden die Antworten im Internet veröffentlicht. Dann heißt es 自己jiko採点saiten – die Probanden gehen die veröffentlichten Antworten durch und vergleichen sie mit den eigenen Antworten, in der Hoffnung, dass das Gedächtnis funktioniert. 1000 Punkte gibt es maximal zu vergeben – und nach einer knappen Stunde kam Kind #1 (obwohl, nun eigentlich erwachsen) aufgeregt aus ihrem Zimmer gerannt und verkündete freudestrahlend: 838 Punkte! Schön. Im vergangenen Jahr lag die Hürde, um die eigentliche Aufnahmeprüfung an ihrer Wunschuni machen zu dürfen, bei circa 660/900 Punkten, was hochgerechnet 730 Punkten in diesem Jahr entspräche. Und für die Tōdai, Japans Eliteuni #1, lag die Hürde im vergangenen Jahr bei hochgerechnet 830 Punkten. In diesem Sinne also ein Grund zum Aufatmen. Hoffentlich nicht zu voreilig, denn es dauerte nicht lange, bis die ersten Nachrichten zu der Prüfung erschienen. Das findet durchaus Beachtung, nahmen doch allein in diesem Jahr gut 300’000 Menschen daran teil. Hier und dort las man “die Prüfungen waren in diesem Jahr sehr einfach” – vor allem im neuen Fach “Informationswissenschaft”, aber auch in der Landessprache. Einzig der Chemieteil war wohl extrem schwierig und kaum zu schaffen, aber der Teil steuert nicht allzu viele und betrifft auch nicht alle, denn dieser Teil wurde nur abgefragt, wenn man die Richtung Naturwissenschaften einschlagen möchte.

Doch waren die Prüfungen wirklich so einfach? Im vergangenen Jahr wurden 6 Fächer abgefragt – der Schnitt lag bei der geisteswissenschaftlichen Ausrichtung bei 536 von 900 Gesamtpunkten, bei der naturwissenschaftlichen Ausrichtung hingegen bei 557 von 900 Punkten. Ersten Meldungen zufolge war der Schnitt dieses Mal 620 von 1000 beziehungsweise 630 von 1000 Punkten, da ein neues Fach (Informatik, 100 Punkte) hinzugekommen ist. Damit stieg der Schnitt also um gut 2% bei den Geisteswissenschaften und um gut 1% bei den Naturwissenschaften. Dementsprechend werden auch die von den einzelnen Unis gesetzten Hürden steigen, doch davon, dass die Prüfungen in diesem Jahr wesentlich einfacher waren, kann nicht die Rede sein.

Bei der diesjährigen Prüfung kam es zu einem größeren Zwischenfall: An einem Prüfungsort in Shiga vergassen die Verantwortlichen, eine wichtige Anweisung durchzugeben – die teilnehmenden Prüflinge müssen die Prüfung deshalb wiederholen. Ansonsten zählte man landesweit nur 4 kleinere Zwischenfälle – darunter einen offensichtlichen Betrugsfall.

Für die Geprüften ist diese Prüfung nur der Anfang, denn anhand der Ergebnisse wissen sie nun lediglich, an welchen Unis sie sich für die eigentliche Aufnahmeprüfung bewerben dürfen. Diese erfolgen dann im Februar, mit einer zweiten Chance (je nach Uni) im März. Immerhin wird das Ergebnis dieser Vorprüfung angerechnet – hat man hier gut abgeschnitten, ist man also bereits leicht im Vorteil.

Alles in allem ein langer und steiniger Weg also, doch der ist in Japan enorm wichtig, denn hier zählt noch immer weniger, was man studiert hat, sondern an welcher Universität man studiert hat.

Anbei ein paar Prüfungsblätter der diesjährigen Prüfungen – alle Aufgaben und Lösungen können unter anderem hier heruntergeladen werden.

Beispiel Geographie
Beispiel Geographie
Beispiel Mathematik
Beispiel Mathematik
Beispiel English (Lesen)
Beispiel English (Lesen)
Beispiel Landessprache
Beispiel Landessprache
tabibito
tabibitohttps://japan-almanach.de
Tabibito (旅人・たびびと) ist japanisch und steht für "Reisender". Dahinter versteckt sich Matthias Reich - ein notorischer Reisender, der verschiedene Gegenden seine Heimat nennt. Der Reisende ist seit 1996 hin und wieder und seit 2005 permanent in Japan, wo er noch immer wohnt. Wer mehr von und über Tabibito lesen möchte, dem sei der Tabibitos Blog empfohlen.

1 Kommentar

  1. Ich hab keine Ahnung, was die da von mir wollen, das dürfte alles übersteigen, was ich je in Mathe oder Erdkunde gelernt habe. Ein Teil von mir träumt trotzdem davon, was auf eine Eliteuni zu schaffen. Tja, nicht in diesem Leben! Alles Gute!!

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