Das Jahr neigt sich dem Ende entgegen, da wird es also Zeit für eine Retrospektive – bzw. dem “das xxx des Jahres”. In Japan ist es nun mal nicht das Wort des Jahres, sondern das Schriftzeichen des Jahres. Mit einem riesengrossen Pinsel, nein, eher einer Bürste, malte es gestern der oberste Priester des Kiyomizu-Tempels gekonnt vor versammelter Presse auf die Leinwand:
On-Lesung: GI
Kun-Lesung: itsuwa-ru, nise
Bedeutung: Falsch, Fälschung, Lüge, lügen
Kein schönes Wort (auch der Priester war wenig begeistert), aber die meisten hatten ebend dafür gestimmt. Und bezogen sich auf zahlreiche Lebensmittelskandale (wie den um Fujiya’s alte Kekse und viele andere), um den Renten-Skandal sowie weitreichende Korruptionsskandale in der Politik. Schaut man sich die Nachrichten dieses Jahres so an, so ist die Wahl keinesfalls unberechtigt. Andererseits sind diese Geschichten auch nichts Neues (und erst recht nichts rein Japanisches).
[…] 2006 命 (Inochi = Leben: Prinzessin geboren, Selbstmord von Schulkindern, Unsicherheit im Leben) 2007 偽 (nise = fälschen: Zahlreiche Lebensmitteletikettenschwindel, Politikerskandale usw.) 2008 変 […]