…Fumio Kishida. Das steht seit heute, dem 29. September 2021, so gut wie fest. Im Gegensatz zu Deutschland braucht man dafür allerdings keine Wahlen, denn der Parteichef der (fast ewig regierenden) Liberaldemokratischen Partei Japans wird nur von der Parteispitze gewählt – und anschliessend, so ist es jedenfalls Usus – zum Ministerpräsidenten gekürt. Das wird am 4. Oktober bei einer außerordentlichen Parlamentssitzung geschehen.
Der jetzige Ministerpräsident, Yoshihide Suga, hatte vor ein paar Wochen erklärt, nicht mehr für das Amt des Parteivorsitzenden zur Verfügung zu stehen – damit zog er die Konsequenzen aus den stetig sinkenden Umfragewerten seiner Partei. Zur Wahl hatten sich mehrere Kandidaten gestellt, darunter auch zwei Frauen, und die meisten Chancen wurden eigentlich Tarō Kōno eingeräumt, doch etwas überraschend fiel nun die Wahl auf Kishida. Die beiden Kandidaten erhielten erwartungsgemäß die meisten Stimmen, aber da keiner die einfache Mehrheit erreichte, kam es zur Stichwahl, und die konnte Kishida für sich entscheiden.
Doch wer ist eigentlich 岸田 文雄 Fumio Kishida? Der Politiker ist mit 64 Jahren verhältnismäßig jung (für japanische Verhältnisse) und entstammt, wie kann es anders sein, einer Politikerfamilie. Geboren und aufgewachsen ist Kishida in Shibuya, im hippen Zentrum von Tokyo, und er machte seinen Universitätsabschluss an der rechtswissenschaftlichen Fakultät der renommierten Privatuniversität Waseda. Von 2021 bis 2017 diente er unter der Regierung von Abe als Außenminister Japans. Seine Ansichten kann man – im Rahmen der Partei, der er angehört – als eher gemäßigt bezeichnen. Er ist kein außenpolitischer Hardliner, kein Freund des Neoliberalismus, und er gehört nicht zu denen, die unbedingt die pazifistische Verfassung ändern wollen. Kishida hat in mehreren Bemerkungen klar gemacht, dass er die wachsende Einkommenskluft in Japan als echtes Problem ansieht und etwas dagegen unternehmen möchte. Diese Gedanken hat er auch in seinem vor gut einem Jahr erschienenen Buch “岸田ビジョン 分断から協調へ” Kishida-Vision: Von der Analyse bis zum Einvernehmen” dargelegt (erschienen bei Kōdansha, ISBN 978-4065213278).
Mit anderen Worten: Es hätte schlimmer kommen können. Kishida gilt soweit als besonnener, von Skandalen unbelasteter Politiker der es auch versteht, den Leuten zuzuhören (das bezeichnet er zumindest als seine Stärke). Und er ist weit weniger rechts in seinen Ansichten als zum Beispiel Takaichi, eine der Gegenkandidatinnen. Kishidas Wahl fällt in eine Zeit, in der zum ersten Mal in diesem Jahr etwas Licht am Ende des Corona-Tunnels erscheint: Der Ausnahmezustand, der seit nunmehr mehr als 2½ Monaten in 19 Präfekturen gilt, wird am 30. September aufgehoben, und die Lage hat sich spürbar entspannt. Trotzdem wird Kishida sehr viel zu tun haben – es gilt, die Wirtschaft wieder anzukurbeln.
Das Ministerpräsidentenamt, vergleichbar mit dem eines Kanzlers in Deutschland, gibt es seit 1885 in Japan. In den vergangenen 136 Jahren gab es bisher 99 Amtsperioden mit 63 verschiedenen Politikern (Shinzo Abe zum Beispiel war, mit einer mehrjährigen Unterbrechung, zwei Mal im Amt). Die durchschnittliche Amtsperiode beträgt also gerade mal rund 16 Monate.
Beitragsfoto: Porträt Fumio Kishidas im Jahr 2017. 切干大根, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons
Jau, und neue Poestchen werden schon vergeben.
Als da waeren (bis jetzt): ein Minister(ium){wollte ja nicht Mysterium sagen} fuer’s Impfen.
ein weiteres Ministerium fuer die Reform der Verwaltung (naja, nach gut 100 + Jahren
muss auch das mal ueberholt werden)
und nicht zu vergessen ein Ministerium fuer Kinderangelegenheiten
Das wird wieder den Steuerzahler teuer zu stehen kommen. Wurde ja schon angekuendigt, Preise steigen (seit 1. Oktober) und ab Januar soll selbst Brot fast 20% teurer werden. Man muss nur wissen wie, dann kann man zu Geld kommen, denn auch die Olympischen Spiele muessen auf lange Sicht noch abgezahlt werden!