Es heisst immer, Japaner sind technik-affin. Ich bezweifle immer, dass dem wirklich so ist, anders kann ich mir das zwanghafte Festhalten an Faxgeräten & Co. nicht erklären. Doch in einem Punkt ist man wirklich technikversessen – und zwar, wenn es ums Essen geht. Da passt der neueste Verkaufsschlager in Sachen Küchenelektronik auch genau rein: Vor ein paar Tagen begann Mitsubushi nämlich damit, einen neuen Toaster zu verkaufen. Aber nicht irgendein Toaster, sondern einen Superedelpremium-Deluxe-Toaster. Der kann zwar nur eine Scheibe am Stück toasten, dafür sieht er aber furchtbar edel aus – mit einem ansehnlichen Holzfinish und minimalistischer Bedienung. Würde mir einer das Ding zeigen und sagen “das ist mein neuer Verstärker, hat 6’000 Euros gekostet” würde ich vermutlich anerkennend nicken und mich lediglich wundern, dass vorn keine Kopfhörerbuchse zu finden ist.
Man liebt Toastbrot in Japan – jüngst gaben wohl 51% der Teilnehmer einer wie immer extremst repräsentativen Umfrage (die eigentlich so unbedeutend ist, dass es nicht lohnt, die Quelle zu zitieren) an, beim Frühstück eher eine Scheibe Toast zu essen als das “normale” japanische Frühstück mit der obligatorischen Schale Reis, gegrilltem Fisch, Natto, Tsukemono und 5 x 4 Schälchen mit anderem … Zeug drin (ein traditionelles japanisches Frühstück ist ja wie English Breakfast… in gesund). Das deckt sich mit meinen Beobachtungen in Hotels und dergleichen. Die unter 50-jährigen greifen in der Tat lieber zu Toastbrot und Butter als zu Reis & Fisch.
Das besondere an dem Mitsubishi-Toaster: Er kostet schlappe 30’000 Yen, also rund 250 Euro. Um einen Anglizismus zu übertragen: Das Wasser wurde zuvor bereits von einer Firma namens “Balmuda” getestet, die seit dem vergangenen Jahr bereits Toaster für rund 200 Euro verkauft, und das offensichtlich erfolgreich. Was unterscheidet den Balmuda-Toaster nun von einem 10-Euro-Toaster, den einem der Elektrohändler beim Kauf einer Packung Batterien hinterherwirft? Nun, er reguliert die Frische und Knusperität des Brotes mit der Zugabe von Dampf. Ein revolutionäres Konzept, das selbst Hausfrauen vor 200 Jahren schon kannten…
Immerhin sieht der Mitsubishi stylisher aus. Und er ist wohl sehr viel besser, da er quasi das zTO (zu-toastendes-Objekt) komplett versiegelt und erst dann freigibt, wenn es perfekt gebräunt ist. Aber: Ein wichtiger Verkaufspunkt muss noch erwähnt werden: Der Mitsubishi-Toaster kann auch French Toast, und das ist in der Tat verlockend. Sicher, auch den kann man ganz einfach und schnell in der Pfanne zubereiten, aber der Grund für den Anlass des hervorstechenden Designs ist, dass der Supertoaster auf den Frühstückstisch gestellt und dort benutzt werden soll bzw. kann – in der Tat ein Vorteil, muss man doch so nicht immer zwischen Tisch und Herd hin- und hersprinten.
Ach je, und da bin ich seit mindestens 5 Jahren am überlegen, ob ich mir 30€ leisten soll für einen neuen Toaster, weil der alte eben schon sehr alt ist.
Aber er funktioniert immer noch, ob neue Toaster gleichmäßiger bräunen weiß man auch erst hinterher, und so kommt es nie zu einem Kauf.