Im letzten Beitrag habe ich wohl eine etwas kühne These aufgestellt: Dass es im öffentlichen Raum, online wie offline, in Japan weniger unvernünftig zugeht als zum Beispiel in Deutschland. Kühn deshalb, weil das alles in allem eine subjektive Meinung ist, die man so nur schwer in Zahlen ausdrücken kann. Kühn auch deshalb, weil es sicherlich davon abhängt, wo genau man in Deutschland (in meinem Fall: zumeist Berlin, Brandenburg, Sachsen-Anhalt) ist – und wo genau man in Japan ist (meistens im Großraum Tokyo).
Was die reale Welt anbelangt, stehe ich zu meiner Behauptung. Wohin ich in meiner alten Heimat auch schaue – der Wahnsinn springt mich überall an. Auf Tattoos. Auf T-Shirts. Von den oftmals sinnlos vollgesprayten Häuserwänden. Von Ritzungen im Fensterglas der Züge. Und nicht zuletzt von den Unterhaltungen im Zug. All das erlebt man in Japan äußerst selten: Tattoos gibt es von vornherein viel weniger, und bedruckte T-Shirts bestechen in der Regel höchstens durch ihr radeberechendes Ausländisch. Graffiti? Muss man suchen. Unterhaltungen im Zug? Sind eher selten, vor allem im Berufsverkehr. Telefon klingelt im Zug? Peinlich. Zerkratzte Scheiben? Bisher noch nicht gesehen. Der Unterschied ist so stark, dass das meinen Kindern als allererstes in Deutschland auffiel: Graffiti. Und das laute Unterhalten in öffentlichen Räumen.
Online hingegen sind sich Japan und Deutschland jedoch näher. Vor allem die Rechte macht in den Foren Dampf, aber besorgniserregender ist in Japan der unbewußte Rassismus, der überall durchdringt. Aber auch hier gibt es einen feinen Unterschied, und als Beispiel fallen mir da zunächst die Benutzerkommentare auf Yahoo! Japan, das beliebteste Nachrichtenportal in Japan, und Benutzerkommentare bei der Tagesschau ein. Die Tagesschaukommentare werden dabei etwas stärker moderiert. Was zum Beispiel rechtes Gedankengut anbelangt, nehmen sich beide Portale nicht viel. Doch ein guter Teil der Kommentare auf der Tagesschau bestehen aus Medien-Bashing und grob gesagt ausgewiesener Klugscheißerei. Medienschelte ist dabei natürlich völlig in Ordnung, erst recht bei den Öffentlich-Rechten (die Tagesschau schafft es oftmals nicht einmal, wenigstens die Überschriften korrekturzulesen – das ist unterstes Niveau und muss einfach erwähnt werden) – schließlich werden sie von allen mitfinanziert. Nein, es ist das sinnlose Herumkloppen auf Artikel, die oftmals ganz offensichtlich noch nicht mal zu Ende gelesen wurden. Eine sinnfreie Herumdeuterei, hin und wieder abgeschlossen mit einem falsch platzierten “but what about”-Totschlagargument. Dieses Pseudo-Intellektuelle Rumgehacke sieht man in Japan weniger in den Medien – und darüber bin ich froh. Kommentare schreiben, einfach um Frust abzulassen – gefühlt zumindest ist das in Japan weniger der Fall.
Rassistisches Gedankengut findet man jedoch auch in Japan im Internet sehr schnell – und da die Exekutive in Sachen rechtsextremes Gedankengut (Stichwort Volksverhetzung), vorsichtig ausgedrückt untersensibilisiert ist, sind die Gedanken oftmals krasser formuliert.
Aber wie eingangs erwähnt, ist das alles sehr subjektiv – und sicherlich streitbar.
…(die Tagesschau schafft es oftmals nicht einmal, wenigstens die Überschriften korrekturzulesen – das ist unterstes Niveau und muss einfach erwähnt werden)… Seit wann – um Satans Willen – ist “korrekturlesen” ein Verb?
Seit man ein gutes Dutzend Jahre im Ausland lebt und nur mit Kindern auf Deutsch spricht :(
Das obige war wohl ein ironischer Beitrag zum Thema Klugscheißer.
(korrekturzulesen statt Korrektur zu lesen)
Ich tippe mal auf Lehrer … aber wenn man zu Thema nichts sagen/schreiben kann, Rechtschreibung und Grammatik sind dankbare Gesellen. Da findet sich immer was. :D
Man kann sagen das die Leute das Internet immer mehr als Ventil betrachten um den Frust ab zu laden. Gründe finden sich immer wenn man schlecht drauf /frustriert/gallig ist. Da findet man schnell Zuhörer / Mitleser und gleichgesinnte User à la Stammtisch in der Kneipe. Extremisten aller Couleur sind da zu Gange, finden Gehör, Anhänger und entdecken das Medium als Plattform mit viel Publikum bei den „sozialen“ Medien die von günstig bis kostenlos (mal abgesehen von der Datensammelei die sehr lukrativ ist) zu haben sind. Hier in D und EU wird schnell gelöscht. Steht der Server in Timbuktu oder auf dem Mond dauert es von sehr lange bis extrem lange eh sich etwas bewegt.
Na ja und die Schmierereien auf großen Flächen die dazu einladen gab es schon für die breite Masse seit Erfindung der Sprühdose – glaub ich zumindest.
Ich finde viele, nicht alle, Länder in Asien (ohne jetzt mal bestimmte Staaten zu nennen) sowieso sauberer als in Deutschland. Oder kommt mir da nur so vor?
Lies mal die Kommentare bei Spiegel Online, da macht man sich echt Sorgen um Deutschlands Zukunft….
Das mit der Klugscheißerei kenne ich natürlich auch sehr gut. Habe mich sogar schon selbst schuldig gemacht. ;-)
Es gibt kaum etwas was noch mehr “typisch deutsch” ist, als die Besserwisserei. Oft genug vom moralisch hohen Ross herunter.
@Frau Anonym – Genau, wer meint, KlugscheiSSerei betreiben zu muessen, die Tagesschau – den roten Kanal – wegen ihrer vermeintlich falschen Rechtschreibung zu kritisieren, der sollte dementsprechend die Rechtschreibregeln einhalten, nicht wahr?
@Bernd – Genau, ich bin Lehrer, i.e., Hilfslehrer. Bei dem vorliegenden Thema handelt es sich um Rechtschreibung und Grammatik, richtig? Dazu habe ich mich geaeuSSert. Es ist einfach nur absurd, anderen Fehler anzulasten, sich davon aber selber freizusprechen.
@Bernd – Meister, again. Was hat denn Ihr erster Post mit dem eigentlichen Thema zu tun? Nichts. Glauben Sie mir, wenn ich Frust abladen wollte, dann wuerde ich es nicht bei schnoeden neun (9!) Woertern belassen, okay? Mit Ihrem unnoetigem Blabla outen SIE sich geradezu als Frustablader und Stammtischbruder.
Thema Sauberkeit in Asien – Kenne leider nur Japan, frage mich aber ehrlich, woher diese ekelhaften Kakerlaken-Gokiburis uerall herkommen! Allein heute nur nebenbei auf der StraSSe fuenf (5!) von der Mischpoke erlegt. Kann sein, dass andere Staaten in Asien sauberer als Japan sind, aber was weiSS ich schon?
@Joerg – Ich hoffe, dass Sie mir zustimmen, dass die urspruengliche Besserwisserei vom Autor des Artikels ausging, und nicht von mir als Kommentator. Mache selber Fehler, keine Sorge!
– schon mal in den Spiegel geschaut?
– haben Sie Probleme mit der Tastatur?
– Ihr Text strotzt vor Nettigkeiten (so viel zum Frust abladen am virtuellen Stammtisch), habe wohl ein Volltreffer gelandet – tut weh gell?
– sind Sie J und Fr. Anonym eine und die selbe Person?
Ich füttere selten Trolle & Konsorten, aber hier bei Ihnen handelt es sich um eine sehr seltene Spezies. Konnte mir beim lesen doch das lachen nicht verkneifen. Ihr Text ist eine echte Bereicherung. :D
Nein wir sind absolut nicht dieselbe Person. Man kann doch wohl die Tagesschau für Rechtschreibfehler kritisieren, die sind doch ganz anders aufgestellt als ein Blogger, der nach Feierabend in die Tasten greift.
Und hiermit schenke ich J. noch ein ß.
War irritiert in der Wahl des Textes …
Zitat J: @Bernd – Genau, ich bin Lehrer, i.e., Hilfslehrer. Bei dem vorliegenden Thema handelt es sich um Rechtschreibung und Grammatik, richtig? Dazu habe ich mich geaeuSSert. Es ist einfach nur absurd, anderen Fehler anzulasten, sich davon aber selber freizusprechen.
… da fühlte sich ein Irgendwer„fremdes“ offensichtlich angesprochen. :)
@J
Wie Frau Anonym habe ich Ihren ersten Kommentar ebenfalls als ironische Kritik verstanden, aber da habe ich mich wohl geirrt.
“dass die urspruengliche Besserwisserei vom Autor des Artikels ausging, und nicht von mir als Kommentator. ”
“Es ist einfach nur absurd, anderen Fehler anzulasten, sich davon aber selber freizusprechen.”
geht allerdings etwas zu weit. Das steht weder im Artikel, noch ist es impliziert. Letztendlich geht Ihr zweiter Kommentar jedoch genau in die Richtung, die ich angesprochen habe. Sie deuten etwas in einen Artikel herein und werden dann im Kommentar persönlich, indem Sie mir obiges unterstellen.
wenn ich blogge oder einen kommentar schreibe sollte ich wohl, muss aber nicht auf gram. und rechtschreibung achten. ich versuche es damit der text gut lesbar bleibt. rutscht der eine oder andere fehler rein stört mich das (auch bei anderen) nicht besonders.
bei einer zeitung ist das etwas anderes. so schmierig kann ein blättchen gar nicht sein – eine zeitung sollte nicht nur inhaltlich sondern auch formell versuchen seine leser zu bilden. würden zeitungen und andere medien nicht auf rechtschr.und gram. achten würde das bildungsniveau wohl weiter sinken!
@küchenschaben: durch die sehr späte “regenzeit” im heissen sommer sind heuer wirklich weit mehr schaben als sonst unterwegs! das stimmt! ich behaupte jetzt aber dass das eher etwas mit dem klima/wetter als mit der sauberkeit zu tun hat. mein haus ist sauber! nicht klinisch aber sauber. letztes jahr konnte ich ab und an eine schabe mit besen und kehrschaufel rausbefördern, heuer brauche ich leider eine menge fallen im ganzen haus!
Ich denke die Gründe sind tatsächlich vielfältig was sowas angeht, aber ich kenne teilweise auch sehr grenzwertige japanische Rezensionen auf Amazon und da handelt es sich oft nur um Spiele.
Ich denke das Problem hat auch mit Freiheiten zu tun. Gib den Leuten mehr Freiheit, die Mehrheit macht was drauß und einige wenige meinen sich alles erlauben zu können.
Du bist nicht gezwungen etwas aus dir zu machen, du kannst freiwillig Scheitern und kommst trotzdem durch, aber dafür schaffen es viele dir sonst nie eine Chance gehabt hätten.
Passt wie Arsch auf Eimer:
http://www.spiegel.de/politik/ausland/japan-vizepremier-taro-aso-nennt-adolf-hitlers-absichten-richtig-a-1165232.html