BlogOkinawa vs. US Army: Nächste Runde

Okinawa vs. US Army: Nächste Runde

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Okinawa ist nicht gross. Liegt aber günstig – im Dreieck Japan-Korea-China. Und eignet sich von daher hervorragend als militärischer Stützpunkt. Fast ein Viertel der Hauptinsel wird von den Amerikanern als Stützpunkt genutzt. Es gibt ca. 14,000 Marine-Infanteristen auf der Insel.
1995 geschah etwas Schreckliches – drei Armeeangehörige vergewaltigten ein 12-jähriges Mädchen aus Okinawa. Das rief enorme, sehr zornige Proteste hervor – mit der Konsequenz, dass die Rolle der Stützpunkte neu verhandelt wurde und Teile sogar umgesiedelt wurden.
Sonntag nacht geschah die Neuauflage – der Polizei zufolge vergewaltigte ein 38-jähriger amerikanischer Militärangehöriger ein 14-jähriges Mädchen in seinem Auto. Der streitet das zwar ab, sitzt aber in Polizeigewahrsam.
Eine Neuauflage der Proteste ist stark anzunehmen (siehe u.a. auch hier). Und die Proteste richten sich nicht nur gegen die Amerikaner, sondern auch gegen die Regierung im fernen Tokyo – schliesslich hat die ihnen diese Suppe eingebrockt. Und die meisten Insulaner möchten sowieso nicht allzu viel mit Japan zu tun haben. Das hat teilweise gut begründete, historische Ursachen.
Die rund 13,999 anderen amerikanischen Soldaten, die sich nicht an kleinen Mädchen vergangen haben, können einem allerdings auch leid tun: Wegen des jetzigen schwarzen Schafes werden die Auflagen mit Sicherheit noch viel strikter, als sie sowieso schon sind.
Das Wort des Tages: 琉球 (ryūkyū) – der alte Name Okinawas, als es noch unabhängig war. Musiktipp aus Okinawa – Mongol 800 (wenn auch schon wieder beinahe out) – gepflegter Punkrock von der Insel.

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tabibitohttps://japan-almanach.de
Tabibito (旅人・たびびと) ist japanisch und steht für "Reisender". Dahinter versteckt sich Matthias Reich - ein notorischer Reisender, der verschiedene Gegenden seine Heimat nennt. Der Reisende ist seit 1996 hin und wieder und seit 2005 permanent in Japan, wo er noch immer wohnt. Wer mehr von und über Tabibito lesen möchte, dem sei der Tabibitos Blog empfohlen.

5 Kommentare

  1. hm, war es nicht so dass sich ähnliche vorfälle beinahe im jahresrhythmus ereignen? mir fällt nur mal so ein dass ich damals bei dem vorfall mit der 12 jährigen ein wenig gegooglet habe und beinahe für jedes jahr einen zeitungsartikel finden konnte, wo es vergewaltigungsfälle gab. der eine war halt nur besonders schockierend weil das mädchen so jung war.

    ist ja in korea auch nicht viel anders eigentlich… nur dass wir da einen etwas anderen fall hatten, da wurde vor nicht langer zeit eine oma (!) vergewaltigt…

  2. Klar gab es da schon mehr Vorfälle. Aber die oben genannten sind ebend doch eine andere Liga.

    Übrigens – Google gab’s damals doch gar nicht…

  3. hehe, ich hatte diese vorfälle erst letztes jahr gegooglet für ne arbeit die ich zu diesem thema vorbereiten wollte, hab mich da glaub ich etwas falsch ausgedrückt vorhin :) bin halt zuerst auf den vorfall mit der 12jährigen gestoßen und dann den rest gefunden.

  4. Gemäss infos von einer japanischen Kollegin die auf Okinawa wohnt, benehmen sich die Amis teilweise eher wie Besatzer als Beschützer (sehr laut und sehr überheblich).
    In gewissen Bars und Pups haben sie sogar Hausverbot. Als eine Bekannte von mir (Halbjapanerin) mit Ihrer Schweizer Freundin in eine Bar wollte, wurden sie fast wieder herausgeworfen “No Americans!”. Als sie erklärten, dass sie Schweizer sind, entschuldigten sich der Barbesitzer in aller Form und es wurde scheinbar ein sehr lustiger Abend.

    Die Vergewaltigungen sind nur die Spitze des Eisbergs. Allerdings darf man auch nicht vergessen, dass die Amerikaner extrem viel Geld in die lokal japanische Wirtschaft pumpen, daher würden es vermutlich selbst die schärfsten Kritiker bedauern, wenn die Gringos ihr Land für immer verlassen würden.

  5. @Felix
    Sehr wahr. Und nicht verwunderlich: Wir reden von weggeschlossenen Armeeangehörigen, die ganz gelegentlich mal rausdürfen. Und das viele Amerikaner etwas lauter reden, hilft der Sache auch nicht. Und doch – Du hast recht: Wie in vielen anderen Orten auf diesem Planeten auch, würden sie etliche erst schmerzlich vermissen, wenn sie weg sind.

    Aber noch eine Anmerkung dazu: Sicher kommt sehr viel Geld durch die Amerikaner in die lokale Wirtschaft. Jedoch: Tokyo bezahlt einen enorm hohen Preis für die Truppenpräsenz (nicht andersrum) – nähmen wir also mal an, man löse die Stützpunkte auf und Tokyo würde die gleiche Menge Geld auf die Insel überweisen, könnte jeder Insulaner so viel Gold bekommen wie er essen kann.

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