BlogNeujahr: Normaler Modus und Trauermodus

Neujahr: Normaler Modus und Trauermodus

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Ein Gesundes Neues Jahr darf ich der japanischen Tradition folgend eigentlich gar nicht wünschen, denn meine Familie befindet sich im 喪中mochū – Modus: Wenn ein Familienmitglied verstorben ist, darf das kommende Neujahr nicht wie üblich mit einem Festmahl und diversen Feierlichkeiten begangen werden. Die obligatorischen Neujahrspostkarten dürfen ebenfalls nicht verschickt werden – weshalb man an den Freundeskreis im Voraus Trauerpostkarten verschickt, mit denen man sich einerseits indirekt dafür entschuldigt, selbst keine Postkarten zu verschicken – andererseits aber auch zu verstehen gibt, dass man keine Postkarten zu Neujahr empfangen möchte. Das ist zwar etwas kompliziert, denn die durchschnittliche Familie empfängt und verschickt dutzende Postkarten – dementsprechend bekommt man auch in den meisten Jahren von irgendjemanden eine Trauerpostkarte – was man irgendwo vermerken sollte, um nicht aus Versehen zum Jahresende eine Postkarte dorthin zu schicken.

Trauerpostkarte (Beispiel, Quelle: newyear-nenga.com)
Trauerpostkarte (Beispiel, Quelle: newyear-nenga.com)

Für Kinder ist ein Neujahrsfest im Trauermodus natürlich keine schöne Sache, denn das Festessen fällt aus, und man klappert auch nicht die Verwandschaft ab, welche den Kindern in der Regel ein お年玉otoshidama, einen kleinen Umschlag mit Geld, überreicht. Auch der Neujahrsbesuch in einem Schrein fällt weg, aber es ist durchaus verständlich, dass vor allem Familien mit Kindern sich nicht immer haargenau an alle Regeln halten. Wer will es ihnen verdenken.

Das einzige, was bleibt, ist der große Hausputz vor Neujahr. Und der Müßiggang während der ersten zwei, drei Tage nach Neujahr – schließlich haben fast alle Restaurants und Läden geschlossen. Bis auf die großen Einkaufszentren, Elektronikkaufhäuser und Outlet Parks, denn die locken ab dem 1. Januar mit den 福袋fukubukuro – “Glückstüten”, in denen Waren zum Sonderpreis (in der Regel Sachen, die vom letzten Jahr übrig sind) angeboten werden. Zu Neujahr ist ein Besuch solcher Läden im Zentrum von Tokyo durchaus eine Abwechslung. Eine Fahrt mit dem Auto oder dem Bus zu einer der großen Outlet Parks ist allerdings nur etwas für Hartgesottene, denn der Verkehr rund um diese gigantischen Einkaufszentren ist mörderisch – es gibt schlichtweg kein Durchkommen.

Auf Deutsch darf ich natürlich gratulieren – in diesem Sinne hoffe ich, dass alle Leser gut ins Neue Jahr gerutscht sind, und dass das neue Jahr 2025 ein friedlicheres, erfolgreiches Jahr wird.

tabibito
tabibitohttps://japan-almanach.de
Tabibito (旅人・たびびと) ist japanisch und steht für "Reisender". Dahinter versteckt sich Matthias Reich - ein notorischer Reisender, der verschiedene Gegenden seine Heimat nennt. Der Reisende ist seit 1996 hin und wieder und seit 2005 permanent in Japan, wo er noch immer wohnt. Wer mehr von und über Tabibito lesen möchte, dem sei der Tabibitos Blog empfohlen.

3 Kommentare

  1. Herzlichen Dank für die freundlichen Grüße zum neuen Jahr.
    Wir wünschen dir und deiner Familie alles Gute für 2025.
    Ich würde lieber auf den Hausputz verzichten als auf die anderen gewohnten Rituale.

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