Seit einigen Tagen wird in unserer Nachbarschaft so einiges gemunkelt.
“Schon gehört? Der Chūō-Shinkansen soll direkt durch unser Gebiet führen!”
Der Gedanke ist erschreckend – erst recht, wenn man ein Haus in der Gegend hat und damit mal eben nicht so schnell umziehen kann. Wie bei Gerüchten so üblich weiss natürlich niemand genaues nicht, dabei ist das gar nicht so schwer. Auch in Japan sind Umweltverträglichkeitsprüfungen vorgeschrieben, und sie müssen veröffentlicht werden. So auch im Streckenabschnitt Kawasaki. Kurz also nach リニア新幹線 環境影響 und schon hat man Zugriff auf die neuesten Planungsunterlagen. Ah ja – die Trasse führt in der Tat ca. 800 Meter von uns entfernt in der Gegend vorbei. Und zwar in rund 40 Meter Tiefe. Welche Auswirkungen das wohl haben wird? Vibrationen? Magnetfelder? Den Bau der Trasse kann man auch als grossen Feldversuch betrachten, denn eine Trasse durch so dicht besiedeltes Gebiet in solcher Tiefe dürfte es bisher noch nirgendwo gegeben haben. Wir sind mit unserer Entfernung (ziemlich sicher) aus dem Schneider.
Ein zweiter Blick auf den der Umweltverträglichkeitsprüfung zugrunde liegenden Flächennutzungsplan offenbarte jedoch einen grösseren Schock: Es gab schon seit einer Weile Gerüchte, dass die grosse Trinkwasseraufbereitungsanlage auf der anderen Seite des Tals bald verschwinden soll. Und siehe da: Die gesamte Fläche ist nunmehr als 第二種中高層住居専用地域 – Wohnbezirk zweiten Grades mit mittleren bis hohen Wohnhäusern ausgewiesen.
Will heissen, noch ein paar Jahre, und auf dem Hügel wird wohl demnächst ein hässliches Neubauviertel über der Gegend thronen. Dann ist es auch hier vorbei mit der noch leicht ländlichen Idylle.
Naja Japan stoehnt ja bekanntlich unter seinem Wohnraummangel. Da musst du dann schon mal durch!
Na denn viel Spaß bei den tektonischen Folgen. Hier in unserer Region Süddeutschlands hat man es bereits mehrfach erfolgreich geschafft ganze Häuserzeilen mit Erd”erforschungs”- oder Erdwärmebohrungen unbewohnbar zu machen.
Solcherlei Erdbewegungen sind nicht ohne, und es gibt einige populäre aktuelle Beispiele, wo so ziemlich einiges schief gehen kann.
Du darfst gespannt sein, wie sich das entwickelt. Bei 800m Entfernung dürfte es aber vielleicht nicht so bedenklich sein?!?