Heute gab die japanische Polizei einen Aufruf an die Presse durch, dass Autofahrer doch bitte etwas eher ihr Licht anschalten mögen¹. Grund für den Aufruf war die Erkenntnis, dass ein Sechstel aller Verkehrstoten in der Stunde vor Sonnenuntergang verunglückten – besonders im Herbst. In Zahlen: 2015 kamen in ganz Japan 4’113¹ Menschen bei Verkehrsunfällen ums Leben, in Deutschland waren es im Vergleichszeitraum 3’459 Verkehrstote³. Das ist nicht schlecht, wenn man bedenkt, dass Japan rund 50% mehr Einwohner hat als Deutschland. Aber es sind dennoch genau 4’113 Tote zu viel. Der Aufruf mit dem Licht ist durchaus berechtigt, und vielleicht löst es ja auch ein anderes Problem: In japanischen Städten sind auch reichlich viele Fahrer mitten in der Nacht gänzlich ohne Licht unterwegs, und die sind natürlich noch gefährlicher. Der Grund liegt in der fast überall reichlich vorhandenen Straßenbeleuchtung – viele Fahrer merken offensichtlich nicht, dass sie kein Licht anhaben, da es ohnehin ziemlich hell ist. Aus leidlicher, eigener Erfahrung weiss ich, dass es sich dabei fast immer um Frauen handelt, die ihre Männer vom Bahnhof abholen. So richtig schön mit Vorfahrt missachten, Bordstein überfahren und dergleichen.
Eine kurze Notiz noch in eigener Sache: Ich habe es jetzt endlich geschafft, einen Teil des Sommerurlaubs aufzuarbeiten. Das Ergebnis sind zwei nagelneue Seiten – eine über Naoshima und eine andere über die Stadt Kanonji. Aus gegebenem Anlass gibt es deshalb noch ein Foto der etwas anderen Art aus Kanonji – aufgenommen bei Ebbe am Seto-Binnenmeer.
¹ Siehe unter anderem hier (Japan Times, Englisch).
²Quelle: Siehe hier.
³Quelle: Siehe hier.
Viele blenden an Ampeln ja auch ab. Da vergisdt man es dann mal das Licht wieder einzuschalten..
Ich habe diese Autofahrer gehasst! Wenn ich auf der anderen Seite gewartet habe und sie beim Losfahren doch wieder aufgeblendet haben, kinnte ich erstmal nichts mehr sehen.
Ich weiß echt nicht woher diese Unsitte kommt.
Im Gegensatz dazu fahren ja viele auch gerne mit sämtlichem Licht an, inklusive Nebelschlussleuchte und blinkender Unterbodenbeleuchtung.. Oder was ich neulich sehen durfte: blinkende Radkappen..
Man muss auch folgenden Shiet bedenken: Die Instrumententafel ist in Japanischen Autos immer bzw. automatisch beleuchtet – in Deutschen Autos erst dann, wenn das Stand/Abblendlicht eingeschaltet ist.
Ich werde später noch über die Verkehrssituation in Kyoto berichten – hier sind vor allem die FahrradfahrerInnen besonders schlimm – oft auch ohne Licht. Oft mit Licht – aber blendend ins Gesicht.
Meiner Einschätzung nach liegen die relativ niedrigen Verkehrstoten ja am verhältnismässig niedrigen Tempolimit – auch wenn das öfters einfach missachtet wird…
Das Licht wird einfach spät eingeschaltet – von vielen jedenfalls. Auch im Tunnel wird es gerne “vergessen”, also schlicht nicht eingeschaltet. Wenn man in Waldstücken mit Licht und Schatten, wo die Sichtbarkeit definitiv mit Licht besser ist, das Licht einschaltet, wird man sogar angeblinkt.
Da hilft nur Verkehrserziehung und Information.
@Mark: Das stimmt so nicht, bei älteren Autos ist die Instrumentenbeleuchtung auch hier in Japan nicht ständig an. Bei Instrumenten mit selbstleuchtenden LED-Bildschirmen und Anzeigen, z.B. beim Prius, ist sie natürlich immer “an”, mit Stand-/Fahrlicht aber noch heller. Das ist aber nicht nur bei japanischen Autos so.
Hoffnungs-“Schimmer”: Einige Leute fahren mit Standlicht und das ist bei fast allen Sichtverhältnissen eine Verbesserung der Sicherheit. Jetzt, da immer mehr Autos (und fast jeder Neuwagen) LED-Standlicht haben, wird sich das hoffentlich als vorgeschriebenes Fahrlicht (international) durchsetzen.