Auf Wunsch einer Leserin beginnt dieser Beitrag mal rosa – die alljährliche Kirschblüte hat nämlich momentan Hochsaison und steht in Tokyo in voller Blüte. Egal, wie lange man in Japan lebt – es ist immer wieder schön anzusehen. Und obwohl manche Menschen wehmütig werden, wenn die Kirschblüten plötzlich alle herunterfallen, so mag ich persönlich auch diese Zeit, denn dann bricht sich das Grün seine Bahn und die Großstadt sieht damit gleich viel freundlicher aus. Doch wie in so vielen Jahren spielt das Wetter nicht unbedingt immer mit. Als die Bäume in der vergangenen Woche zu blühen begannen, fiel zeitweise sogar Schnee in Tokyo. Auch der heutige Tag ist ungewöhnlich kühl (in Tokyo gelten 10 Grad Ende März als kühl) und grau. Zudem sind immer noch viele berühmte Hanami-Spots geschlossen, oder es stehen so viele Schilder herum, dass man aufgrund der Corona-Lage doch bitte auf dieses und jenes verzichten solle, was ein übliches Hanami mit Freunden oder Kollegen fast unmöglich macht.
In der Zwischenzeit hat sich Japan auf ein “tit for tat” mit Russland eingelassen, aber das ist wenig überraschend. Erst schloß sich Japan den Sanktionen zahlreicher westlicher Länder an, woraufhin Russland die Verhandlungen über einen Friedensvertrag zwischen den beiden Ländern abbrach. Zur Erinnerung: Seit Kriegsende 1945 gibt es noch immer keinen Friedensvertrag. Russland setzte nun auch die visafreie Einreise für ehemalige Bewohner der bis 1945 japanischen Südkurilen aus. Ausserdem begann das russische Militär nun mit einer der größten Manöver auf der Insel Kunashir – diese liegt in Sichtweite von Japan und gehörte zu besagten japanischen Südkurileninseln. Vor dem Manöver passierten 10 russische Kriegsschiffe die Tsugaru-Meerenge zwischen Honshu und Hokkaido – beladen mit Militärfahrzeugen. Es wurde erst gemutmaßt, dass diese eventuell für den Kriegsschauplatz in der Ukraine bestimmt sein könnten.
Auch relevant: Die japanische Regierung denkt nun laut darüber nach, die offizielle Bezeichnung der Hauptstadt der Ukraine umzuändern: Bisher schrieb man die Stadt nämlich キエフ (ki-efu), und diese Aussprache ist deutlich der russischen (und internationalen) Aussprache entlehnt. Der ukrainische Name (Київ) wird jedoch hörbar anders ausgesprochen und soll nun im Japanischen キーウ (kii-u) geschrieben werden, um so die russische Aussprache mit der ukrainischen zu ersetzen1.
Auch Corona beherrscht natürlich noch immer die Schlagzeilen. Wochenlang sah es so aus, als ob sich die Lage etwas entspannen würde, aber die Zahl der Neuinfektionen ging nur langsam zurück. Nun scheint es eine Trendumkehr zu geben – die Zahlen steigen wieder leicht, und das, obwohl nur eine Woche seit dem Ende der meisten Maßnahmen vergangen ist. Dieses Mal ist es jedoch keine neue Variante sondern noch immer Omikron, und das läßt vermuten, dass sich die Lage einfach vorläufig nicht verändern wird. Es wird ein Alltag “with Corona”.
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