Wenn man hohen Besuch aus der Heimat hat und das auch noch Ende Dezember, kann man vieles machen – unter anderem auch Kaiser gucken. Zwei Mal im Jahr, am 23. Dezember (Geburtstag) und am 2. Januar (Neujahrsansprache) spricht der nämlich zu seinen Untertanen. Die in der Regel aus zwei grossen Gruppen bestehen: Alte Japaner und Touristen. Und ein paar fanatische Rechte noch am Rande.
Man kann dabei auch einen Teil des Kaiserpalastes im Stadtzentrum betreten, was sonst unmöglich ist. Hier ein Video dazu – was passiert, wenn der Kaiser erscheint. Und seine Ansprache selbst. Sehr klares, leicht verständliches Japanisch! Als ich vor ein paar Jahren bei seiner Neujahrsansprache war, wollte ich ihn gleich als meinen Japanischlehrer anstellen…
Immerhin versteht man ihn. Seinen Vater Hirohito hatte kaum jemand verstanden, als er 1945 die Kapitulation verlas. Der jetzige Kaiser wurde 1933 geboren und bestieg 1989 den Thron. Seitdem ist er der Tennō – der 125ste – und er ist ein ruhiger, angenehmer Kaiser. Der sogar studiert und publiziert hat. Bei der Ansprache dankt er dem Volk, dass sie ihm die Ehre erweisen, zu seinem Geburtstag zu kommen. Und dass das Jahr ja bald zu Ende ist. Usw. Neben ihm stehen auch seine Frau, sein Sohn Naruhito & Prinzessin Masako (links im Bild). Deren 6 Jahre alten Tochter hat man das Spektakel scheinbar erspart.
Der Tenno und seine Familie bei der Neujahrsansprache, 2007 [klicken um zu vergrössern]
Da die Gegend um den Kaiserpalast recht schön ist, liefen wir anschliessend noch einmal fast rundherum. Am Hanzōmon-Tor auf der Rückseite wurden wir dann aufgehalten. Ein Beamter der “Palastwache” sagte mir freudestrahlend auf English: The Crown Prince and his family will leave the palace now!. Aha. Also noch kurz stehengeblieben und als Video verewigt. Hier also der nächste Tennō mit Familie.
So, das war genug Hofberichterstattung…
Das Wort des Tages: 朕: chin. Gehört laut (Ex-)Bildungsministerium zu den knapp 2,000 wichtigsten Schriftzeichen, darf aber nur von einem benutzt werden: Dem Kaiser. Bedeutet schlichtweg “ich”. (Bzw. laut einigen Wörterbüchern: “Wir, die kaiserliche Hoheit, meinen…”.