Heute liess das japanische Außenministerium verlauten, dass es vorerst Palästina nicht als eigenen Staat anerkennen werde. Gleichzeitig gab man auch bekannt, dass Premierminister Ishiba nicht zur 80. UN-Vollversammlung – diese beginnt in der nächsten Woche in New York – reisen wird. Dort wird es unter anderem um Palästina und die 2-Staaten-Lösung gehen. Bisher haben 147 von 193 UN-Mitgliedsstaaten Palästina als eigenständigen Staat anerkannt1 – das sind immerhin mehr als drei Viertel. Doch Staaten wie die USA, Südkorea, Japan, aber bekanntermassen auch Deutschland, Griechenland, Italien, Finnland und ein paar weitere Staaten stehen der Anerkennung ablehnend gegenüber. Im üblichen Politsprech der Regierung wurde die Entscheidung damit begründet, dass “es nicht ausgeschlossen werden könne, dass eine Anerkennung Palästinas als eigenen Staat einen schlechten Einfluss auf die Entwicklung in der Region haben könnte”.
Bei der Begründung könnte man sicher meinen “Was kann denn da nun noch schlimmer werden?”, aber schaut man sich die Entwicklung der vergangenen zwei Jahre nach dem feigen Angriff der Hamas auf Zivilisten an, dann wird es offensichtlich immer noch schlimmer. Es war klar, dass Israel mit großer Härte auf den Angriff reagieren wird. Es dürfte aber nicht Allen klar gewesen sein, dass Israel den gesamten Gaza-Streifen regelrecht einebnet und die Bevölkerung aushungern wird – und bei der Verfolgung der Hamas nicht nur Iran, sondern sogar Qatar bombardieren wird. Der wahre Grund für die Zurückhaltung der japanischen Regierung hat deshalb auch andere Gründe: Man will in erster Linie nicht die USA, nach wie vor der wichtigste militärische Verbündete, vor den Kopf stossen.
Doch wie sieht es mit der Haltung gegenüber der Lage in Gaza allgemein in Japan aus? Nun, die Nachrichten berichten verhältnismäßig neutral über die Situation, so das überhaupt möglich ist, aber bei den meisten Japanern dürfte schon lange der Eindruck entstanden sein, dass Israel dort macht, was es will – ohne Rücksicht auf jegliche Verluste. Es gibt deshalb auch hin und wieder kleinere Demonstrationen sowie NPOs wie diese hier, die sich mit der Lage befassen, doch mangels einer größeren palästinensischen, israelischen, libanesischen oder anderen Diaspora fehlt die kritische Masse, um das Thema wirksam auf die Straße zu tragen.
Das Foto unten entstand übrigens auf einer ausgedehnten Reise durch den Nahen Osten meinerseits im Jahr 2000 – damals ging es nach Israel, dann nach Gaza, Ägypten, wieder Israel, Jordanien, wieder Israel und Palästina – ein etwas chaotischer Trip, zumal am Ende die zweite Intifada begann…

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