Das japanische Aussenministerium gab diese Woche bekannt, dass es allmählich Probleme bekommt mit der steigenden Flut an Asylbewerbern bzw., so der korrekte Sprachgebrauch, Flüchtlingen, die in Japan um Asyl bitten. Probleme insofern, dass den dafür zuständigen Behörden aufgrund der rasant wachsenden Zahl das Geld ausgehe. In der Tat – die Anzahl der Bewerber hat sich im Vergleich zum Vorjahr nahezu verdoppelt.
Verdoppeln klingt ja schon mal sehr dramatisch. Also schauen wir einmal auf die absoluten Zahlen – bei denen man sich das Lachen kaum verkneifen kann. Die mittlere Reihe zeigt die Anzahl der Bewerber, die untere die der letztendlich genehmigten Anträge:
Kleiner Vergleich – Deutschland hat in den 1990ern im Schnitt 150’000 Asylbewerber erlebt – nun sind es aufgrund schärferer Gesetze immerhin noch 21’030 im Jahr 2006 (Statistik von Eurostat). Zur Erinnerung: Japan ist so gross wie Deutschland und hat 1.5 mal so viele Einwohner, eine stärkere Wirtschaft usw.
Vor allem die Zahl der akzeptierten Asylbewerber ist wirklich lachhaft, und das wird sich so schnell wohl auch nicht ändern. Da fragt man sich doch ehrlich, wie die Behörden bei diesen Zahlen bereits anfangen, zu stöhnen.
Viele Asylbewerber kommen aus Myanmar und Sri Lanka, aber es sind wohl auch mehr und mehr Afrikaner dabei.
Das Budget der Behörden ist allerdings in der Tat ein Witz: 78 Millionen Yen pro Jahr, also nicht einmal 700’000 Euro. Aus Finanznöten stoppte diese Woche das Justizministerium sogar zeitweise die Auszahlungen.
Asylbewerber können in Japan bis zu 40,000 Yen Wohngeld und 1,500 Yen (12 Euro) Tagesgeld bekommen – aber nur maximal 4 Monate lang. Addiert man zu diesen wahrhaft geringen Beträgen noch die Sprachbarrieren und die Tatsache, dass nahezu alle Anträge abgelehnt werden, kann man nur feststellen, dass es in Japan ganz sicher nicht einfach ist, Asylbewerber zu sein. Aber das liegt ja immer im Auge des Betrachters.
Das Wort des Tages: 難民申請者 nanmin shinseisha – Not-Bürger-Antrag-Personen. Zu deutsch Asylbewerber.
12 Euro Tagesgeld ist immerhin mehr als ein Asylbewerber in der BRD bekommt. Hinzu kommt, dass in der BRD zwischenzeitlich eine Art Internierungspraxis Einzug gehalten hat. Es gibt hier sogenannte Ausreisezentren (klingt ziemlich pervers) in denen zunächst alle Asylbewerber untergebracht, um gleich wieder abgeschoben zu werden. Das Asylbewerberleistungsgesetz regelt weiter, dass Flüchtlinge geringere Leistungen erhalten als übliche Sozialhilfesätze (ca. 30% niedriger). Eine Arbeitserlaubnis gibt es nicht. Die Unterkünfte sind katastrophal. Wundert sich noch jemand über die hohe Kriminalitätsquote bei Ausländern?
Bezüglich der Anerkennung als Flüchtling ist noch folgendes anzumerken: 2007 gab es 19.164 Anträge, die anerkennung als “echter” Flüchtling haben 304 (1,1%) erhalten. Allerdings wurde weiteren 26,5% Abschiebungsschutz gewährt. Gibt es sowas in Japan? Es ist auch sicher einfacher nach Europa zu fliehen, als auf die Inselwelt Japans.
Wenn ich mir die Tabelle so anschaue – nutzt Du Opera oder IE6? In allen anderen Browsern sieht die nämlich schrott aus :-)
@Juergen
Firefox auf Apple. Zumindest beim Blog-Schreiben.
Andere Frage: ist Kodierung auf UTF-8 geschaltet? Siehst Du die Schriftzeichen ansonsten? Die Tabelle ist aus Multibyte-Zeichen gebaut… Vielleicht liegt es daran.
Aber jetzt, wo Du es sagst – auf Safari sieht sie auch seltsam aus. Habe es deshalb vorsichtshalber in ein gif gesteckt. Danke für den Hinweis.
Auf meinem Firefox3 und IE7 war die Tabelle zusammengefallen, auf IE6 hat es (fast) gepasst. Codierung ist UTF-8. Daraufhin hab ich mal Screenshots machen lassen:
http://browsershots.org/http://www.tabibito.de/japan_blog/blogs/index.php
(hoffe die Bilder sind noch da, wenn du reinschaust).
Wenn das in Japan mit der Bevölkerungszahl so weitergeht, und 2050 die 100 mio Marke unterschreitet wird, wird das Land wirklich ein lauschiges Plätzchen um dort in Rente zu gehen. Wieviel benötigt man nochmals auf seinem Konto, um dort dauerhaft leben zu dürfen? ^^