BlogJapan wird teurer - und das nicht zu knapp

Japan wird teurer – und das nicht zu knapp

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Eigentlich ist Japan in Sachen Verbraucherpreise ein sehr stabiles Land – viele Produkte kosten heute genau so viel wie vor 15 Jahren oder mehr. Doch die weltweite Inflationswelle, unter anderem getrieben durch die stark angestiegenen Preise für Erdöl, machen sich nun auch immer mehr in Japan bemerkbar. Das begann bereits im vergangenen Jahr, als vier Monate in Folge der Verbraucherpreisindex im Vergleich zum Vorjahr anstieg. Hauptursache waren die Spritkosten – ein Liter Benzin kostete in der Mitte des vergangenen Jahres teilweise um die 130 Yen pro Liter (einen guten Euro also) – heute sind es circa 170 yen. Doch nicht nur das: Auch die Kosten für andere Importartikel ziehen an, und obwohl japanische Firmen normalerweise davor zurückscheuen, die Preise zu erhöhen, bleibt vielen keine andere Wahl. Und: Sind die Dämme erstmal gebrochen, ziehen natürlich viele andere Firmen nach.

Im Februar wurden bereits spürbare Preisanstiege für Tiefkühlkost, Konserven, Nudeln, Schinken, Süßwaren, Soyasauce und Mehl angekündigt – und nicht nur das, auch Strom und Gas werden teurer. Mizuho Research and Technologies veröffentlichte dazu eine Studie, bei der man von einem Preisanstieg von 3.3% bis 9.1% für Energie und Lebensmittel in 2022  ausgeht1. Das wird zwangsläufig Geringverdiener am stärksten treffen – Haushalte mit einem Jahreseinkommen von 3 Millionen Yen und weniger (also rund 25,000 Euro) werden so bis zu 300 Euro mehr pro Jahr ausgeben müssen, und der Anteil von Energie und Lebensmitteln am verfügbaren Einkommen kann so auf über 40% ansteigen.

Bei einer allgemeinen Inflation könnten diese Preissteigerungen zu einem gewissen Grad durch Lohnerhöhungen abgefangen werden, doch die Inflation wird von Quellen außerhalb Japans angetrieben – das Mehr an Einnahmen durch die gestiegenen Preise verbleibt also nicht in Japan. Da nicht wenige Geringverdiener bereits durch die Pandemie weniger Einnahmen haben, kommt die Spirale der Preissteigungen zu einer Unzeit. Ob und wie die Regierung darauf reagieren wird, ist zu diesem Zeitpunkt jedenfalls noch unklar.

 

  1. siehe hier (Japanisch, PDF)
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tabibitohttps://japan-almanach.de
Tabibito (旅人・たびびと) ist japanisch und steht für "Reisender". Dahinter versteckt sich Matthias Reich - ein notorischer Reisender, der verschiedene Gegenden seine Heimat nennt. Der Reisende ist seit 1996 hin und wieder und seit 2005 permanent in Japan, wo er noch immer wohnt. Wer mehr von und über Tabibito lesen möchte, dem sei der Tabibitos Blog empfohlen.

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