Schon gewußt, dass Japan und Deutschland ein Mal gegeneinander Krieg führten? Und das es dementsprechend, da Deutschland verlor, einst deutsche Kriegsgefangene in Japan gab? Und das diese ganz entscheidend dazu beitrugen, Japaner für Beethovens Neunte zu begeistern – eine Begeisterung, die bis heute anhält? Das ganze geschah im Jahr 1914, also vor über 100 Jahren. Das deutsche Kaiserreich war gerade dabei, den Ersten Weltkrieg zu starten, und das erstarkende Japan sah seine Chance darin, Deutschlands Besitztümer in China, nämlich Kiautschou (rund um die Stadt Qingdao, auch als Tsingtau bekannt), zu beschlagnahmen. Die deutschen Truppen waren zahlenmäßig hoffnungslos unterlegen, und fernab vom Nachschub – nach knapp zwei Monaten war die Belagerung zu Ende, und fast 1’000 deutsche Kriegsgefangene wurden ab 1917 in Japan interniert – und zwar im Krigsgefangenenlager Bandō, bei Naruto, auf der Insel Shikoku. Einige mussten dort bis 1920 bleiben, und 63 Kriegsgefangene beschlossen, auch nach Ende der Gefangenschaft in Japan zu bleiben. Einige der Kriegsgefangenen schlossen sich zu einem Orchester zusammen, und sie führten als solches am 1. Juni 1918 zum ersten Mal Beethovens 9. Symphonie auf. Seitdem gehört vor allem die Ode an die Freude zum Standardrepertoire in Japan, und es wäre nicht verwunderlich, wenn mehr Japaner den Text auswendig kennen als Deutsche.
Der Herder-Verlag hat nun ein interessantes Projekt aufgelegt – es geht um das Veröffentlichen der deutschen Version eines japanischen Kinderbuches, dem 交響曲「第九」歓びよ未来へ kōkyōkyoku “daiku” yorokobi yo mirai e (9. Symphonie – mit Freude, in die Zukunft!), verfasst vom 1961 geborenen Kinderbuchautor Shigenori Kusunoki. Der Verlag schreibt dazu:
Die Geschichte dieses Vermächtnisses wird in einem japanischen Kinderbuch erzählt, dessen Manuskript Manuel Herder auf seiner letzten Japanreise in die Hände fiel und das sofort den Wunsch in ihm weckte, eine deutsche Übersetzung anfertigen zu lassen und diese rechtzeitig zum 100. Jahrestag der Uraufführung zu publizieren – ganz im Zeichen der deutsch-japanischen Freundschaft und des kulturellen Austauschs.
Wer Interesse an dem deutschen Buch hat, kann vorab reservieren, und da es sich hier um eine Nischenpublikation handelt, wird das Buch nur gedruckt, wenn sich genügend Interessenten finden. Dafür kommt man aber in den Genuss einer Rarität, und wenn man will, auch noch vom Verleger handsigniert. Und der eigene Name wird im Buch erwähnt. Momentan steht man bei 23% der erforderlichen Unterstützer.
Wer nach etwas Besonderem sucht – einem interessanten Meilenstein der deutsch-japanischen Beziehungen – kann hier mehr erfahren.
P.S. Ja, Werbung. Unbezahlte Werbung aber, da ich das Projekt als solches gut finde.
Dann empfehle ich gleich “Bart no gakuen” dazu (バルトの学園)[1]! Mit Bruno Ganz in der Rolle des gescheiterten deutschen Komandanten. Das Filmset kann man in Bando ganz in der Nähe von Naruto besichtigen. In Bando ist auch ein sehr schönes Museum, das ドイツ官 [2]. Da ist auch die ganze Geschichte gut erklärt und toll aufbereitet. Sogar mit lebensfroßen Puppen, die dann Orchester vorspielen und vielem mehr,
Ich habe da einen sehr schönen Tag verbracht und schwelge jetzt in Erinnerungen :-)
1: https://www.amazon.co.jp/%E3%83%90%E3%83%AB%E3%83%88%E3%81%AE%E6%A5%BD%E5%9C%92-DVD-%E6%9D%BE%E5%B9%B3%E5%81%A5/dp/B000H9HR82
2: http://doitsukan.com/
Cool, in dem dazugehörigen Museum in Naruto war ich vor einigen Jahren. Daher werde ich da auch Interesse bekunden :)
Mich haben sie auch angeschrieben. Ich sitze noch am Text für den Artikel :)
Das ist ein schönes Projekt, werd ich mal weiterempfehlen.
Weißt du, dass in dem Film “Baruto no Gakuen” der Michael mitgespielt hat.
Lang ists her
“Das deutsche Kaiserreich war gerade dabei, den Ersten Weltkrieg zu starten, […]”
Nicht das Deutsche Kaiserreich hat den Ersten Weltkrieg begonnen, sondern Österreich mit der Kriegserklärung an Serbien am 28.07.1914.
Oder war Ihr Satz anders gemeint?
Ich meinte natürlich Österreich-Ungarn.
Hehe Bando. Da hat meine Schwiegermutter mich auch mal hingeschleppt. Kannte die Geschichte also schon. Das Buch dazu interessiert mich leider nicht die Bohne. Aber viel Erfolg!
Eine Sache die unter Japanern sehr bekannt zu sein scheint. Ich habe kürzlich meine Japanische Dozentin auf die Kriegsgefangenen und die 9. Symphonie angesprochen und sie konnte mir sogar einiges zum Verbleib einiger Deutscher die in Japan bleiben wollten erzählen. Schönes Projekt! Ich werde das Buch unterstützen.
Ich war dort auch gerade als Besucher und durfte damals in dem Film als Statist mitspielen. Hätte grosses Interesse an dem Buch.