BlogiDog im Anmarsch?

iDog im Anmarsch?

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NTT: Telefonnummer für Viecher

Eine neue (und recht nervende) Werbung von NTT, der japanischen Ausgabe der Deutschen Telekom, bewirbt momentan einen riesigen Markt mit einer neuen Geschäftsidee: Man beantragt eine spezielle 050-xxxx-Telefonnummer, die man sich dann beliebig online einrichten kann: Man kann entscheiden, ob die Nummer aufs eigene Telefon weiterleitet oder ob man nur eine Nachricht bekommt, dass es eine Nachricht gab. Man kann auch Spamfilter und weiteres einrichten. Sprich: Eine Wegwerfnummer, die nicht mit der Person selbst verknüpft ist – man kann diese Nummer also ruhig auf Poster und Plakaten oder Internetseiten veröffentlichen, ohne dass man befürchten muss, dass persönliche Daten (wie die echte Telefonnummer) kompromittiert werden.
Was man mit dieser Nummer noch machen kann: Sie auf ein niedliches Schildchen schreiben und der lieben Mietzekatze oder dem Wauwau oder, wer’s mag, dem Wellensittich um den Hals hängen. Verläuft sich Waldi dann mal, kann der Hundefänger dann flugs die Nummer anrufen. Die Idee ist sinnvoll in Japan: Es gibt nur gerade mal knapp über 10 Millionen Japaner zwischen 0 und 9 Jahren, dafür aber gute 13 Millionen Hunde und knapp 14 Millionen Katzen (Quelle: ペットフード協会 Japan Pet Food Association (2008)). Im Vergleich: In Deutschland gibt es 5,5 Millionen Hunde und 8,2 Millionen Katzen (Quelle: Industrieverband Heimtiermarkt (2008)). Für die Schnellrechner: Die deutschen Zahlen mit 1,5 multiplizieren, denn in Japan gibt es 1,5 mal mehr Einwohner.
Manchmal habe ich in Japan das Gefühl, es gibt mehr Hundefriseure und Haustierausstatter als Spielzeugläden, ganz zu schweigen von Tierärzten vs. Kinderärzten. Der Haustiermarkt in Japan muss gigantisch sein, denn schliesslich treibt man es hier mit der sogenannten Tierliebe oft soweit, dass man die lieben Vierbeiner komplett einkleidet und/oder pedikürt. Von daher dürfte sich NTT’s Idee bestimmt zum Verkaufsschlager entwickeln. Mein Gott – früher war das irgendwie unkomplizierter: Da hatte der Dackel meiner Oma ein kleines Ledertäschchen um mit einer Adresse und einem 5-Mark-Stück drin. Nun gut, das war auf dem Land.
Mal schauen, wann die ersten iDogs / iCats auftauchen – mit eingepflanztem GPS-Empfänger, mit den Synapsen verbundenen CCD-Chips, die alles, was die Viecher sehen, live zu YouTube schicken und einer winzigen EMP-Kanone, die alle Chips im Umkreis von 10 m zusammenschmort, so sich ein fahrenden Auto auf eben jene Distanz nähert. Und ein SOS-Signalsender, sobald sich das Tier in die Chinatown verirrt. Lange wird es bestimmt nicht dauern.
Das Wort des Tages: ワンにゃんバー wannyanbaa – das Schlüsselwort für die NTT-Kampagne: Verballhornung des Englischen Worts “one number” – ワン (wan) heisst “wau” (Hunde bellen hier “wanwan”), “nyan” heisst “miau” (Katzen miauen hier “nyannyan”).

tabibito
tabibitohttps://japan-almanach.de
Tabibito (旅人・たびびと) ist japanisch und steht für "Reisender". Dahinter versteckt sich Matthias Reich - ein notorischer Reisender, der verschiedene Gegenden seine Heimat nennt. Der Reisende ist seit 1996 hin und wieder und seit 2005 permanent in Japan, wo er noch immer wohnt. Wer mehr von und über Tabibito lesen möchte, dem sei der Tabibitos Blog empfohlen.

12 Kommentare

  1. Achje, komische Tierliebe immer. Ich halte den ganzen Haustierwahn für unnötig. Würden wir wieder netter mit anderen Menschen umgehen, dann bräuchte es auch keine Haustiere als Liebesersatz. Aber ich glaube wir kommen heute einfach nicht mehr mit Problemen zurecht und im Gegensatz zu Menschen widersprechen Tiere nunmal nicht (sonst wird der Hund mal eben stranguliert).

    Mir kann doch keiner sagen, dass es einem Tier Spaß macht, eingesperrt zu sein. Ein Tier gehört in die Natur und nicht in die Wohnung oder die Stadt. Auch woher die Tiere kommen, ist den meisten Leuten egal, solange sie billig sind…

    Und dann führt die Tierliebe bei exotischen Tieren ja noch dazu, dass die Tiergattungen im Originalgebiet aussterben, weil irgendwelche Sammler sie illegal exportieren und im eigenen Land dann illegal verschachern.

  2. Herrlich, nah das werde ich mal bei meinen Frauen berichten. Kennst ja unsere Situation ;-).

    Cyborg Hunde und Katzen *LOL* Die ersten bekommen die Kamera auf den Rücken gebunden.

    In der EU gibt es Markierung Chips die dem Tier unter die Haut implantiert werden. Da ist es wahrlich nur noch ein Katzensprung zum GPS Sender.

  3. @Stefan
    wie wahr wie wahr…

    @Tabibito
    “Mal schauen, wann die ersten iDogs / iCats auftauchen – mit eingepflanztem GPS-Empfänger”
    WIE, DAS gibt es noch nicht?
    Marktlücke!!! :D

    Nun ja, ich oute mich mal als Katzenmensch, aber ich würde ungern eine Katze in der Stadt haben.
    (Ein Grund, warum ich bislang gar keine Katze hatte)

    Genauso ist das auch mit Hunden wobei ja in Japan wenigstens in 95% der Fälle der Dreck weggeräumt wird und man nicht mit gesenkten Kopf rumlaufen muss um Tretminen zu vermeiden wie in D.
    und in D. werden ja Kinderspielplätze leider oft auch mit Hundeklos verwechselt, ich weiss nicht wie das bei den wenigen Spielplätzen die ich hier in Japan gesehen habe war.
    (Habe keine Kinder)

  4. Haustiere als Liebesersatz, so ein Quatsch. Ich habe selber einen Kater, würde Ihn aber nicht als meinen Liebhaber bezeichnen, noch als Ersatz für fehlende Sozialkontakte. Nein Haustiere sprechen eine Ebene an die in unser funktonalen und technisierten Welt kaum mehr Beachtung findet. Und was nun den Artenschutz anbelangt so stelle ich fest das die Tiere die bei uns Menschen den Haustierstatus erlangt haben, mitnichten auf einer Roten Liste zu finden sind. Im Gegenteil diese Arten sind in einer Anzahl und Dichte vorzufinden die seinesgleichen sucht.

    Aus dem Umstand das in vielen Familien kein Kind zu finden ist, aber dafür ein Haustier, den Schluss zu ziehen weniger Haustiere gleich mehr Kinder scheint mir grotesk. Das im Supermarkt ein vielfaches an Tierfutter zu finden ist, als an Babynahrung ist augenscheinlich, aber diese Tatsache zu kritisieren heisst die Realität zu leugnen. Die Nachfrage an Katzenfutter ist nun mal einfach grösser.
    Auch ich würde mir wünschen es hätte mehr Kinder in unserer Gesellschaft, Haustiere aber als Grund anzuführen für die Kinderlosigkeit vieler Paare verkennt die Realtät.

    Und was nun der techn. Fortschritt anbelangt den man mehr oder weniger sinnvoll den Haustieren angedeihen lässt, was spricht dagegen ?

    Ich für meinen Teil werde meinem Kater grundsätzlich alles angedeihen lassen was mir sinnvoll erscheint. Der gute ist ja schlussendlich auch Krankenversichert ),D

    In der Schweiz gibt es demnächst ein Volksabstimmung die den Tierschutz stärken soll. Unter anderem ist vorgesehen das in Gerichtsprozessen, z.B. bei Tierquälerei das Tier einen eigenen Anwalt erhalten soll, der unabhängig das Interesse des Tieres vertritt.

    Wieweit die Tierliebe geht darf, ja muss man kritisch hinterfragen, aber Tiere sind zu Gefühlen fähig, und verdienen einen Schutz die dem Rechnung trägt. So gesehen ist ein Tierschutzanwalt dann vielleicht doch gar nicht mehr so abwegig.

  5. Ich habe neulich die Reportagen-Reihe “Es muss nicht immer Sushi sein” von Gert Anhalt gesehen. Die stammt aus den Jahren 2002/2003 und schon da wurde oft von dem Haustierwahn in Japan berichtet. Mit Luxuswaschsalons und Beauty Boutiquen. Sogar in (angeblich) heilender Erde kann sich ein Hund einbuddeln lassen. Und dann diese ganze Kleidung! Meine Damen und Herren, die Tierchen habe nicht umsonst ein Fell…

    Ich will nicht so weit gehen zu sagen, das sei Tierquälerei, aber den Sinn möchte ich schon hinterfragen.

  6. Jetzt dachte ich schon, da könnt ich mir ne Voip Nummer anlegen,aber die kostet Geld…
    Der Sinn erschliesst sich mir nicht so ganz, kann ich meinem Haustier doch gleich die
    richtige Telnr. umhängen. Hier ist das sowieso nicht nötig, weil alle Nachbarn sogar alle
    freilaufenden Katzen in der Gegend kennen.
    Kameras gibt es schon
    http://www.spiegel.de/netzwelt/web/0,1518,498224,00.html
    GPS weiss ich nicht, in D. gehen ja die Hunde-Katzenfänger manchmal um, da wär ein implantiertes GPS gar nicht so doof.
    Der implantierte Chip ist praktisch wenn sich das Tier verläuft oder nen Unfall hat.

  7. “…Und überall liegt Scheiße, man muss eigentlich schweben
    Jeder hat n’ Hund aber keinen zum Reden” – das hängt wohl mit der Entsozialisierung dieses Gesellschaftssystems zusammen.

    Auf dem Land ist das haustier meist auch Nutztier. In der großen Stadt dann meist – nicht immer – Mitmenschersatz. Gibts nicht schon den Roboterhund in Japan?
    Allerings hat es das Tamagotchi ja auch nicht zum großen langanhaltenden Durchbruch geschafft. Von daher wird es wohl auf absehbarer Zeit kein technischen Ersatz für lebendige Haustiere geben.

    Nunja, zur Notwendigkeit einer eigenen Telefonnummer für Haustiere kann man sich sicher streiten. In der großen anonymen Stadt mag diese Einrichtung aber durchaus nützlich sein.

  8. Da es in Japan immer weniger Kinder gibt, ist es logisch, dass es immer weniger Güter für diese braucht.

    Wenn man die Überalterung der Gesellschaft ansieht, versteht man auch, warum viele JapanerInnen gern etwas Warmes, Liebenswertes mit großen Augen, treu und anhänglich um sich haben wollen.

    Ich nehme an, auch in Japan geht Alter oft mit Vereinsamung Hand in Hand.

  9. @Angelika
    “Ich nehme an, auch in Japan geht Alter oft mit Vereinsamung Hand in Hand.”
    IMHO eher selten, das mag vorkommen, aber ich denke das “aus-/wegsperren” der Alten wird eher im Westen praktiziert.

    Es mag zynisch sein, aber schon die oftmals Notwendigkeit des Nebenjobs im Alter verhindert das. (Die ganzen Baustellen und Parkplatz Sicherheitsleute).

    Im Krankenhaus kam z.B. bei den Alten fast jeden Tag eine junge Krankenschwester (Lernschwester?) vorbei die sich fast 1h lang nur mit “Ihrem Alten” unterhalten hat.
    Sonst nix, nur seinen Geschichten zugehört und sich mit Ihm unterhalten.

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