BlogGut gemachte Doku: 155 Tage nach dem Erdbeben

Gut gemachte Doku: 155 Tage nach dem Erdbeben

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Ich bin erst jetzt darauf gestossen – die Sendung lief bereits am 12. August in Fuji TV: わ・す・れ・な・い ~東日本大震災155日の記録~ – “Unvergesslich: Das Logbuch 155 Tage nach der grossen Erdbebenkatastrophe von Japan”.
Gute Dokus gibt es selten in Japan – gerade im deutschen Sprachraum wird man da schnell verwöhnt und erwartet viel. In Japan ist investigativer Journalismus, auch bzw. gerade im Fernsehen, weniger verbreitet.
Diese Dokumentation ist jedoch relativ gut gemacht. Die Gliederung ist wie folgt:
1) Nach einer kurzen Einleitung geht es um den Tsunami – den Teil der Dreifachkatastrophe, der bei weitem die meisten Todesopfer und die ärgsten Verwüstungen hervorrief. Dabei – erst jetzt aufgetauchte Videos, Augenzeugeberichte und gute Analysen: So zum Beispiel zum Thema, warum zahlreiche Menschen trotz Warnung überrascht wurden (Einwohner direkt hinter den Deichen konnten das Meer nicht sehen und hören; zurückfliessende Welle war streckenweise verheerender als die Hauptwelle usw).
2) Nach ca. 32 Minuten folgt eine chronologische Aufarbeitung der Geschehnisse nach dem Beben: Wie sich das Erdbeben nach und nach durch Japan bewegte, wie und wo der Tsunami zuschlug usw.
3) Nach ca. 61 Minuten geht es um Fukushima und diverse Ungereimtheiten: Warum zum Beispiel die Regierung am Abend des 11. März noch verlautet, es sei keinerlei Radioaktivität ausgetreten – die selbe Regierung aber drei Stunden vorher bereits dutzende Busse aus der Nachbarpräfektur Ibaraki nach Fukushima ordete, um zu evakuieren (ohne Marschbefehl nach Aufnahme der Flüchtlinge, wohlbemerkt!).
4) Nach ca. 81 Minuten folgt ein beeindruckender Teil über die Aufräumarbeiten: Wie man es schaffte, trotz schwerer Zerstörungen auf guten 500 km der Shinkansen-Strecke jenen wieder nach nur 49 Tagen auf Trab zu bringen. Sowie zahlreiche Vorher-Nachher-Bilder aus den Tsunami-Gebieten.
Es wäre erfreulich, wenn sich ein deutscher Sender dieser Doku bemächtigt und sie übersetzt, denn sie erzählt die Dinge wirklich so, wie sie in Japan wahrgenommen wurden. Dabei ist auch die Reihenfolge wichtig.
Die Doku kann man sich auch ohne Japanischkenntnisse ansehen. Natürlich verpasst man etliche Erklärungen, aber die Bilder sind in sich selbst schlüssig. Die Bilder sind streckenweise harter Tobak.
[Anmerkung: Das Video wurde offensichtlich fast überall entfernt. Alternativer Link: hier
Ich weiss, ich laufe Gefahr, einseitig zu werden mit diesem Thema. Aber es macht mir und sicherlich vielen Anderen, auch ein halbes Jahr danach, noch viel zu schaffen.

tabibito
tabibitohttps://japan-almanach.de
Tabibito (旅人・たびびと) ist japanisch und steht für "Reisender". Dahinter versteckt sich Matthias Reich - ein notorischer Reisender, der verschiedene Gegenden seine Heimat nennt. Der Reisende ist seit 1996 hin und wieder und seit 2005 permanent in Japan, wo er noch immer wohnt. Wer mehr von und über Tabibito lesen möchte, dem sei der Tabibitos Blog empfohlen.

21 Kommentare

  1. Hallo,
    Zur Reaktion der japanischen Regierung am 11.3. gibt es ein interessantes Detail: Die Regierung wusste von der Kernschmelze am 11.3. 22:35:
    http://fukushima-diary.com/2011/09/breaking-news-melt-out-was-predicted-on-311/
    Was wenig verstrahlte Lebensmittel angeht, scheinen sich zwei Möglichkeiten zu entwickeln:
    Coops: http://ex-skf.blogspot.com/2011/09/guest-post-how-to-source-radioactive.html
    Einzelhändler: http://ex-skf.blogspot.com/2011/09/radiation-in-food-radish-boya-to-set.html

  2. Ich habe mir die Doku angesehen. Verstanden habe ich gewiss nur ein paar Wortfetzen, aber die Bilder sind tatsächlich sehr ausdrucksstark (wobei ich beim Fukushima-Teil gerne mehr verstanden hätte). Als junger Europäer kann man nicht ahnen, was die Menschen in den betroffenen Gebieten durchmachen mussten. Zu erleben, wie seine Stadt weggeschwemmt wird und man vor Trümmern steht.
    Und Hut ab vor den Aufräumarbeiten!

  3. @brf
    Habe mir gerade fukushima-diary.com angesehen. Entschuldigung, aber die Seite erscheint mir etwas suspekt. Die Meldung mit den mutierten Zikaden zum Beispiel ist schlichtweg Blödsinn.
    Das soll nicht heissen, dass der verlinkte Artikel nicht wahr ist. Es würde mich nicht wundern – einige Fakten sprechen dafür. Andererseits: Ich möchte die Informationspolitik der Regierung gewiss nicht in Schutz nehmen, aber mal als rein hypothetische Frage: Was wäre passiert, wenn die Behörden am Tag des Bebens eine Kernschmelze bekannt gegeben hätten? Ich will es mir gar nicht ausmalen. Tokyo war an dem Tag schon so eine Falle: Es war quasi unmöglich, aus der Stadt zu kommen, da sowohl der Schienen- als auch der Strassenverkehr komplett zusammengebrochen war.

    • Ich musste den Film nach 10 Minuten stoppen, mir standen wieder die Tränen in den Augen. Als ich damals die ersten Bilder sah, dachte ich mir nur: das haben sie nicht verdient, das ist nicht fair.

  4. @tabibito:
    Ich spreche kein japanisch und war auf den englischen, deutschen und französischen Text angewiesen. Alle drei sind brauchbare Übersetzungen voneinander, wenn auch die Übersetzung technischer Ausdrücke zu wünschen übrig läß. Manche Ausdrücke kann man nur erraten, wenn man die Technik kennt (“Abdeckung des Brennstoffs” _kann_ nichts anderes heißen als die Oberkante der Brennstäbe). Ich habe auf Dich gezählt, die englische Übersetzung mit dem japanischen Original zu vergleichen.
    Ich habe das Dokument gerade noch einmal sorgfältig durchgelesen und nichts von mutierten Zikaden gefunden. Wo hast Du die gelesen? Ich halte das Dokument nach wie vor für echt.
    Zur Frage nach der Reaktion der japanischen Regierung: Ehrlich ich wüsste auch nicht, wie ich als PM hätte reagieren sollen. Ein solcher Kernunfall darf nicht passieren; wenn er doch geschieht, gibt es keine wirklich richtige Reaktion mehr. Daraus haben seit 50 Jahren zwei Extreme verschiedene Konsequenzen gezogen: die AKW-Gegner (ich gehöre dazu) haben gefordert, diese Technik nicht zu verwenden; die Wahrscheinlichkeit eines Kernunfalls ist nicht 0 und auf jeden Fall zu groß. Die AKW-Lobby hat die Wahrscheinlichkeit (mathematisch angreifbar und nachweisbar falsch – ich bin Mathematiker und Physiker) heruntergerechnet und immer behauptet das könne nicht passieren (Sie sind widerlegt – Harrisburg, Tschernobyl, Fukushima, aber auch Lucens/Schweiz u.v.a.)
    Wenn Kan Panik verhindern wollte, hat er das erreicht. Und als sehr richtig beurteile ich seine Reaktion, Tepco anzuweisen, den Reaktor nicht einfach sich selbst zu überlassen. Wäre das geschehen, wäre Tokyo heute schon möglicherweise nicht mehr bewohnbar.
    Ich hätte die Kernschmelze trotzdem wahrscheinlich gleich öffentlich gemacht (und trotzdem versucht eine Panik zu verhindern). Mindestens wäre der aktuelle Vertrauensverlust in die Regierung nicht aufgetreten. Über den ist Kan ja auch letzlich gestürzt. Und ich halte ihn für den besten japanischen Premierminister seit langem. Seinen Rücktritt bedauere ich – er hatte die Chance der japanischen Politik eine bessere Richtung zu geben.
    Und mindestens hätte die Möglichkeitkeit bestanden, Jodtabletten in der Provinz Fukushima geordnet zu verteilen (das ist ja gar nicht geschehen!) und viele (ich lege mich nicht auf Zahlen fest, das kann niemand, aber viele heißt hier nicht 50 und nicht 500) Schilddrüsenkrankheiten, die in etwa 4 Jahren manifest werden, zu verhindern.
    Mindestens hätte die Möglichkeit bestanden, sofort größere Evakuierungszonen festzulegen und zu begründen und viele Krebsfälle, die in etwa 6-8 Jahren auftreten werden zu verhindern.
    Mir ist der Druck, der wahrscheinlich im Kabinett bestand, klar. Kaieda halte ich durchaus für einen AKW-Lobbyisten.
    Also hat Kan möglicherweise das maximale erreicht. Mehr ging einfach nicht. Dass Tokyo nicht mehr evakuierbar ist, wurde auch in Deutschland durchgerechnet. Tokyo hatte einfach Glück. Wetterglück. Die wochenlange Westwindrichtung.

  5. @brf
    Tut mir leid für die Verwirrung – ich hatte einen Zufallslink aus der Seite rausgepickt, um festzustellen, wie glaubwürdig die Seite ist. Der erste Klick führte mich zu diesem Artikel:
    http://fukushima-diary.com/2011/09/breaking-news-radiation-has-started-attacking-dna/
    und der ist schlichtweg unseriös. Bei etwas genauerer Suche fiel mir immer wieder ein Name auf: Mochizuki. Ich würde gern wissen, wer dahinter steckt – aber ich habe ein komisches Gefühl bei dieser Sache, und der Zikadenartikel riecht von vorn bis hinten.
    Das soll aber nichts heissen. Der von Dir verlinkte Artikel erscheint glaubhaft. Ich kann Dir ansonsten mit Deinem Kommentar nur zustimmen. Dieses Thema, dieses Dilemma, in der die Regierung steckte, wird noch Generationen von Politikern UND Philosophen beschäftigen. Aber es dürfte ein relativ klarer Fall für Michael Sandel sein.

  6. Passiert solch ein Ereignis, dann hat der Regierungschef die Pistole schon auf der Brust. Egal, was er (oder sie) nun entscheidet, man wird es ihm später zur Last legen und ihn absägen. In meinen Augen die einzige Möglichkeit da herauszukommen: Rhetorisch perfekt reden. Wirklich perfekt. Nicht nur gut. Es geht nur mit Überzeugung. Fakten oder gar gesunder Menschenverstand sind da wohl (leider?) nur Nebensache.

  7. Vielen Dank für die den Link. War eine interessante und anrührende Doku.
    Wobei sie auch nur interessant und anrührend war. Ich habe nicht alles aber das meiste verstanden. Wobei die Bilder wirklich für sich sprachen.
    Im Gegensatz dazu hier ein deutscher Beitrag: http://www.zdf.de/ZDFmediathek/hauptnavigation/startseite/#/beitrag/video/1406700/Die-Folgen-von-Fukushima
    Es ist bemerkenswert, wie deutlich diese beiden Fernsehsendungen auf den Zuschauer zugeschnitten werden. Die Eine für den Japaner, der sehen will wie sich alle anstrengen und dann weiter kommen. Absolute Verbreitung von Wir-Gefühl. Dabei haben sie 4 oder 5 mal den Mitschnitt gebracht, wo der Typ sagt, dass seine Frau und sein Kind gestorben sind.
    Das interessiert mich persönlich recht wenig, so grausam das klingt.
    Jetzt interessiert die Leute doch viel eher was sie essen dürfen und wie gut Test an Nahrungsmitteln durch geführt werden.
    Interessant wäre auch noch gewesen wie die Menschen in den Lagern zurecht kamen wie viele unter den Bedingungen starben und wie die Selbstmordrate aussah.
    Aber diese Punkte interessieren Japaner recht wenig.
    Im Gegensatz dazu der deutsche Beitrag, der voll auf Kontroverse aus ist. Da haben sie dann noch einen Wissenschaftler gefunden, der was von den Kindern erzählt, die alle sterben werden. Der Franzosenhut war natürlich auch super seriös;-)
    Allerdings hat der deutsche Beitrag eine Eigenschaft, die im japanischen gänzlich gefehlt hat (oder ich habe es schlicht weg verpasst).
    Was läuft schief und was droht schief zulaufen.
    ps. ist mir jetzt erst aufgefallen, dass man den Eindruck erhält, dass die Informationsverzögerung alles auf den bösen bösen Kan zurück zuführen ist.

  8. @tabibito:
    Ich habe den Artikel über die französische Webseite
    http://www.scoop.it/t/tsunami-japon
    bezogen. Er steht mittlerweile auf Seite 3 und wurde von Pascalf49 am 7.9. 11:7 eingestellt.
    http://www.scoop.it/t/tsunami-japon/p/437159868/la-fusion-des-reacteurs-avaient-ete-predit-des-le-11-mars-fukushima-diary
    Es war der erste Artikel der Webseite
    http://fukushima-diary.com/
    den ich gelesen habe. Und ich habe mich daran erinnert, als ich den Satz
    “Warum zum Beispiel die Regierung am Abend des 11. März noch verlautet, es sei keinerlei Radioaktivität ausgetreten – die selbe Regierung aber drei Stunden vorher bereits dutzende Busse aus der Nachbarpräfektur Ibaraki nach Fukushima ordete, um zu evakuieren”
    gelesen habe. Bei einer Kernschmelze in einem zerstörten Gebäude tritt unweigerlich Radioaktivität aus.
    Die Glaubwürdigkeit des Zikadenartikels kann ich nicht beurteilen. Das müsste gentechnisch sehr genau untersucht werden, aber in Japan gibt es derzeit wahrscheinlich Wichtigeres. Nur ein paar Funde reichen wahrscheinlich nicht als Beweis aus.
    Was die Dokumentation angeht – sie ist wirklich gut, auch wenn man es ohne Japanischkenntnisse schwer hat.

  9. Tabibito, danke für deinen Hinweis auf diese Dokumentation. Ich schau sie gerade. Es hilft mir zu verstehen. Jetzt nach 20 Minuten brauch ich eine Auszeit, ist einfach zu heftig.
    Mit jeden Erdstoß wird die Erinnerung zurück geholt. Drüber zu sprechen, sich damit auseinander zusetzen, ist hilfreich um zu verkraften.
    Gruß von Frauchen und mir.

  10. Hallo Tabibito!
    Vielen Dank für den Hinweis und die Verlinkung der Dokumentation!!
    Ich hatte sie leider auch nicht im TV verfolgt.
    Noch habe ich erst 30 Minuten geschaut, da das lange Video nicht so schnell lädt, aber ich muss auch immer noch schlucken..
    Wenn ich darf, würde ich gern in meinem nächsten Blogeintrag morgen deinen Artikel verlinken. Ich finde das sollte sich jeder einmal ansehen können!!
    Liebe Grüße vom Froschi

  11. danke für den hinweis, habe die doku gesehen und fand sie sehr interessant, auch wegen noch nicht bekannter aufnahmen. es gibt auch ein sehr gute doku der katastrophe von national geographic. hier der link: http://www.youtube.com/watch?v=QBu8r6TxULI
    Dort erlebt man hauthnah die ereignisse. sehr erschreckend. Ich war ja vor 2 Jahren in Japan im Urlaub und wenn man das sieht kommen ein schon die tränen.
    Grüße von Sushifrank

  12. hab mir die doku jetzt auch mal angeschaut. find sie auch sehr gut und angenehm unaufgeregt, verglichen mit dem was bei uns und auf sendern in japan lief. klar gibts die toten mütter und weinenden kinder, aber ne menschliche komponente gehört ebenso zu dieser katastrophe wie messwerte und technische aspekte.
    und warum nicht zeigen, dass es weitergeht, statt Erdbeben-Bilder unterlegt mit Streicher-Musik in Dauerschleife -.-

  13. Hallo zusammen,
    würde mir das gerne angucken, aber bei mir ist alle 10-20 Sek. Bufferpause und das trotz nagelneuem PC (noch keinen Monat alt). Bin ich zu blöd? Die 18 Min., die ich bisher gesehen habe, waren sehr eindringlich und ich habe dann doch recht viel verstanden auch wenn mein jap. sich auf einzelne Worte beschränkt.
    btw: @tabibito Vielen Dank für Dein Blog!

  14. Seit Min. 20 läuft es problemlos. Ein Frage zu Min. 28ff; habe ich richtig verstanden, dass der 10m-Tsunami eine 50m hohe Gegenwelle erzeugt hat, die die Mutter der Frau in den Tod gerissen hat?

  15. @Minky
    50m bezieht sich auf etwas Anderes: Das Mädchen schaffte es, zu einem 50m entfernten Gebäude zu schwimmen.
    Wichtigster Punkt dieses Abschnitts war: Viele schauten Richtung Meer, um sicher zu sein, dass der Tsunami sie nicht gefährdet. Kaum einer kam auf die Idee, dass eine Welle von hinten kommen könnte….

  16. Hallo tabibito,
    gibt es denn nicht einen Tusnami-Warndienst in den Orten entlang der Küste? Ich hatte hier in Deutschland mal einen Dokumentarfilm über Tsunamis gesehen und da wurden auch die Schutzmaßnahmen gezeigt, die in Japan getroffen werden. Zum einen sind das hohe Dämme mit eingebauten Schutztoren und dann wohl auch Masten in den Ortschaften in den Küsten, an denen Lautsprecher hängen und aus denen dann die Warnungen entweder mündlich oder als Sirenenalarm kommen.
    In dem einen Artikel von Dir über Minami-Soma stand was von einer halben Stunde, die verging vom Zeitpunkt des Erdbebens bis zum Auftreffen der ersten Tsunami-Welle an der AKW-Anlage Fukushima. Das müsste eigentlich Zeit genug sein, damit die meisten Menscehn irgendwo ein Stück Land oder ein hohes Gebäude aufzusuchen, das mindestens 20-30 Meter über dem Meeresspiegel liegt.
    Das Epizentrum lag ca. 150km vor der nächst gelegenen Küste (Sendai). Tsunamis sollen eine Geschwindigkeit von etwa 800-1000km/h im offenen Meer haben – in flachem Gewässer werden sie wohl langsamer, aber dafür größer (Energieerhaltung). Der Meeresboden vor Japans Küste fällt schnell ziemlich steil ab. D.h. dass vom Zeitpunkt des Bebens bis zum Erreichen der nächst gelegenen Küste (hier Fukushima) dürften eigentlich nur 8 bis maximal 15 Minuten vergangen sein. Das wäre natürlich schon ziemlich knapp für viele, vor allem ältere Leute.
    Das erstaunliche ist aber, dass man auf vielen Videos überhaupt niemanden vor den Tsunamis weglaufen sieht, man sieht überhaupt keine Menschen, auch nicht auf Dächern. In einem Video fahren sogar noch Autos auf einer Strasse, nahe und parallel an der Küste und versuchen dem Tsunami davon zu fahren.
    Gab es denn auch keine Radiowarnung?

  17. Und noch eine Sache:
    Am Anfang, kurz nach dem Beben und dem Tsunami, hatte es geheissen, dass das AKW in Fukushima einem Beben der Stärke 8,2 stand halten könnte. Das ist ziemlich viel, auch wenn es wahrscheinlich nur für den Anfangszustand des AKW gegolten hat, als das AKW noch niegelnagelneu war. Eine oder zwei Wochen später hieß es dann, dass das AKW nur für ein Beben der Stärke 6,x oder 7,x ausgelegt war. Für so ein erdbebengefährdetes Gebiet wie Japan es ist, wäre das eine Frechheit, wenn das wahr wäre. Es gab aber kein Nachhaken in den Medien.
    Die allererste Meldung über die Erdbebenstärke war 7,9. Da gibt es einen Scan von einer offiziellen Webseite dazu. Im Laufe der nächsten Tage wurden daraus dann 8,3, dann 8,4 und schließlich 8,9 oder 9,0. Zudem wurde auch die Tsunami-Welle, die das AKW oder andere Gebiete getroffen hatte, immer höher (von 10 Metern bis 30 Metern. Fukushima soll eine 14 Meter Welle erwischt haben.
    Dass in Japan, direkt am Rand einer Kontinentalplatte, überhaupt AKWs gebaut wurden, ist sowieso ziemlich verückt. Es ist absolut ein Wunder, dass da nie vorher etwas passiert ist – z.B. bei dem sehr schweren Kobe-Erdbeben vor 16 Jahren.

  18. […] (20. Juli 2011) ・Anschauen, essen, fühlen! Katastrophentourismus 2011 (2. September 2011) ・Gut gemachte Doku: 155 Tage nach dem Erdbeben (8. September 2011) ・Ist Tokyo nun verstrahlt? Oder nicht? Eine Bestandsanalyse (17. Oktober […]

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