Angeblich wird momentan geplant, die Bürgersteige Japans zur geschäftlichen Nutzung freizugeben. Bisher gehörten die Bürgersteige der öffentlichen Hand – geschäftlich durften sie nur in sehr wenigen Ausnahmefällen genutzt werden. Dies geschieht hauptsächlich dann, wenn es ein Fest gibt und das mehr oder weniger fahrende Volk dann seine Fressbuden aufbaut.
Das soll jetzt anders werden – gegen eine Benutzungsgebühr soll es nunmehr Geschäften erlaubt sein, Teile des Bürgersteiges zu nutzen. Will heissen, Aufsteller und dergleichen sollen genehmigt werden (das ist momentan nicht legal) und so irre Sachen wie Strassencafés sollen machbar sein – letzteres ist momentan nur möglich, wenn die Fläche zum Grundstück gehört.
Japaner (bzw. meiner Erfahrung nach alle Ostasiaten) sind in Sachen Erfindungsreichtum wenn es ums Geschäft geht unschlagbar. Keine Werbefläche vorhanden? Kein Problem – man mietet einen Tagelöhner und hängt ihm ein Schild um den Hals (obwohl das bestimmt aus Amerika kommt). Keine Kunden im Laden? Man ruft einfach diverse Programmdirektoren an und lässt seinen Schuppen dann zur Bühne irgendeiner langweiligen Sendung werden.
Ich bin deshalb sehr gespannt, welche Lawine die Freigabe der Bürgersteige lostreten wird – diese Entscheidung hat das Potential, das Erscheinungsbild japanischer Innenstädte umzukrempeln. Einen kleinen Haken hat die Sache allerdings: Bürgersteige sind in Japan eher eine Seltenheit. In der Regel hat man nur einen dicken weißen Strich – meistens handtuchbreit – am Wegesrand, alle 10 Meter unterbrochen von einem Strommasten und von Auto- wie Radfahrern nur allzu gerne ignoriert.
Das Wort des Tages: 歩行道 hokōdō – laufen-gehen-Weg. Der Bürgersteig.
Hier in L.E. wird gerade das genaue Gegenteil geplant. Die Nutzung der Gehwege zu Geschäftszwecken soll eingeschränkt werden. Teilweise ist diese Nutzung derart ausgewuchert, dass beinahe kein Gehweg mehr vorhanden ist (man trinkt halt seinen Kaffee bei schönen Wetter lieber unter der Sonne und warum soll die Ware nur im Laden ausliegen?). Und die Gehwege sind doch so schön breit – da passt ‘ne Menge drauf.
Nun ist der Deutsche ja nicht doof und verbietet den ganzen Spaß sondern erhebt eine prima Nutzungsgebühr um das Stadtsäckel zu füllen. Hab da letztens von einer Luftraumbenutzungsgebühr gesehen – nicht für Fluggeräte sondern von Gebäuden abstehende Werbung.