Das Sturmtief, das heute über fast ganz Japan zog, hatte es in sich. Es war kein Taifun, aber es stand einem Taifun in nichts nach: Es legte den Verkehr von Kyūshū bis nördlich von Tokyo lahm, es gab Überschwemmungen, zahlreiche umgekippte Bäume und LKW, mindestens 3 Tote und Hunderter Verletzte. Selbst im Stadtzentrum von Tokyo wurden Windgeschwindigkeiten bis 110 km pro Stunde gemessen. Alle Bahnen, die nicht unter der Erde fahren, standen still, etliche Flüge wurden gestrichen. In der Präfektur Fukui strandete ein grosser, unbemannter Frachter, der sich losgerissen hat.
Rekordverdächtig für diese Jahreszeit? Nicht ganz – ca. ein Mal in zehn Jahren passiert so etwas im Frühling. Dieses Mal waren die Leute recht gut gewarnt: Sehr viele Firmen, auch die unsere, schickten ihre Leute am Nachmittag nach Hause. Ich hatte um 15 Uhr leider ein wichtiges Meeting, und mein Gegenüber entschuldigte sich mehrmals, dass es keinen Tee geben werde, da die Leute alle schon auf dem Heimweg sind. Nun gut – nach dem Meeting war es voraussichtlich schon zu spät, und so ging es zurück zum Büro, Sturm aussitzen. Da ich ja nun schon zahlreiche Taifune hier erlebt habe, weiss ich ungefähr, wann und wo welche Züge ausfallen. Und ein bisschen Thrill zum Feierabend tut auch ganz gut. Also ging es abends kurz vor 8 Uhr zum Bahnhof Ebisu. Erwartungsgemäss fuhr meine Linie nicht, also ging es mit der Yamanote-Ringlinie nach Ōsaki. Die Linie von dort fuhr – erwartungsgemäss, da sie fast die ganze Strecke unterirdisch verläuft (nein, keine U-Bahn!).
In Shin-Kiba hiess es umsteigen, aber natürlich fuhr die Linie nicht, denn die Linie von dort verläuft auf Stelzen und immer an der Küste entlang. Ein leichter Luftzug, und die Linie steht. Seit 14 Uhr. Also raus aus dem Bahnhof und zum Taxistand. Erstaunlicherweise warteten dort nur 3 Leute. Der Vordermann, ein junger Japaner, fragt mich ganz selbstverständlich auf Japanisch, wo ich hinmöchte. “Nach Urayasu!” antworte ich, und er sagt freudestrahlend “Ich auch! Wollen wir uns das Taxi teilen?”. Aber gern doch. 15 Minuten später teilen wir die Rechnung – 1,300 yen für jeden. Letztendlich dauerte die Heimfahrt damit sogar etwas kürzer als üblich. Geht doch. Vor 9 Uhr war ich zu Hause. Meine Linie nahm erst nach 23:30 wieder den Betrieb auf.
Jüngst fragte ein Japan-Besucher und Leser verständlicherweise, woher man als Japan-Besucher im Voraus von solchen Wetterlagen erfahren kann. Nun, die JMA (Japan Meteorological Agency) unterhält eine sehr umfangreiche englische Webseite zum Thema, und ein gelegentlicher Blick darauf kann bei der Reiseplanung sehr nützlich sein:
http://www.jma.go.jp/jma/indexe.html
Insbesondere sind folgende Seiten darin wichtig:
• Aktuelle Unwetterwarnungen
• Taifunwarnungen (Juni bis November)
• Wettervorhersage
• Für Fortgeschrittene: Regenradar (mit Vorhersage-Simulation)
Bei allen Karten kann man Gebiete anklicken.
Sehr interessant das auf Google Maps zu verfolgen (komme auf 56 Minuten + Umsteigezeit und 1850 Yen).^^
Ich bin gerade für eine Woche in Urlaub in Tokyo, und stand am Samstag auch in Shin-Kiba, weil da die besagte Linie (Keiyō-Linie?) wegen Wind nicht fuhr. Ein Hoch auf diese Info-Displays, da steht zum Glück auch immer in Englisch mit dabei, was los ist :)
Und danke für die Links, für dieses Mal sind sie zu spät (ich fliege morgen zurück), aber beim nächsten Mal weiß ich, wo ich das Wetter direkt von der Quelle bekomme.
Gut zu wissen, danke! und fein, dassde heil angekommen bist! schöne Woche noch!
Die beiden Landung am Dienstag, einmal Nagoya und dann im Anschluß Fukuoka, waren eine sehr spannende Angelegenheit. Ich hatte fast den Eindruck, dass der Pilot beim Anflug auf Fukuoka sehr viel Spass hatte, im Gegensatz zu mir und auch den meisten anderen Fluggästen. Die alte A320 tat mir danach schon etwas leid. Immerhin bin ich überhaupt noch aus Nagoya rausgekommen, den parallelen Flug nach Kumamoto haben sie gleich ganz eingesackt.
Hatte auch frueher Schluss, weil Sturmwarnung und Gefahr, dass die Bahnen nicht mehr fahren. Dumm nur, dass das auch fuer geschaetzt 10.000.000 Salarymen und OLs in Tokyo galt. Die Zuege waren so brechend voll, dass ich all meine Gaijin Superkraefte einsetzen musste, um mir einen Stehplatz zu erkaempfen. Und beim Sprint die letzten 100 Meter von meiner Bushaltestelle bis zu mir nach Hause bin ich dann trotzdem voellig durchnaesst worden.