BlogFischmarkt: Fertig. Shibuya: Es gibt viel zu tun.

Fischmarkt: Fertig. Shibuya: Es gibt viel zu tun.

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Nach jahrelangen Bauarbeiten und unendlichen Querelen hat heute der niegelnagelneue Fischmarkt in Toyosu seine Pforten geöffnet. Zwar sind noch einige Sachen nicht vollends geklärt(kontaminiertes Erdreich, Risse im Fundament, einlaufendes Grundwasser), aber was soll’s: Im alten Fischmarkt von Tsukiji sah es auf jeden Fall nicht besser aus. Nun müssen also sämtliche Reiseführer über Tokyo umgeschrieben werden, denn Tsukiji war eine der Huaptattraktionen der Stadt. Zwar bleiben vorerst viele Restaurants vor Ort, doch der alte Markt ist so baufällig, dass wohl sehr bald mit dem Abriss begonnen wird. Egal, was danach kommt – die Atmosphäre dieses gigantischen, alten Marktest ist dahin.
In Shibuya hingegen gibt es noch immer extrem viel zu tun. Schon jetzt sind die Veränderungen im Vergleich zur Jahrtausendwende enorm – weitere fünf Jahre später wird man Shibuya jedoch kaum wiedererkennen. Und die Bauarbeiten sind wie ein Eingriff am offenen Herzen, denn hier kreuzen mehrere wichtige Bahnlinien ihre Wege – sowie ein paar wichtige Straßen, inklusive der Stadtautobahn. Man kann deshalb nur häppchenweise absperren – alles andere würde die Hauptstadt in Chaos stürzen. Und natürlich fallen diverse, einst interessante Ecken der Stadtplanung zum Opfer – so zum Beispiel die Abschnitte entlang der Gleise nördlich des Bahnhofs der Yamanote-Linie. Das ganze läuft nicht so reibungslos ab wie mancher vermuten würde: Gerade gegen die völlige Umgestaltung des 宮下公園 Miyashita-Parks gab es auch Demonstrationen, doch letztendlich half das alles nichts. Große Teile des Parks sind bereits eingeebnet und abgesperrt; die Obdachlosen vertrieben. Einzig die kleinen, stark heruntergekommenen Häuschen südlich des Parks, siehe Photo oben, stehen noch – mit Sicherheit aber nicht mehr sehr lange.
Der japanische Grundbesitzer, dem wir vor ein paar Jahren ein Stück Land abgekauft haben, um dort ein Häuschen zu bauen, kann sich noch an Zeiten erinnern, in denen sein Großvater mit dem Pferd nach Shibuya ritt. Rein rechnerisch muss wohl in den 1950ern gewesen sein. Keine Idee mutet heute jedoch absurder an als auf einem Klepper in Shibuya einzureiten…

Das neue Shibuya
Das neue Shibuya

tabibito
tabibitohttps://japan-almanach.de
Tabibito (旅人・たびびと) ist japanisch und steht für "Reisender". Dahinter versteckt sich Matthias Reich - ein notorischer Reisender, der verschiedene Gegenden seine Heimat nennt. Der Reisende ist seit 1996 hin und wieder und seit 2005 permanent in Japan, wo er noch immer wohnt. Wer mehr von und über Tabibito lesen möchte, dem sei der Tabibitos Blog empfohlen.

4 Kommentare

  1. Nach gut 10 Jahren ist meine alte Gegend in Fukuoka, Haruyoshi (ja, ja , ich weiss, nicht die feinste Gegend, aber als junger Berliner aus Kreuzberg stört man sich an sowas nicht) auch schon fast vollständig umgekrempelt, mit komplett neuer Strassenführung und so. Die meisten Leute, mit denen ich darüber sprach, fanden es eindeutig eine Verbesserung. Ich dagegen finde es schade. Die alten verwinkelten Gassen, runtergekommenen Gebäude und versifften Izakaya waren mir immer sehr sympathisch.

  2. Wenn wir schon bei absurd sind, besagter Großvater dürfte hoch zu Gaul auf seinem Ritt gen Kreuzung die Gondelbahn erblickt haben, welche Anfangs 50er hoch über Shibuya verkehrte. Die tiefer gelegene Station war ziemlich genau dort wo Du das Foto gemacht hast. Sachen gibt’s.

    • Genau! Die Bilder der Gondelbahn sind hochinteressant, und ich würde mich nicht wundern, wenn man das irgendwann wiederbelebt. Das es mal diese Bahn in Shibuya gab, kann man sich heute gar nicht mehr so richtig vorstellen.

  3. Am besten alles was man nicht mehr gründlich sanieren will / kann, abreisen und neu bauen. Stärkt nicht nur die Konjunktur sondern verbessert die Sicherheit. Das ist mir wichtiger als Befriedigung nostalgischer Bedürfnisse.

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