BlogEtwas andere Flugrouten nach Japan

Etwas andere Flugrouten nach Japan

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In diesem Monat ging es mal wieder für knapp 2 Wochen in die alte Heimat – dieses Mal auf Routen und mit Fluggesellschaften, mit denen ich vorher noch nie unterwegs war. Meistens fliege ich mehr oder weniger direkt, also entweder mit einem Direktflug nach Deutschland oder in die Nähe von Deutschland (Wien, Kopenhagen usw.) und von dort weiter, da das Endziel nicht selten Berlin ist – nach Berlin gibt es ja keinerlei Direktverbindungen nach Japan (im Prinzip sind fast alle Flüge von und nach Berlin klassische Urlaubsverbindungen, von ein paar Städteverbindungen innerhalb Europas einmal abgesehen), oder über den Mittleren Osten, also mit Umsteigen in Dubai oder Abu Dhabi oder in jüngster Zeit manchmal auch Doha.

Früher, also vor über 20 Jahren, gab es weit weniger Flugverbindungen, und ein Hin- und Rückflug war in den meisten Fällen wesentlich günstiger als ein Einzelflug (ausserdem gab es wesentlich weniger Möglichkeiten, Flüge zu vergleichen). Doch das ist nicht mehr so – manchmal ist es sogar günstiger, für Hin- und Rückflug andere Verbindungen zu nehmen. Und das nutzte ich dieses Mal aus – den Hinflug wählte ich nicht etwa durch die Eingabe von “Tokyo” als Startpunkt und “Berlin” als Zielort, sondern ich wählte einen Zwischenstopp, den ich schon lange mal machen wollte – und zwar in Saudi-Arabien. Jenes war ja bis 2009 für gewöhnliche (und nicht-muslimische) Reisende vollends geschlossen. Und so gab ich erstmal “Tokyo” – und “Riyadh” ein: Dabei fiel meine Wahl letztendlich auf einen Flug mit China Eastern Airlines via Shanghai bis Riyadh. Kosten (alles inklusive natürlich): Umgerechnet 205 Euro.

Die berühmte Skyline von Shanghai
Die berühmte Skyline von Shanghai

Der erste Flug dauerte gut 3 Stunden – gefolgt von einem über 16-stündigen Aufenthalt in Shanghai (von 19 Uhr bis 12 Uhr mittags). Das kam mir ganz gelegen, reichte es doch für einen ausgedehnten Spaziergang durch Shanghai. Das Wetter kann allerdings etwas stressig sein – bei Temperaturen zwischen 25 und 28 Grad, schweren Gewittern in der Nacht und extrem hoher Luftfeuchtigkeit am Tag war das eine schweißtreibende Angelegenheit. Immerhin erklärte sich China Eastern bereit, meinen Koffer gleich nach Riyadh weiterzuleiten. Doch bei der Ein- und Ausreise verliert man natürlich ein paar Stunden. Zeit genug war trotzdem, um von 7 Uhr morgens bis gegen 11 Uhr einen langen Spaziergang durch die Stadt zu machen. Der Zwischenstopp in China wird auch dadurch erleichtert, dass deutsche Staatsbürger – zumindest bis Ende 2025 – kein Visum benötigen. Die Airline als solche war okay: Ich fliege generell Economy, und China Eastern war in allen Belangen durchschnittlich, also nicht schlecht, aber auch nicht besonders hervorragend.

Am nächsten Tag ging es weiter nach Riyadh: Von Shanghai dauert das fast genau 10 Stunden – das ist damit das längste Teilstück Richtung Japan. In der saudi-arabischen Hauptstadt kam ich genau zum Sonnenuntergang an, und die Idee war, dort zwei volle Tage und drei Nächte zu verbringen. Einziger Wermutstropfen hier: Man braucht ein eVisa, wenn man den Flughafen verlassen will, und das ist zwar online leicht erhältlich, kostet aber gut 90 Euro. Doch so viel sei gesagt: Riyadh und Umgebung sind definitiv eine Reise wert – mehr dazu kommt auf jeden Fall später in einem separaten Reisebericht. Das Wetter in Saudi-Arabien: Bis zu 37 Grad am Tag und rund 26 Grad in der Nacht – die Luftfeuchtigkeit ist jedoch sehr gering, weshalb diese Temperaturen wesentlich leichter auszuhalten sind als das Wetter in Shanghai zur gleichen Zeit.

Für diese Aussicht (knapp 100 km nördlich von Riyadh) nehme ich gern längere Umwege in Kauf
Für diese Aussicht (knapp 100 km nördlich von Riyadh) nehme ich gern längere Umwege in Kauf

Für den zweiten Teil Richtung Deutschland gab ich “Riyadh” und “Berlin” ein – und fand einen Flug für umgerechnet 186 Euro: Und zwar mit dem Billigflieger flyadeal bis Istanbul (rund 4½ Stunden), gefolgt von einem 21-stündigen Aufenthalt in Istanbul, und dann mit einem anderen Billigflieger, Pegasus Airlines, in circa 3 Stunden nach Berlin. Auch der Zwischenstopp in Istanbul war nicht nur wegen des Preises gewählt – zwar war ich schon drei Mal dort, doch das letzte Mal war schon mehr als 20 Jahre her, aber Istanbul geht immer, denn ich liebe die Stadt einfach (und ich sollte auch dieses Mal nicht enttäuscht werden). Beide Airlines empfand ich als typische Billigflieger: Alles kostet extra und es ist ein bisschen eng, doch die Flugdauer ist so kurz, dass mir das im Prinzip eigentlich egal ist. Der Flug von Riyadh nach Istanbul war ausserdem hochinteressant – man konnte den Suez-Kanal und die Nilmündung wunderbar von oben erkennen. Leider konnte ich die NEOM-Baustelle jedoch nicht finden.

Istanbul geht immer!
Istanbul geht immer!

Fazit: Man kann tatsächlich für 400 Euro von Tokyo nach Deutschland fliegen! Allerdings sollte man viel Zeit mitbringen, und bei ausgiebigeren Zwischenstopps bezahlt man natürlich mehr für Unterkunft, eventuell Visa und dergleichen. Aber so kann man zumindest auch unterwegs Einiges erleben – auch der Jet Lag (der mir aber ohnehin kaum Probleme bereitet) fällt bei Staffelung der Flüge sicherlich leichter aus. Die Tour ist zugegebenermaßen jedoch etwas extrem: Manchmal bekommt man leichte Flashbacks – da sitzt man mal eben so mitten in der tiefsten Wüste, während man vor 24 Stunden noch im feuchtschwülen Shanghai (und 36 Stunden vorher in Tokyo) weilte.

Ja, in der Mongolei ist es schon Mitte Oktober klirrend kalt
Ja, in der Mongolei ist es schon Mitte Oktober klirrend kalt

Den Rückflug wählte ich nach anderen Kriterien: Ich suchte nach einem möglichst schnellen Weg zurück nach Tokyo. Fast alle Airlines dürfen seit Ausbruch des Ukraine-Krieges nicht mehr über Russland fliegen – direkte Flüge dauern somit anstatt der üblichen 11, 12 Stunden nunmehr 14 Stunden und mehr. Es gibt jedoch Airlines, die nach wie vor über Russland fliegen dürfen – chinesische Airlines zum Beispiel, aber auch MIAT, die staatliche mongolische Airline. Also wählte ich diese: Mit 685 Euro war dies sogar eine der günstigsten (ich glaube sogar DIE günstigste)  Option. Von Frankfurt fliegt man dazu gegen 14 Uhr los – bis Ulan Baator dauert der Flug knapp 9 Stunden. Dort: knapp 3 Stunden Aufenthalt, gefolgt von einem 4-stündigen Flug nach Tokyo. Das ist schnell, und man kann sich beim Zwischenstopp ein bisschen die Beine vertreten.

Online liest man viele schlechte Sachen über MIAT, und ich dachte beinahe schon, dass das alles stimmen könnte, denn das Checkin am Flughafen Frankfurt – MIAT betrieb dort nur 3 Schalter für Economy – zog sich ewig lange hin. Letztendlich verliessen wir dennoch pünktlich das Rollfeld. An Bord war alles durchschnittlich bis gut – das Entertainment-System war modern, die Flugbegleiter sehr freundlich, das Essen war… normal. Beef or chicken, leider nichts aus der Mongolei. Und wir landeten mehr als 30 Minuten eher als geplant um 4 Uhr morgens Ortszeit in Ulan Baator, und  zwar am neuen Flughafen, der fast 50 Kilometer ausserhalb der Stadt liegt. Gerne erinnerte ich mich dabei an meine Winterreise in die Mongolei zurück.

Beim Ausstieg gab es eine kleine, eisige Überraschung, der man aber dank geschlossener Gangway nicht schutzlos ausgeliefert ist: Die Außentemperatur betrug bereits jetzt, Mitte Oktober, -19 Grad. Der Transfer im Flughafen ist etwas nervig: Natürlich wird man seine Getränke bei der Security los, aber letztendlich ist der Flughafen relativ klein und nach ein bisschen Anstehen ist man auch schon an den wenigen Gates (es sind weniger als 10, wie es scheint).

Immerhin: Alle Duty-Free-Geschäfte und Cafes haben auch mitten in der Nacht geöffnet – man kann die Zeit also wirklich mit etwas Stöbern verbringen (kleiner Tipp: Die Kaschmir-Sachen von GOBI sind wirklich hervorragend – sie kosten im Duty Free zwar rund das Doppelte von dem, was sie im GOBI-Outland-Center innerhalb der Stadt kosten, aber das ist immer noch viel preiswerter als das, was sie in Europa oder Japan kosten).

Der letzte Abschnitt bis Tokyo war allerdings eher eine Qual: Auf der ersten Strecke war ich einfach nicht müde genug, um zu schlafen, doch das Flugzeug von Ulan Baator nach Tokyo war extrem eng (und zudem auch noch ausgebucht). Und kaum dass man mal schlafen wollte, gab es plötzlich Essen und Getränke – auf einem 4-Stunden-Flug keine Selbstverständlichkeit. Immerhin war auch dieser Flug pünktlich, um nicht zu sagen überpünktlich – wir kamen 40 Minuten eher als gedacht in Tokyo (20 Grad, bewölkt) an. Letztendlich war MIAT jedoch eine gute Wahl, denn es ging alles schnell voran.

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tabibito
tabibitohttps://japan-almanach.de
Tabibito (旅人・たびびと) ist japanisch und steht für "Reisender". Dahinter versteckt sich Matthias Reich - ein notorischer Reisender, der verschiedene Gegenden seine Heimat nennt. Der Reisende ist seit 1996 hin und wieder und seit 2005 permanent in Japan, wo er noch immer wohnt. Wer mehr von und über Tabibito lesen möchte, dem sei der Tabibitos Blog empfohlen.

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