September ist schön – es gibt zwei Feiertage im September, und die Hitze läßt allmählich nach. Meistens jedenfalls. Nun ist der kommende Montag frei (und der darauf folgende Montag ebenso), nur muss leider just an diesem Wochenende ein großer Taifun das Land heimsuchen. Der Taifun wurde マンニィ (萬宜) Man-Yi getauft – benannt nach einer Meerenge in Hongkong. Dieser Taifun hat es jedoch nicht auf Hongkong abgesehen, sondern auf die am dichtesten besiedelten Regionen Japans. Momentan sieht es so aus, als ob er am 16. September, also am Montag, direkt über Tokyo hinwegziehen wird. Und wie so häufig schiebt der Taifu viel vor sich her – bereits am Sonntag soll einiges an Regen fallen.
Da mit hoher Wahrscheinlichkeit etliche Bahnlinien ausfallen werden, hiess es also, wenigstens am Sonnabend etwas aus dem Tag zu machen. Gar nicht so einfach bei ziemlich schwülen 32 Grad. Aus gegebenen Anlass ging es deshalb mit den Kindern zum Tokyo Tower, denn dort gibt es momentan eine Ausstellung zu Ehren des 80. Geburtstages des Manga-Zeichners 藤子・F・不二雄 (Fujiko F. Fujio). Das ist freilich nicht der richtige Name – geboren wurde der Künstler als Hiroshi Fujimoto. Leider kann er den Geburtstag auch nicht mitfeiern, denn der Künstler verstarb bereits 1996 am Leberversagen – und zwar buchstäblich am Schreibtisch, mit einem Stift in seiner Hand (so verlor er zumindest das Bewusstsein – drei Tage später verstarb er, ohne noch einmal zu erwachen). Fujio’s Leitmotiv war SF, das er jedoch nicht als “Science Fiction” verstanden haben wollte, sondern als 少し不思議 Sukoshi Fushigi – “etwas eigenartig”. Und das ist auch bei weitem seine bekannteste Figur: ドラえもん Doraemon – eine große, blaue Katze, aber mehr dazu siehe Köstlich: Jean Reno meets Doraemon.
Aber wir sind ja in Japan. Der Eintritt ist recht heftig für das, was geboten wird: 1’500 Yen (also rund 12 Euro) für Erwachsene und 900 Yen für Kinder über 4. Und mit 2 Stunden Wartezeit müssen wir rechnen, wurde uns gesagt – und man muss in dieser Zeit wirklich mit den Kindern anstehen. Letztendlich hat es nur eine Stunde gedauert. Der Beginn war recht furios: Ein Minikino mit einem kleinen, weißen Raum, in dem lediglich ein Schreibtisch stand. Das ganze erwies sich als dreidimensionale Projektionsfläche, in der plötzlich Bücher durch die Gegend flogen und vieles mehr – ganz ohne 3D-Brille, wohlgemerkt. Selbst mein 2-jähriger klatschte spontan in die Hände, und das möchte was heissen. Der Rest der Ausstellung war zwar interessant – an vielen Stellen allerdings interessanter für die Eltern, die ja auch allesamt mit Doraemon aufgewachsen sind: Es dürfte niemanden unter 50 in Japan geben, der die blaue Katze nicht kennt.
Mangas lassen mich normalerweise kalt, aber wenn meine Kinder Doraemon schauen, setze ich mich gern dazu: Die Charaktere sind recht lustig, und die Geschichten regen ohne Zweifel wie Phantasie an. Man lernt manchmal auch seine Angestellten damit besser kennen. Als eine Angestellte mir einmal einen übersetzten Text mit der Betreffzeile 翻訳こんにゃく Hon’yaku Konnyaku (hon’yaku = Übersetzung, konnyaku = typisch japanische Zutat aus Teufelszungenmehl) zurückschickte, dachte ich erst an ein launiges Wortspiel. Aber nein – Hon’yaku Konnnyaku ist eines von Doraemons Wunderwerkzeugen: Wenn man darauf rumkaut, kann man Fremdsprachen verstehen.