Das Gerücht ging schon eine ganze Weile herum, doch Ende der vergangenen Woche wurde daraus nun Gewissheit: Im Jahr 2019 erlebt Japan eine Goldene Woche, wie es sie noch nie gegeben hat. Normalerweise besteht die Goldene Woche aus 4 Feiertagen (plus entsprechenden Wochenenden) zwischen dem 26. April und dem 5. Mai. Im kommenden Jahr wäre die Goldene Woche dabei etwas unglücklich ausgefallen, denn sowohl der ominöse Tag des Grüns als auch der Kindertag fallen auf ein Wochenende. Fällt ein gesetzlicher Feiertag auf einen Sonnabend, so hat man Pech gehabt. Fällt er auf einen Sonntag, dann wird der kommende Montag automatisch zum Ersatzfeiertag. 2019 hätte man somit erst drei Tage am Stück frei gehabt, gefolgt von drei Tagen Arbeit, gefolgt von 4 Tagen frei.
Genau in die Mitte der drei Arbeitstage fällt jedoch die Inthronisation des neuen Kaisers, denn der jetzige Kaiser bat darum, abdanken zu dürfen – ein Prozess, der in Japan so selten ist wie die Abdankung eines Papstes in Europa, der sich aber so schon seit einigen Jahren abgezeichnet hat.
Dass der Tag der Inthronisation nun zum Feiertag erklärt wird, war zu erwarten – so etwas geschieht ja nicht alle Tage (das letzte Mal war es 1989, und davor 1926!). Konsequenterweise hat die Regierung nun aber auch den Tag davor zum Feiertag erklärt, und um die 10 vollzumachen, auch den Tag danach. Und schon ist die Goldene Woche zehn Tage lang! Offiziell zumindest.
Eigentlich ein Grund zur Freude, aber die Reiseportalseite Expedia.co.jp hat sich die Reaktion der kaiserlichen Untertanen etwas näher angesehen und eine Umfrage veranstaltet¹. Der Umfrage zufolge freut sich nur knapp die Hälfte (54%) der Befragten über die lange, verordnete Auszeit – vor allem sind dies Beamte, Studenten und Angestellte. Spezialisten wie medizinisches Personal oder Anwälte, Hausfrauen und -männer sowie Teilzeitkräfte freuen sich eher weniger.
Auf die Frage hin, ob man gedenkt, dem Kalender entsprechend zu ruhen, sagte jeweils ein Drittel “Ja”, “Nein” und “Weiß nicht”. Schockierend, wenn auch nicht überraschend ist jedoch das Ergebnis der Frage, ob die Befragten jemals seit Beginn ihrer Arbeit 10 Tage am Stück freigehabt hätten: Ganze zwei Drittel verneinten die Frage, und nur 27% gaben an, dass sie schon mehrfach 10 Tage oder länger frei hatten.
¹ Siehe unter anderem hier
Ich frage mich wann die Japaner von den ganzen Feiertagen absehen und stattdessen auf mehr individuellen Urlaub setzen. Das gäbe den Arbeitern viel mehr Freiheit bei der Planung und schont gleichzeitig die Wirtschaft und die Verkehrssysteme die ja schon so fast schon überlastet sind. Gibt es immer noch triftige Gründe (“haben die schon immer so gemacht” oder “Tradition” zählt nicht) warum sich da nichts tut?
Die vielen Feiertage sind das Eingeständnis der Politik, dass sich wohl so schnell nichts ändern wird – man will die Japaner mit den Feiertagen also zwingen, Pause zu machen. Gerade wenn man Familie hat, hat das natürlich einen gegenteiligen Effekt, denn an Feiertagen mit den Kindern etwas zu unternehmen ist Stress pur.
Triftige Gründe gibt es ausser den genannten (und die sind in der Tat nicht triftig) nicht. Den Arbeitern steht der Urlaub zu, aber da keiner Urlaub nimmt, denken alle anderen auch, dass sie keinen Urlaub nehmen sollten. Und noch zu viele Firmen nehmen das so hin – da muss der Gesetzgeber eingreifen, um das zu ändern (Geldstrafen, wenn Angestellte ihren Urlaub nicht nahmen usw.)
Oha!! Ich weiß schon, wann ich meinen nächsten Japanurlaub plane ….. NICHT!!! ;)
Aber super für euch!! ^_____^
Und ich warte immer noch darauf, dass Japan irgendwann doch die Schulferien mal entzerrt ……
Ja, das mit den Schulferien wird so lange diskutiert, aber keiner packt es an. Mit etwas Glück haben maximal meine Enkel etwas davon…
Kleine Korrektur … die letzte Inthronisationen waren 1926 (Showa 1) und 1989 (Heisei 1) !
Verdammte Mathematik! Das hat man davon, wenn man 2018 – Heisei 30 rechnet und nicht weiter nachdenkt. Danke!