Ende März geht das Steuerjahr zu Ende – da wird in der Regel Anfang Februar alljährlich eine Steuerreformvorlage durch das Parlament geboxt. Dieses Jahr allerdings schon eher, denn seit den letzten Oberhauswahlen ist der Prozess etwas mühselig geworden:
1) Der Gesetzesentwurf wird vom Unterhaus, dominiert von den Liberalen und der Komeito, abgesegnet.
2) Der Gesetzesentwurf wird hernach vom Oberhaus abgelehnt – da jenes von den oppositionellen Demokraten dominiert wird
3) Der Entwurf geht zurück ins Unterhaus: Stimmen zwei Drittel dann für den Entwurf, wurde das Oberhaus überstimmt. Die Liberalen und die Komeito haben diese zwei-Drittel-Mehrheit.
Zurück zum Öl: In den 1970ern wurde Japan, wie auch Deutschland, schwer von der Ökrise getroffen. Danach erhob man eine Benzinsteuer – zum einen, um das Geld in den Strassenbau und die Instandhaltung zu setzen. Zum anderen wahrscheinlich, um den Preis künstlich hoch zu halten, damit ein weiterer Schock durch Steuerabsenkung aufgefangen werden kann.
Eigentlich war die Steuer nur 10 Jahre gültig. Wurde dann verlängert. Und wieder. Dieses Jahr ist es wieder soweit – die Steuer läuft aus.
Nun gibt man Geld, dass man so lange bekommt, nicht ohne weiteres wieder her. Deshalb wollen die Liberalen die Steuer um 10 Jahre verlängern. Schon allein aus Prinzip sind die Demokraten freilich völlig dagegen.
In Zahlen: Pro Liter beträgt die Benzinsteuer 53.8 Yen (Kurs: 1 Euro = 155 Yen, Stand von gestern). Ein Liter Super kostet an hiesigen Zapfsäulen zur Zeit gut 150 Yen, also weniger als 99 Cent. Na also, was meckern die Demokraten dann eigentlich…
Das Wort des Tages: ガソリン税 (gasorin zei) – zei ist die Steuer. Die Benzinsteuer.
Hallo,旅人さん
Ein Liter Super 150yen ist ein bisschen teuer, glaube ich …
Der Boss von Liberalen Ministerpräsident Fukuda sagte erst,
dass das gegen die globale Erwärmung ist. Wenn sich die Steuer gesenkt hat,fährt man mehr,behauptet er.
Zweitens sagte er, dass man ohne diese Steuer keine Straße mehr bauen kann. Ich finde, das ist schon widersprüchlich. Wenn die Regierung diesen Gesetzentwurf durchs Parlament gebracht hat,verliert sie die Steuereinnahmen für 2800000000000
(zwei Billioen acht Milliarden yen).
Japaner sagen, dass man in Japan keine Straße mehr braucht.Trotzdem versuchen Liberalen, weiter mehr die Straße zu bauen.Ich weiß auch nicht, wieso. aber, So ist die Politik.
dreizylinder: Ich stimme Fukuda-san zu, wenn er behauptet, je billiger das Sprit wird, desto mehr wird (in der Freizeit) gefahren. Aber Straßenbau ist irgendwie so ein Standardargument…
Benzin ist aber aus deutscher Sicht ziemlich günstig. Bei einem Benziner zahlt man hier mit billigsten Sprittyp 1,39 Euro/Liter (217,90 Yen). Diesel unter einem Euro ist auch selten geworden.
hm, kann man sprit eigendlich günstig importieren? ;) 99ct für einen liter find ich auch echt günstig. so günstig hab ich in meinen 3 führerscheinjahren nie getankt.
@hamu-sumo:
wo siehst du denn bitte heute noch diesel unter einem euro? bei uns in nrw (die ecke um dortmund) hat sich derzeit ein 121,9 ct preis als minimum eingependelt. ^^
mal abgesehen vom für deutsche verhältnisse sensationell günstigen spritpreis, finde ich es sehr interessant, dass die politische meinungsbildung der verehrten volksvertreter offensichtlich ähnlich abläuft wie hierzulande. die regierenden wollen dies, die opposiotionellen selbstredent das gegenteil. ätsch, wir sind aber viele regierenden und machen das trotzdem so wie wir es wollen. soviel zur volksherrschaft.
aber eine kurze frage noch bezüglich benzin: wie sieht denn der verbrauch der pkw in japan im schnitt aus. in den usa ist der benzinpreis schließlich noch günstiger. aber wegen des hohen verbrauchs der fahrzeuge dort, war der preisanstieg auf umgerechnet 0,50 € (?) in der bevölkerung nicht gerade auf gegenliebe gestossen (kauft doch verbrauchsfreundliche autos!). sieht das in japan ähnlich aus?
grüsse aus halle/leipzig