BlogArbeitsministerium veröffentlicht Liste "schwarzer" Firmen

Arbeitsministerium veröffentlicht Liste “schwarzer” Firmen

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Das Ministerium für Gesundheit, Arbeit und Soziales in Japan scheint allmählich ernst zu machen mit seinen Bemühungen, schwarze Schafe unter den privaten Firmen auszumerzen. So veröffentlichte das Ministerium nun eine für alle zugängliche Liste von Firmen, bei denen grobe Verfehlungen festgestellt wurden. Dazu untersuchte man gut 4000 Firmen, über die es Beschwerden gab. Wurden die Fälle offiziell bestätigt, und konnte das Ministerium keine ernsthaften Bemühungen feststellen, die Mängel abzustellen, so landeten die Firmen auf jener Liste1.

Der Eintrag sieht dann in etwa so aus (konkretes Beispiel):

1) Firmenname: (Gō) Cassiopeia
2) Firmensitz: Kanagawa-ken Kawasaki-shi Tama-ku
3) Wann veröffentlicht: 19. Februar 2024
4) Verstoß gegen: Gesetz über Arbeitsnahmen §24
5) Verstoß: 4 Angestellten wurde über 2 Monate hinweg der festgelegte Lohn (insgesamt 2,24 Millionen yen) nicht ausgezahlt
6) Vermerk: Am 19. Februar 2024 an die Staatsanwaltschaft verwiesen

Die aufgelisteten Verstöße sind ganz unterschiedlicher Natur – am häufigsten findet man grobe Sicherheitsverstöße auf Baustellen und beim Bedienen von Maschinen, aber eben auch nicht oder zu spät ausgezahlte Löhne, exzessive Überstunden und dergleichen. Darunter findet man auch extreme Fälle — so soll eine Firma in Aichi einem Angestellten ein Jahr und 8 Monate lang kein Gehalt bezahlt haben.

Die 64 Seiten lange Liste enthält circa 300 Firmennamen – das ist noch erstaunlich wenig, denn die Dunkelziffer dürfte sehr viel höher sein. Dazu kommen auch noch sehr viele Firmen in der Grauzone: Eine Nachbarin arbeitete in einer Firma, die damit beauftragt war, Kundenbefragungen via Telefon zu machen. Aufträge großer Firmen kamen herein – aber gleichzeitig auch nicht selten genaue Anweisungen, welche Ergebnisse man erwartet. Die armen Mitarbeiter mussten dann die zu befragenden Kunden mit Suggestivfragen und ähnlichen Tricks derart manipulieren, dass das vom Auftraggeber erwünschte Ergebnis geliefert wurde. Rechtlich in der Grauzone, war die gesamte Strategie unmoralisch – das mag einigen Mitarbeitern nicht bewusst (oder egal) zu sein, aber für Mitarbeiter mit starkem moralischen Kompass ist das enorm stressig.

Auf dieser Liste zu landen dürfte für einen großen Teil der aufgelisteten Unternehmen ein Problem werden und womöglich gar zum Bankrott führen, denn halbwegs gescheite potentielle Bewerber machen sich erst mal im Internet schlau um zu sehen, was man über den Arbeitgeber so findet. Ein Eintrag in der Liste dürfte da den einen oder anderen abschrecken.

  1. die Liste kann hier eingesehen werden
tabibito
tabibitohttps://japan-almanach.de
Tabibito (旅人・たびびと) ist japanisch und steht für "Reisender". Dahinter versteckt sich Matthias Reich - ein notorischer Reisender, der verschiedene Gegenden seine Heimat nennt. Der Reisende ist seit 1996 hin und wieder und seit 2005 permanent in Japan, wo er noch immer wohnt. Wer mehr von und über Tabibito lesen möchte, dem sei der Tabibitos Blog empfohlen.

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