So, da hat Deutschland heute also im Halbfinale der WM 1:0 gegen Spanien verloren. Schade eigentlich. Die Konsequenzen hätte ich aber heute morgen auch nicht erahnen können: . Aber eins nach dem anderen.
Heute begann die 17. Internationale Buchmesse von Tokyo. Auf der habe ich, so wie im vergangenen Jahr, beruflich heute einen ganzen Tag verbracht – dieses Mal sogar ausgerüstet mit einem VIP-Pass, der mich dazu ermächtigte, am offiziellen Empfang, an dem “nur 900 Leute teilnehmen dürfen”, teilzunehmen. Eine lauschige Veranstaltung, aber sehr geeignet, um Kontakte zu pflegen und zu knüpfen.
Ach ja – irgendwie muss ich ja noch den Zusammenhang zwischen dem Titel dieses Eintrages, dem verloreren WM-Spiel und der Buchmesse erläutern. Auf der heutigen Buchmesse war ich mit mehreren Leuten verabredet – darunter mit einem Japaner, der früher oft im arabischen Raum unterwegs war und ein echtes Original ist. Auch bei der Buchmesse in Tokyo wird jedes Jahr ein spezielles Land ins Rampenlicht gerückt – dieses Jahr war es Saudi-Arabien. Jenes liess sich nicht lumpen und baute mitten in der Messe ein Beduinenzelt auf und legte es schick mit Teppichen aus. Als ich dort vorbeilief, traf ich zufällig – vor der verabredeten Zeit – besagten Japaner. “Ah, da sind Sie ja! Kommen Sie, ich stelle Sie mal dem saudischen Botschafter vor!”. Kurzes Händeschütteln, kurze Vorstellung – und der Botschafter sagte plötzlich “Was war mit Deutschland los? Warum haben die plötzlich verloren?” – Meine schlagfertige Antwort: “Öhmm…. Pfff…”. Darauf der Botschafter: “Alle meine Freunde hatten auf Deutschland gewettet. Einige von ihnen sogar um Geld!”. Darauf konnte ich nur ein “I’m out of here” antworten. Endlich lachte er. Und sagte “Komm, ich stell Dich kurz dem saudischen Minister für höhere Bildung vor!”. Gesagt, getan. Dazu schnell noch einen arabischen Kaffee und eine Dattel – und ich verliess mit allen Gliedmassen noch dran das Zelt.
Bei der Buchmesse ist mir ein grosser, eindrucksvoller Foliant bei einem japanischen Verlag aufgefallen. Sah sehr nach mittelalterlichem Druckwerk aus, aber die Illustrationen waren seltsam neuzeitlich. Genauer Blick – oh, Deutsch! Titel: “Das Rote Buch”. Dahinter ein Foto (!) vom Author. Was ist mir denn da entfallen!? Ein kurzer Blick ins Internet verrät: Geschrieben vom schweizer Psychiater C. G. Jung, zwischen 1914 und 1933. Unter absolutem Verschluss gehalten bis 2001 – und erst 2009 veröffentlicht. Ein oppulentes, handgeschriebenes Werk mit rund 100 Illustrationen des Authors – das Buch bzw. die Illustrationen und die Gestaltung haben mich sofort in den Bann gezogen. Interessanterweise gibt es in der deutschen Wiki keinen Artikel darüber – wohl aber in der englischen (siehe hier). Gute 100 Euro kostete die japanische Ausgabe – mit den gescannten Seiten des Originals und japanischer und englischer Übersetzung. Verlockend.
Interessant fand ich bei der Buchmesse (wie auch schon im vergangenen Jahr) die Freizügigkeit der Veranstalter: Da steht der Verlag der Kommunistischen Partei Japans direkt vor dem Verlag einer buddhistischen Sekte. Scientology hat auch einen Stand und bietet “völlig kostenlos” Stresstests mit einer futuristisch anmutenden Maschine (Espresso-Automat!?) an. Auch die haarsträubende Partei des Glücks war dort auf Bauernfang, unweit der Vereinigung katholischer Verlage.
Das Wort des Tages: 怒られた okorareta. Passive Vergangenheitsform von oko-ru (sich aufregen, ärgern). Ergo: Schelte bezogen haben.
Ähm…es war das HALBfinale;)
Gut das du nur da drüben bist..bei uns gabs heute auf der Arbeit NUR dieses Thema und ich kanns nicht mehr hören. Der Chefarzt will dem Patienten mitteilen das er Krebs hat und der Patient erstmal ne halbe Stunde übers Spiel diskutiert *seuftz*
@Amaaris
Autsch. Das ist makaber.
Danke für den Hinweis – habe es lieber mal geändert.