Blog240 Minuten - oder 4 Stunden?

240 Minuten – oder 4 Stunden?

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Zur Bespassung eines Kindes lässt man sich einiges einfallen. Heute wollten wir unsere Tochter mit einem Besuch bei „Alice in Wonderland“ beglücken: Im April erscheint ja die Neuverfilmung, und aus Promo-Zwecken hat man deshalb im Gebäude von Nippon Terebi (NTV, grosser, privater Fernsehsender) eine Art Miniatur-Wunderland aus dem Film aufgebaut. Die kann man in diesem Film sehen – und kostenlos (!) besuchen. Bis zum 11. Januar. Also nichts wie hin, dachten wir uns heute. Als erstes muss unsere Tochter heiss gemacht werden: Sie kennt Alice in Wonderland nicht, also machen wir es ihr schmackhaft.
Das ganze findet in 汐留 (Shiodome) statt – jenes liegt direkt neben Shinbashi, also sehr nah an der Ginza. Die Gegend ist hochmodern, es gibt zahlreiche neue Wolkenkratzer. Der Veranstaltungsort ist schnell gefunden, und auch das Ende der Schlange. Na bitte – gar nicht so viele Leute und sofort gefunden. Aber warum ist das Ende im 5. Stockwerk und das Wunderland laut Aushang im 2.? Und was steht auf dem Schild, das der Mann am Ende der Schlange hält?

Das bischen Warten…

Das man anstehen muss, war mir ja klar. Aber 240 Minuten? Meine Frau hatte vorher bereits einen der Ordner gefragt, wie lange es dauert. Und wir dachten, wir hatten uns verhört. Aber nun war es traurige Gewissheit: Geschlagene 4 Stunden musste man anstehen – die Schlange sah man von draussen nicht, denn sie begann vor dem Gebäude (ja, im 5. Stock) und zog sich durch das ganze Haus. Wir gaben auf: Bis wir dran wären, würde es abends sein. Schwer enttäuscht: Unsere Tochter, die wir ja davor heiss gemacht hatten…
Bei schönem Wetter, aber auch nachts hat die sterile Gegend mit all den modernen Wolkenkratzern in Shiodome und im nahegelegenen Shinagawa ihren Reiz:

Wolkenkratzer in Shiodome

Das Gebilde links unten ist übrigens die 日テレ大時計 Nitere Ōdokei – die grosse NTV-Uhr, entworfen von Hayao Miyazaki und seinem Studio Ghibli und versehen mit einem aufwändigen Mechanismus, der vier Mal am Tag in Gang gesetzt wird. Es gibt sogar eine Japanisch-Englische Webseite dazu hier.

Ghibli-Uhr in Shiodome

So, dass war jetzt endlich mal ein Artikel, der sich nicht ums Essen dreht…
Das Wort des Tages: 行列 gyōretsu. Die Schlange (zum Anstehen). Unvermeidlich in Tokyo.

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tabibito
tabibitohttps://japan-almanach.de
Tabibito (旅人・たびびと) ist japanisch und steht für "Reisender". Dahinter versteckt sich Matthias Reich - ein notorischer Reisender, der verschiedene Gegenden seine Heimat nennt. Der Reisende ist seit 1996 hin und wieder und seit 2005 permanent in Japan, wo er noch immer wohnt. Wer mehr von und über Tabibito lesen möchte, dem sei der Tabibitos Blog empfohlen.

6 Kommentare

  1. „Als erstes muss unsere Tochter heiss gemacht werden“
    Klingt ja eher so, als hätte da der Herr Vater hinwollen und das Kind nur als Grund benutzen :P

    Leider konnte ich das verlinkte Video nicht ansehen, hoffentlich ändert sich das mit dem kommenden -Tag, sodass nicht mehr alle Anbieter auf proprietäre Stream-Formate sondern höchstens auf proprietäre Video-Formate (in meinem Umfeld sicher auch oft auf ogg/theora) setzen, die sind unter meinem Linux zumindest besser unterstützt…

  2. Da müssen sich aber Mama und Papa gehörig was einfallen lassen um das wieder gut zu machen ),D Hmmm…. wie wärs mit der kompletten DVD Collection von Pokemon. Die sich dann Papa zusammen mit seiner Tochter anschauen kann/muss. Ich garantiere da ist Alice im Wunderland schnell vergessen.

  3. @Stefan
    Nein, wir waren schon wegen unserer Tochter dort – bin sicher, es hätte ihr dort sehr gefallen. Aber wie gesagt – das wäre neu gewesen für sie. Obwohl, gesehen hätte ich es selbst auch schon gerne – ich mag den alten Trickfilm.
    Das mit den Streaming- und Videoformaten dürfte auf lange Zeit Wunschdenken sein, vor allem in Japan, wo es kaum private Linux-User gibt.

    @Heydal
    Um Gottes Willen! Ist schon schwer genug, sie aus den Klauen der Anpanman-Sekte zu befreien :-)

  4. そうだ恐れないで娘のために。。

    Na immerhin lächelt der freundliche Mann mit Schild, wogegen es in Berlin auf Nachfrage wie lange es dauert allenfalls ein zackiges „woher soll ick dit wissen“ geben würde.

  5. Vielleicht findet Ihr ja bald eine andere Gelegenheit sich den Film anzuschauen. Auch wenn es dann etwas kosten sollte…

    Es fällt ja immer schwer Kinder zu enttäuschen.

    Die Uhr sieht übrigens super aus :-)

  6. Von der Neuverfilmung höre ich hier zum ersten Mal. Na das wird ein Spass für unsere Tochter. Jene hat gerade ein Hörspiel von der Zeichentrickserie bekommen und singt die Titelmusik fleissig mit. Für die ältere Generation scheint die Verfilmung aber auch nicht uninteressant zu sein. Die Ausstattung zu Beginn des Trailers erinnert mich ein wenig an die Hobbitbehausungen aus LOTR.

    @Saitama Lilie
    nicht nur in Berlin ;P

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