Blog222 Tage vor Beginn der Olympischen Spiele: Hauptstadion fertiggebaut

222 Tage vor Beginn der Olympischen Spiele: Hauptstadion fertiggebaut

-

In Berlin wäre das ganz sicher nicht passiert: Obwohl man noch mehr als ein halbes Jahr Zeit hat bis zur Eröffnung der Olympischen Sommerspiele, wurde gestern das nagelneue 新国立競技場 Shinkokuritsu Kyōgijō (wörtlich: “Neuer Staatlicher Wettkampfort) – das Haupt-Olympiastadion, in dem unter anderem die Eröffnungs- und Abschiedszeremonie, sowie die wichtigsten Leichtathletikwettkämpfe und Fußballbegegnungen stattfinden werden – fertiggestellt. Ganz ohne Probleme war das Bauwerk allerdings nicht, denn eigentlich sollte nach den Plänen der renommierten, jedoch 2016 verstorbenen Stararchitektin Zaha Hamid gebaut werden, doch 2015 stellte man dann fest, dass allein dieses Stadion fast das gesamte Budget verschlingen würde (2015 berichtete ich darüber in diesem Artikel). Es ging zurück ans Reißbrett, und das Ergebnis ist ein Stadion, das zwar weniger spektakulär aussieht als der erste Entwurf, dafür aber auch nur rund 1.2 Milliarden (vorheriger Kostenvoranschlag: 2 Milliarden) Euro kostete. Doch obwohl man auf halber Strecke die Reißleine gezogen hat, ist der Bau noch immer verhältnismässig teuer – pro Besucherplatz wurden schliesslich fast 60,000 Euro ausgegeben – weit mehr als bei den Spielen in London, Rio oder Peking.
Bis zu 68,000 Besucher passen in das Stadion, das mitten in Tokyo, im Dreieck zwischen Shinjuku, Shibuya und Kaiserpalast, liegt. Zwei Dinge sind an dem neuen Stadion besonders erwähnenswert: Zum einen wurde beim Bau sehr viel Holz verwendet — und zwar ausschliesslich aus heimischer Produktion. So wurde darauf geachtet, dass man Holz aus allen 47 Präfekturen Japans verwendet. Eine zweite Besonderheit sind die Zuschauersitze – im Mosaikverfahren und nach dem Zufallsprinzip haben die Sitzschalen verschiedene Farben. Dadurch sieht das Stadion selbst leer so aus, als ob es voll ist. Das hat nichts damit zu tun, dass man Angst davor hat, während der Sommerspiele nicht alle Plätze loszuwerden – man kann getrost davon ausgehen, dass so gut wie alle Veranstaltungen ausverkauft sind. Aber das Stadion soll ja auch vor und nach den Spielen genutzt werden. Prinzipiell ist diese Idee als solche deshalb einfach genial und mal was anderes.
Photo von 江戸村のとくぞう Edomura-no-Tokuzō via Wikipedia, siehe hier

tabibito
tabibitohttps://japan-almanach.de
Tabibito (旅人・たびびと) ist japanisch und steht für "Reisender". Dahinter versteckt sich Matthias Reich - ein notorischer Reisender, der verschiedene Gegenden seine Heimat nennt. Der Reisende ist seit 1996 hin und wieder und seit 2005 permanent in Japan, wo er noch immer wohnt. Wer mehr von und über Tabibito lesen möchte, dem sei der Tabibitos Blog empfohlen.

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein

Neueste Beiträge

Von Trump lernen, heißt siegen lernen…

... oder so müssen es sich scheinbar die hellen Köpfe der rechtspopulistischen und relativ neuen Partei Sanseitō gedacht haben....

Video vom Vortrag bei der Deutschen Gesellschaft für Natur- und Völkerkunde Ostasiens (OAG) online

Wie in diesem Artikel angekündigt, hatte ich gestern die Ehre, bei der Deutschen Gesellschaft für Natur- und Völkerkunde Ostasiens...

Kokomai und Kokokomai: Von altem und ganz altem Reis

Nun wurde er also auf den Markt geworfen: Alter Reis, die eiserne Reserve des Staates, für den Fall der...

Shibasakitei (柴崎亭) in Chofu, Tokyo

Sehr dünne Nudeln mit einer Suppe auf Salz- oder Soyasaucenbasis. Einfache, aber dennoch exzellente Ramen in Hochgeschwindigkeit.

Wie ein Manga Ängste schüren kann: Erdbebenprophezeiung hält Touristen fern

Seit etlichen Wochen geistern diverse Gerüchte durch die sozialen Medien – durch die japanischen, mehr aber noch durch die...

Der alte Fahrradladen um die Ecke

So es nicht in Strömen gießt oder gar schneit, laufe ich jeden Tag die knapp 2 Kilometer vom Bahnhof...

Must read

Die 10 beliebtesten Reiseziele in Japan

Im Mai 2017 erfolgte auf dem Japan-Blog dieser Webseite...

Auch lesenswertRELATED
Recommended to you