Region: | 東北 Tōhoku | |
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Präfektur: | 岩手 Iwate | |
Rang | ||
Name | Miyako. 宮 (“GU, KYŪ, miya) bedeutet “Schrein” und 古 (“KO, furui”) bedeutet einfach nur “alt”. Rührt wahrscheinlich vom Wort “Miyako (都)” her – dieses bedeutet “Hauptstadt” und hebt die Bedeutung der Stadt für die Region hervor. So zumindest eine Erklärung für den Namen. | |
Lage | An der Pazifikküste, im Herzen der Region 陸中 Rikuchū. In Miyako fliesst der 閉伊川 Hei-Gawa (gawa=Fluss) in die lange Bucht von Miyako. |
Miyako ist eine kleine, relativ abgelegene Stadt an der 三陸海岸 Sanriku-Küste im Norden der Insel Honshū. Unweit der Stadt befindet sich der östlichste Punkt der Insel Honshū – genannt 魹ヶ埼 Todo-ga-saki. Die Gemeinde selbst ist rund 1’300 km² gross und hat insgesamt knapp 58’000 Einwohner, wobei jedoch die Einwohnerzahl seit Jahrzehnten hauptsächlich aufgrund der Abwanderungen rückläufig ist – 1970 lebten hier noch rund 80’000 Menschen.
Im 17. Jahrhundert befand sich hier der 鍬ヶ崎湊 Kuwa-ga-saki Minato (Minato = Hafen) – ein Aussenhafen der Stadt Morioka. Im Jahr 1643 ging das kleine holländische Segelschiff Breskens beim heutigen Miyako vor Anker, was für Aufsehen sorgte – die Besatzung wurde mit Hilfe von eigens vor Ort gebrachten Prostituierten von Bord gelockt und daraufhin festgenommen.
In den folgenden Jahrhunderten entwickelte sich Miyako zu einem Fischereihafen mit regionaler Bedeutung. Der Ort wurde jedoch immer wieder von Erdbeben und Tsunamis sowie von Hungersnöten und Aufständen heimgesucht. Grössere Erdbeben und Tsunami gab es in den Jahren 869, 1611, 1677, 1700, 1772, 1896 und 1933 – jeweils mit zahlreichen Toten und Verletzten im Gebiet rund um das heutige Miyako.
Am 6. Mai 1869 wurde die Bucht von Miyako Schauplatz eines kurzen Seegefechts zwischen den kaiserlichen Truppen und den Anhängern des alten Bakufu, die sich auf der Flucht nach Norden befanden. Das Gefecht konnten die kaiserlichen Truppen der Meiji-Regierung für sich entscheiden.
Das Stadtzentrum von Miyako ist recht klein und beginnt beim Bahnhof von Miyako. Am Bahnhofsvorplatz befindet sich ein kleines Kaufhaus – dahinter verläuft die Hauptstrasse der Stadt. Die Stadt selbst ist für Besucher relativ uninteressant – alles ist mehr oder weniger neu und wenig aufregend. Das macht jedoch die Küste bei Miyako problemlos wett: Die Küste bei Miyako ist stark zerklüftet und vom Typ Ria-Küste. Soll heissen, es gibt unzählige grosse wie kleine Buchten, viele kleine Kliffe und Inseln – eine schlichtweg spektakuläre Landschaft.
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Jōdo-ga-hama 浄土ヶ浜
Von Miyako muss man nicht weit fahren – vom Bahnhofsvorplatz fahren regelmässig Linienbusse nach 浄土ヶ浜 (hama = Strand). Die Fahrt dauert rund 15 Minuten. Unweit der Bushaltestelle am Besucherzentrum befindet sich eine Bootsanlegestelle. Von dort fahren – unregelmässig – Ausflugsdampfer rund 40 Minuten lange Touren entlang der Küste bei Jōdo-ga-hama. Am besten informiert man sich bei der Touristeninformation direkt vor dem Bahnhof über die Abfahrtszeiten des Schiffes (das Schiff fährt, so es denn fährt, oft nur ein Mal am Tag).
Der Strand bei Jōdo-ga-hama zählt zu den 100 schönsten Stränden Japans (und Japan hat sehr, sehr viele Strände). Wer dort ist, versteht, warum: Der weisse Strand mit der winzigen, schroffen Inselkette direkt vor der Küste ist einzigartig. Am Strand selbst kann man auch baden, aber die Badesaison in dieser Region Japans ist relativ kurz. Es gibt auch einen sehr schönen Weg, teilweise durch Tunnel, entlang der Küste bei Jōdo-ga-hama. Leider wurden jedoch weite Abschnitte des Weges aufgrund des Erdbebens und Tsunami am 11. März 2011 unpassierbar. Da sich aufgrund des Bebens weite Teile der Küste um mehrere Meter absenkten, dürfte der Weg wohl auf längere Sicht unpassierbar bleiben.
Am Strand befindet sich ein Denkmal, das an den Tsunami von 1960 erinnert. Damals verursachte ein schweres Erdbeben in Chile eine grosse Flutwelle in Miyako. Besonders gefährdet war dabei schon immer die Gemeinde 田老町 Tarō-chō, heute ein Stadtteil von Miyako. Aus diesem Grund errichtete man 1958 einen über 10 Meter hohen Schutzdeich bei Tarō-chō. Die Investition zahlte sich beim Tsunami 1960 aus – während in anderen Orten in der Nähe zahlreiche Menschen ihr Leben liessen, blieb Miyako dank des Deiches nahezu unversehrt.
Weniger Glück hatte man beim schweren Erdbeben am 11. März 2011. Das Epizentrum des Bebens der Stärke 9.0 lag gute 100 km entfernt von Miyako im Meer. Das Beben selbst war weniger verheerend, aber es senkte Teile der Küste ab – und damit auch den Schutzdeich. Die grösste Tsunami-Welle erreichte die Stadt ca. 40 Minuten nach dem Beben. Während der Tsunami selbst “nur” rund 10 Meter hoch war, erreichte die rücklaufende Welle eine Höhe von fast 40 Metern. Infolgedessen wurden knapp 4’000 Häuser völlig zerstört. Über 400 Menschen starben und gute 300 Menschen gelten seitdem als vermisst.
Der Tsunami löschte Stadtteile wie Tarō (nebst dem oben erwähnten Schutzdeich) und Kuwa-ga-saki völlig aus und erreichte auch das Zentrum der Stadt. Der Hafen wurde ebenfalls zu grossen Teilen verwüstet. Das Fischereiwesen erlebte durch den Tsunami schwere Verluste, von denen sich die Stadt und ortsansässige Industrie nur schwer erholt. Da auch Brücken weggespült wurden, erlitt die Infrastruktur ebenfalls schwere Verluste.
Mehr zu Miyako siehe Reisebericht aus Iwate.
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Anreise
Die 山田線 Yamada-Linie verbindet den Ort mit der Präfekturhauptstadt Morioka. Die Dieselzüge brauchen rund 2 Stunden für die Strecke, die einfache Fahrt kostet 1’890 Yen. Es fahren nur wenige Züge am Tag. Der Zug fährt weiter die Küste entlang bis nach Kamaishi. Weite Teile dieser Strecke wurden vom Tsunami weggespült, aber seitdem wiederhergestellt.
Von Miyako fährt die private 三陸鉄道 Sanriku-Eisenbahn bis nach 久慈 Kuji im Nordosten der Präfektur Iwate. Bis Kuji sind es 71 Kilometer. Auch diese Linie wurde vom Tsunami teilweise zerstört, aber seitdem wieder aufgebaut. Wer von hier nach Süden möchte, ist auf längere Sicht auf den Bus angewiesen. Es fahren Linienbusse vom Bahnhof bis 田の浜 Tanohama – kurz vor der Endhaltestelle halten diese Busse am 道の駅山田 Michi-no-eki Yamada. Die Fahrt dauert eine gute Stunde und kostet 640 Yen. Vom Michi-no-eki Yamada fahren dann Busse nach Kamaishi – der Bus kostet ebenfalls 640 Yen und braucht gute 45 Minuten.
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Übernachtung
Übernachtungsmöglichkeiten sind begrenzt. Es gibt ein paar grosse Hotels bei Jōdo-ga-hama, die man besser über Reiseveranstalter bucht. Im Süden der Stadt, nahe des Bahnhofs 磯鶏 Sokei, steht das grosse Hotel ホテル近江屋 Hotel Ōmiya direkt am Hafen. Eine Übernachtung kostet dort in einem Einzelzimmer 4’980 Yen. Die Zimmer sind sehr gross und bei Meerblick durchaus schön. Die Adresse: 〒027-0024 岩手県宮古市磯鶏一丁目1-18 – zip 027-0024, Iwate Pref., Miyako-shi, Sokei 1-1-18. Telefon: 0193-62-3660. Die Webseite: hotel-oomiya.co.jp.
Zu allgemeinen Übernachtungstipps siehe Übernachtungstipps Japan.