いわき Iwaki
Iwaki. Der Name entstammt dem Clan, der einst die Gegend beherrschte – mit Schriftzeichen wurde jener 岩城 geschrieben. Quasi als Symbol für den Aufbruch in neue Zeiten wird der Stadtname heute jedoch mit Hiragana geschrieben.
Iwaki liegt im Südosten der Präfektur Fukushima, am pazifischen Ozean. Bis Tokyo sind es Richtung Südwesten rund 180 km Luftlinie; der havarierte Nuklearreaktor des AKW Fukushima im Norden ist rund 50 Kilometer entfernt.
Im Stadtzentrum gibt es zwei sehenswerte Kunstmuseen. In der Umgebung sind Teile der Küste sehenswert. Wer mit Kindern unterwegs ist, kann sich in grossen Freizeitparks wie zum Beispiel dem Spa Resort Hawaiians amüsieren.
Beschreibung
Der Stadtname Iwaki taucht in Reiseführern nicht auf, und die meisten Japaner kennen den Namen auch nur vom Hörensagen. Dabei ist Iwaki immerhin die zweitgrößte Stadt der großen Tohoku-Region nach Sendai weiter oben im Norden. Damit ist Iwaki auch die größte Stadt der Präfektur Fukushima. Das ist allerdings Definitionssache: In Japan umfassen Städte meist auch sehr viel Umland. Die “Stadt” Iwaki ist mit gut 1’200 Quadratkilometern halb so groß wie das Saarland, hat aber nur gut 340’000 Einwohner – die Tendenz ist entgegen dem allgemeinen Trend in Japan dabei stabil. Die Gemeinde entstand durch das Zusammenlegen zahlreicher kleinerer Städte – die grösste Stadt war der Ort 平 Taira, in der Mitte der Stadt Iwaki. Taira selbst hat knapp 100’000 Einwohner.
Das Stadtzentrum von Iwaki, also die eigentliche Stadt, liegt fast 10 Kilometer landeinwärts am relativ kleinen 夏井川 Natsui-Fluss. Das Hauptgeschehen spielt sich südlich des Bahnhofs “Iwaki” ab — dort stehen Kaufhäuser, zahlreiche Hotels, und unweit davon liegt auch das Vergnügungsviertel der Stadt. Alles ist auffallend sauber und geräumig. Und während man in japanischen Städten in der Provinz oftmals Zerfall und leerstehende Geschäfte findet, scheint es Iwaki gut zu gehen: Die Stadt ist dank der schnellen Verbindung nach Tokyo durchaus attraktiv für Menschen, die in der Hauptstadtregion arbeiten.
Zu Beginn der 0-bon-Saison findet in Iwaki übrigens das 平七夕まつり Taira Tanabata Festival statt – jenes beginnt am 6. August und dauert drei Tage. “Taira” ist der Name des Geschäftsviertels südöstlich vom Bahnhof. Das Festival gibt es seit 1919, und es zieht über 400’000 Besucher an. Sämtliche Schulen der Umgebung beteiligen sich dabei an der Dekoration, und es wird viel auf den Strassen getanzt.
Läuft man vom Bahnhof aus die Hauptstraße Richtung Süden, kreuzt man nach ein paar hundert Metern einen schönen Boulevard mit Minipark in der Mitte. Läuft man kurz darauf nach rechts, steht man bald vor dem 平中央公園 Hira Chūō Kōen (Hira Zentralpark) – und hier schlägt das Künstlerherz der Stadt. Auf der anderen Straßenseite steht das いわき市立美術館 Kunstmuseum der Stadt Iwaki, und direkt am Park schließt sich das große いわき芸術文化交流館アリオス Iwaki Zentrum für gestaltende Künste ALIOS an – ein gewaltiger und architektonisch interessanter Bau. In dem 2008 fertiggestellten Bauwerk gibt es diverse Konzerthallen und Bühnen – die grösste Halle fasst rund 1’700 Zuschauer.
Das Kunstmuseum der Stadt ist auf moderne Kunst spezialisiert und hat einiges zu bieten. Zur festen Ausstellung zählen Werke von Picasso und Andy Warhol, aber auch zahlreiche Exponate japanischer Künstler. Ausserdem werden regelmässig Sonderausstellungen organisiert.
Die Hauptattraktion der Stadt Iwaki sind jedoch eher die Freizeit und Vergnügungsparks – das アクアマリンふくしま Aquamarin Fukushima zum Beispiel, aber allen voran das スパリゾートハワイアンズ(Spa Resort Hawaiians), das den meisten Japanern ein Begriff ist. Die Anlage wurde 1966 eröffnet und besteht aus zahlreichen Onsen (heisse Quellen), Freiluft- und Hallenbädern, Themenbereichen, Hotels, Golfanlagen und so weiter. Das Hawaiians, wie es kurz genannt wird, zieht alljährlich über 1,5 Millionen Besucher an – nicht wenige davon reisen aus Tokyo oder den umliegenden Präfekturen an und übernachten dort.
Die Umgebung der Stadt hat auch einiges zu bieten — die Pazifikküste bei Iwaki zeigt dabei verschiedene Gesichter – Richtung Norden wird sie etwas zerklüfteter. Der Tsunami und die Erdbeben von 2011 haben auch im Gebiet von Iwaki schwere Schäden hinterlassen (das Zentrum blieb jedoch dank der Entfernung von der Küste halbwegs verschont). Insgesamt kamen 308 Menschen ums Leben, 39 blieben vermisst, und fast 25’000 Häuser wurden zerstört – der Grossteil durch den Tsunami.
Obwohl das havarierte AKW nur 50 km entfernt liegt, kam Iwaki damals mit einem “blauen Auge” davon: Die Strahlungswerte lagen zwar zweifelsohne über den Normalwerten, aber sie waren um ein Vielfaches geringer als das, was nordwestlich des AKW in gleicher Entfernung gemessen wurde. Das Stadtzentrum musste deshalb nicht evakuiert werden, aber die Bewohner lebten natürlich dennoch in großer Sorge.
Gute 20 Kilometer nördlich vom Zentrum von Iwaki beginnt die 帰還困難区域 kikan konnan kuiku – die “Zone, in die eine Heimkehr (auf Dauer) nicht erlaubt/möglich ist” – es ist die Sperrzone rund um das havarierte AKW. Das hat auch Auswirkungen auf den Verkehr: Wer mit dem eigenen Fahrzeug nach Norden will, kann dies nur auf der Autobahn oder auf der Staatsstraße 6 machen. Letztere führt ganz dicht am AKW vorbei (man kann es jedoch nicht sehen), und es gibt diverse Regeln – Motorradfahrer dürfen nicht passieren, und Autofahrer dürfen im Sperrgebiet nicht anhalten. In der Gegend wimmelt es dementsprechend vor Polizisten. Mehr zur Situation in der Sperrzone im Jahr 2018 mit zahlreichen Bildern siehe hier.
Anreise
Iwaki liegt an der JR 常磐線 Jōban-Linie, die Tokyo (genauer gesagt Nippori und Ueno) mit Sendai (genauer gesagt Iwanuma, etwas südlich von Sendai) verbindet. Auf der Strecke verkehren Bummelzüge und Expresszüge. Mit dem Hitachi-Express braucht man vom Bahnhof Ueno in Tokyo bis Iwaki nur 2 ¼ Stunden – die einfache Fahrt kostet 6’172 yen. Mit Bummelzügen kostet die Fahrt (über Mito in Ibaraki) nur rund 3’700 Yen, aber dafür ist man dann fast 5 Stunden unterwegs.
Richtung Norden verläuft die Joban-Linie immer entlang der Pazifikküste. Beim schweren Erdbeben und Tsunami von 2011 gab es auf der Joban-Linie zwar keine Todesopfer, aber die Infrastruktur wurde schwer beschädigt. Aufgrund der Nähe zum havarierten Nuklearreaktor war die Strecke 2019 noch immer nicht durchgehend in Betrieb – zwischen Tomioka, Namie und Haranomachi herrscht Schienenersatzverkehr. Die vollständige Öffnung der Strecke ist für 2020 geplant. Aufgrund des Schienenersatzverkehrs braucht man momentan auf dieser Route rund 6 Stunden, die einfache Fahrt kostet knapp 3’000 yen (zeitlich wesentlich kürzer ist momentan der Weg über Kōriyama/Fukushima).
In Iwaki beginnt auch die JR 磐越東線 Ban’etsu-tōsen, die auf manchen Karten auch ゆうゆうあぶくまライン Yūyū Abukuma-Line genannt wird. In manchen Gegenden Deutschlands bezeichnet man diese Art Zug als “Ferkeltaxe” — ein Einwaggonzug, der gemächlich über das Land zuckelt (die Gegend ist dabei traumhaft schön, vor allem im Frühjahr). Die Trasse ist 85 km lang und verbindet Iwaki mit Kōriyama, einer Shinkansenhaltestelle.
Übernachtung
In der Stadt gibt es die üblichen Businesshotelketten – die Unterschiede zwischen diesen Hotels sind nicht allzu gross. Viele Hotels stehen in der Gegend südlich des Bahnhofs. Ein paar hundert Meter weit entfernt befindet sich zum Beispiel das いわきワシントンホテル Iwaki Washington Hotel – ein Einzelzimmer beginnt dort bei rund 6’000 yen, ein Doppelzimmer bei circa 8’000 yen. Die Adresse: 平字1-1 (Taira-Aza 1-1).
Zu allgemeinen Übernachtungstipps siehe Übernachtungstipps Japan.