“Toshima”, wörtlich übersetzt reichlich viele Inseln. Bezieht sich auf zahlreiche kleine Inseln in den Flussmündungen – die es vor langer Zeit gab.
Toshima-ku liegt im Nordwesten der Stadt – ausserhalb des historischen Zentrums. Vor einhundert Jahren stand hier noch nichts. Die Stationen von Mejiro 目白 bis Komagome 駒込 der Yamanote-Linie liegen in Toshima. Dieser Stadtteil ist 13 km² gross und hat 232’000 Einwohner.
Das quirlige Zentrum Ikebukuro mit zwei der grössten Kaufhäuser der Welt. Sunshine City – ein Wolkenkratzer mit zahlreichen Attraktionen und einer Aussichtsplattform – sowie dem schnellsten Fahrstuhl der Welt.
池袋 Ikebukuro
Das Zentrum von Toshima-ku ist Ikebukuro. “Ike” steht für “Teich”, “Fukuro” heisst eigentlich “Tasche”, klingt aber wie “fukurō” – die Eule. Deshalb steht im Bahnhof auch eine riesengrosse Eule. Ikebukuro ist ein Subzentrum Tokyo’s und sollte zusammen mit Shinjuku und Shibuya eine Achse von Subzentren werden. Vor dem Zweiten Weltkrieg stand in Ikebukuro so gut wie gar nichts – seit den 1950er Jahren wurde dann kräftig gebaut. Mit dem Resultat, dass Ikebukuro ein sehr lebendiges Zentrum geworden ist. In Shinjuku ist zwar mehr los, aber nirgendwo konzentrieren sich die Kaufhäuser mehr als in Ikebukuro.
Natürlich ist Ikebukuro auch Verkehrsknotenpunkt. Gerade rund um die Sunshine City (siehe Photo) ist die Verkehrsführung ein interessantes Beispiel für kompaktes Bauen – Brücken auf mehreren Ebenen. Das setzt sich auch unterirdisch fort, denn hier kreuzen sich auch einige U-Bahn-Linien.
Da die Gegend um Ikebukuro recht jung ist, findet man hier keine historischen Besonderheiten. Hierher kommt man eigentlich nur zum Einkaufen.
サンシャインシティ Sunshine City
Im Ostteil Ikebukuros ein paar Hundert Meter vom Bahnhof entfernt befindet sich die Sunshine City – ein 60 Stockwerke messendes Hochhaus, das für kurze Zeit das höchste Gebäude Japans war – bis der Landmark Tower Yokohama kurze Zeit später gebaut wurde. Sunshine City – das sind hauptsächlich Büros und in den unteren Stockwerken Einkaufszentren und ein paar Entertainment-Attraktionen. Man kann bis nach ganz oben mit dem Fahrstuhl fahren – kostet allerdings 620 Yen. Im Unterschied zum (allerdings kostenlosen) Rathaus von Shinjuku kann man hier allerdings direkt auf das Dach an die frische Luft. Gerade im Winter hat man von dort eine herrliche Weitsicht.
Zu den Attraktionen gehören ein grosses Aquarium sowie ein Planetarium – beides allerdings ist viel zu teuer. Ausserdem gibt es ein Duftkino: Man läuft durch ein Blumenfeld und riecht die Blumen förmlich. Eine interessante Sache. Zum Glück kam keine Mülldeponie oder Schlimmeres ins Bild!
Die Fussgängerzone Rokujukkai-dōri 60階通り zwischen Bahnhof und Sunshine City ist gesäumt von Geschäften und Restaurants und gerade recht für einen Wochenendbummel.
西武・東武 Seibu & Tōbu-Kaufhaus
Ikebukuro hat nach Shinjuku den zweitfrequentiertesten Bahnhof von Tokyo. Hier treffen sich acht Nahverkehrslinien. Darunter ist die “vollste” Linie der Stadt Tokyo – wer wirklich von Schaffnern mit weissen Handschuhen in den Zug gedrängt werden möchte, hat bei der Seibu Ikebukuro Linie 西武池袋線 Richtung Nerima gute Chancen. Direkt am Bahnhof gibt es zwei riesengrosse Kaufhäuser – sie zählen zu den grössten der Welt. Das sind Tōbu 東武 (Ost-bu) auf der Westseite und Seibu 西武 (West-bu) auf der Ostseite. Richtig – das ist sehr verwirrend, wenn am Osteingang auch das Zeichen für “Westen” und andersrum steht.
Nördlich und westlich von Ikebukuro befinden sich riesengrosse Wohnviertel – wohl deshalb können diese Kaufhäuser auf engstem Raum überleben. Wie überall in Japan, sind bei Seibu und Tōbu die untersten Ebenen für Esswaren reserviert. Diese Ebenen heissen depachika デパ地下 – “depa” stammt von Department Store (Kaufhaus), “chika” ist japanisch für “unterirdisch”. Dort kann man überall auch probieren – wenn man so durch das ganze Kaufhaus geht, ist man schnell satt.
早稲田 Waseda
Im ganzen grossen Tōkyō gibt es nur eine einzige Strassenbahnlinie! Was eigentlich schade ist. Früher gab es viel mehr davon, doch wurde, wie einst in West-Berlin, Linie für Linie wegrationalisiert. Strassenbahnen findet man jedoch noch in vielen anderen Städten – so zum Beispiel in Hiroshima und Kumamoto. Die Linie in Tokyo heisst Toden Arakawa-sen 都電荒川線 (Stadtbahn Arakawa-Linie) und fährt von Waseda über Ikebukuro nach Minowabashi im Stadtteil Arakawa-ku 荒川区. Das dauert insgesamt ca. 40 Minuten.
Waseda 早稲田 selbst ist bekannt für seine grosse und imageträchtige Universität. In der Gegend – an der Grenze zum Stadtteil Shinjuku – befinden sich unzählige Antiquariate, in denen man getrost einen ganzen Tag verbringen kann.
Es gibt Vorschläge, mehr Strassenbahnlinien wieder aufleben zu lassen. Ob man damit Erfolg hat – schliesslich brauchen die Trassen ja Platz – bleibt abzuwarten.
巣鴨 Sugamo
Im Norden des Bezirks Toshima liegt das Viertel 巣鴨 Sugamo (wörtlich übersetzt: “Entennest”) – dies ist auch ein Bahnhof an der Yamanote-Ringlinie. Jenes Sugamo hat einen interessanten Beinamen: おばあさんの原宿 – das Harajuku der Omas. Harajuku liegt im Bezirk Shibuya und gilt als der Nabel der japanischen Modewelt — für junge und hübsche Leute. Der Spitzname Sugamos trifft dabei den Nagel auf den Kopf: Hier kaufen tatsächlich hauptsächlich Omas ein, und besonders heiss begehrt ist rote Unterwäsche, die überall vor den Läden in Grabbelkisten ausliegt. Die Atmosphäre ist ausgelassen und die Agilität der Omas … rührend. Die Gegend um Sugamo bietet daher ein Erlebnis der etwas anderen Art, und auf seine Art und Weise ist dies auch ein typisch japanisches Erlebnis.