Offensichtlich scheinen viele Deutsche ein Problem mit ihrer Regierung zu haben – aufgrund verschiedener Querelen in der Regierung sowie eines offensichtlichen Kommunikationsmangels sind nur weniger als 20% der Bevölkerung mit der Arbeit der Bundesregierung zufrieden. Sagt mein Nachrichtenticker. Japan liegt da gar nicht so weit entfernt — Jiji Tsūshinsha (Jiji Press Ltd.) führt seit 1960 ähnliche Umfragen in Japan durch, bei denen allmonatlich 2’000 Wahlberechtigte zu ihrer Meinung über die Regierung befragt werden. Das Umfrageergebnis dieses Monats1 war dabei das schlechteste seit Amtsantritt von Premierminister Kishida – gerade mal 26,3% sind noch mit der Arbeit seines Kabinetts zufrieden, und 47,3% sind unzufrieden. Wobei man mit der “Jiji”-Umfrage etwas vorsichtig sein muss, denn es geht um die 支持率 — die “Rate der Unterstützer”. Fast die Hälfte derer (11,4% aller Befragten), die die jetzige Regierung unterstützen, gaben nämlich an, dass sie das nur tun, weil sie nicht wissen, wer sonst regieren soll. Will heissen, die wahre Zustimmungsrate liegt eher bei ungefähr 15%. Gerade mal 5,8% aller Befragten gaben an, Kishida zu vertrauen – das ist extrem gering.
Kishida polarisiert nicht — er fällt nicht durch gewagte Reden oder provokante Handlungen auf wie sein Vorgänger Abe. Kishida fällt eigentlich gar nicht auf, und wenn er mal vor die Presse tritt, wiederholt er nur gebetsmühlenartig, alles “freundlich und sachlich erklären zu wollen”. Im Prinzip herrscht aber Stagnation, und einige Problembereiche werden entweder gar nicht angepackt (Maßnahmen gegen den schwachen Yen und die noch immer anhaltende Inflation) oder nicht nachgebessert (wie die Abrechnungsreform, die in diesem Monat in Kraft trat und wie erwartet großen Schaden in den Firmen anrichtet). Einzig seine Politik gegenüber der Wiedervereinigungskirche, auch bekannt als Moon-Sekte, bringt ihm Sympathien ein – es wird erwartet, dass Kishida morgen die Auflösung der Sekte in Japan anordnen wird.
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Ein großes Misstrauen der Regierung gilt vor allem dem Wirtschaftsminister sowie dem Ministerium für Digitales. Beide haben mehr oder weniger damit zu tun, dass kaum jemand am 10. und 11. Oktober in Japan eine Überweisung durchführen konnte, denn das 全国銀行資金決済ネットワーク, kurz “Zengin Net” bzw. ganz kurz ZEDI, war fast zwei Tage lang lahmgelegt. Seit 1973 regelt dieses Netzwerk den Informationsfluss zwischen den Banken. So gleicht zum Beispiel dieses Netzwerk die Informationen bei Überweisungen ab – und zwar in Echtzeit. Tätigt man bei bei den meisten Banken eine Überweisung, gibt man erst die Bank, dann die Filiale und schließlich die Kontonummer ein – meistens taucht dann der zum Konto gehörige Name sofort auf. Dass nun ein IT-Problem das Netzwerk ausser Kraft setzt, geschah zum ersten Mal, und nach dem jetzigen Stand waren 10 Banken, darunter auch einige der größten Banken des Landes, sowie rund 5 Millionen Überweisungen betroffen. Die Ursache ist wohl noch nicht ganz geklärt, aber man kann nur froh sein, dass das Problem in der Mitte des Monats und nicht am 25. oder am Monatsende auftrat — Millionen Menschen hätten dann nämlich kein Gehalt überwiesen bekommen.
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