Man kann nicht sagen, dass es Japanern an Beschäftigung mangelt. Vor allem wenn es um Ängste geht. Prinzipiell hat man vor 1001 Dingen Angst, und man tut alles, um das Gefürchtete zu vermeiden. Ganz radikal. Zur Zeit gaukeln sich die Medien dabei gegenseitig bei einem Thema hoch: Zecken (auf Japanisch: マダニ Madani). Der Grund ist eine relativ neue, und zur Zeit noch auf Ostasien beschränkte Krankheit, die von den kleinen Blutsaugern übertragen wird: SFTS. Die Abkürzung steht für Severe fever with thrombocytopenia syndrome (starkes Fieber mit Thrombozytopenie – das heißt, die Blutplättchen werden stark dezimiert). Verursacht wird SFTS durch ein Virus der Bunyaviridae-Familie. Ursprünglich war diese Krankheit nur im ländlichen China zu Hause, aber es gab bereits auch mindestens einen Todesfall in Korea, und im Juli diesen Jahres auch den ersten in Japan: Eine von einer Katze gebissene Frau war infiziert. Die Krankheit hat es in der Tat in sich – die Sterblichkeitsrate liegt laut Wikipedia zwischen 12% und 30%.
Die Lösung ist radikal: Man soll nicht mehr in die Natur gehen. Basta. Natur ist gefährlich. So zumindest kommt es bei der Bevölkerung an, wenn man den Fernsehsendern Glauben schenken soll. Noch gefährlicher sind scheinbar nur Pressekonferenzen: Bei einer solchen zum Thema “Gefahr durch Zecken aufgrund von SFTS usw.”, veranstaltet in der vergangenen Woche von der Präfekturverwaltung der Präfektur Miyazaki brachten die Verantwortlichen zwei Zecken mit: Eine tote und eine lebende. Damit die Presse auch was zu filmen hat, wurde die lebende Zecke auf einem Tisch ausgesetzt, und tat das, was Zecken eben so tun: Sie krabbelte unter den Kameras einfach davon. Der Versuch, die Zecke mit der Pinzette (!) wieder einzufangen, misslang – sie ward nie wieder gesehen. Im Anschluss daran wurde im Raum Insektengift versprüht – und es gab eine offizielle Entschuldigung der Verantwortlichen. Auf die Idee, mit einem einfachen Blatt Papier die Zecke am Fortkrabbeln zu hindern kam scheinbar niemand. Oder man hatte schlicht und ergreifend zu viel Angst.
Haha! Kann man sich nicht ausdenken! :-)