Wer Kinder hat, kennt das Problem. Die lieben Kleinen bringen nicht nur das eine oder andere lustige Bild aus dem Kindergarten oder der Schule mit, sondern auch diverse Krankheiten. Als kleine Sprachübung möchte ich heute mal die Top 10 vorstellen. Interessant ist an der Sache übrigens, dass man die Namen nicht immer 1:1 übersetzen kann.
胃腸炎 Ichōen – Magen-Darm-Grippe
Magen-Darm-Grippe (also Gastroenteritis). Der Klassiker. Das gute daran ist allerdings, dass man sich, zumindest bei den japanischen Varianten, als Erwachsener kaum ansteckt, beziehungsweise wenn, verläuft das in der Regel mild. Allerdings kann die Magen-Darm-Grippe verschiedene Ursachen haben, und am meisten fürchtet man sich hier vor dem ノロウイルス Noro-Virus, der in Japan in regelmäßigen Abständen durch die Kindergärten und Schulen geistert. Das Wort 嘔吐 Ōto (Erbrechen) löst bei den Eltern deshalb umgehend Alarmsignale aus. Und ich kann bestätigen, dass Kinder mit Noro-Viren keinen grossen Spass machen.
おたふく風邪 Otafuku-Kaze – Mumps
Der eigentliche Name lautet 流行性耳下腺炎 Ryūkōsei Jikasen-en, aber alle nennen es nur Otafuku-Kaze (Kaze = die Erkältung). Auch in Japan gibt es Impfungen dagegen, die allerdings nicht Pflicht sind. Untersuchungen haben ergeben, dass eines von 1,000 an Mumps erkrankten Kindern später taub wird – dementsprechend gross ist die Angst vor Mumps.
りんご病 Ringo-byō – Ringelröteln
Der eigentliche Name lautet 伝染性紅斑 Densensei Kōhan etwa: Ansteckende Röteln). Vom Verlauf her eher harmlos, aber auch in Japan weiss man natürlich, dass die Krankheit gefährlich für ungeborene Kinder sein kann, weshalb vor allem Schwangere sehr vorsichtig sind.
RS(ウイルス) aaru essu (uirusu) – RS-Virus
Eines der Begriffe, die man nicht so ohne weiteres übersetzen kann, da hier der Erreger (Humane Respiratorische Synzytial-Virus) genannt wird und nicht die Krankheit. In den meisten Fällen meint man in Japan mit RS aber eine vom RS-Virus (RSV) verursachte akute Bronchitis. Und die macht vor allem bei kleinen Kindern definitiv keine Freude: Hohes Fieber, quälender Husten usw. usf. Auch Erwachsene sollten sich in Acht nehmen. Die von den Kindern angeschleppte RSV-Erkrankung entwickelte sich zumindest bei mir einmal zu einer astreinen Lungenentzündung.
溶連菌 yōrenkin – Streptokokken
Auch hier benutzt man im Japanischen aus mir nicht bekannten Gründen nicht den Namen der Krankheit, sondern den des Erregers. Vor allem zwei Krankheiten sind damit gemeint: Mandelentzündung und Scharlach. Da Streptokokken gut mit Antibiotika behandelbar sind, ist diese Krankheit meistens schnell ausgestanden.
はやり目 hayarime – Augengrippe
Der wissenschaftliche Name lautet 流行性角結膜炎 ryūkōsei kakuketsumakuen – Keratoconjunctivitis epidemica – im Englischen gern auch als pink eye bezeichnet. Kennzeichen: Extrem ansteckend. Kinder, bei denen das diagnostiziert wird, müssen mindestens zwei Wochen, gern aber auch einen ganzen Monat zu Hause bleiben. Wir haben dieses Jahr zur Abwechslung mal mit dieser Krankheit begonnen – 3 von vier Familienmitgliedern hat es erwischt. Dauert mit Medizin zwei Wochen und ohne 14 Tage.
インフルエンザ infuruenza – Grippe
Grippewellen sind auch in Japan sehr häufig. In den meisten Kommunen gilt: Sind 10% (manchmal auch 20%) der Schüler einer Klasse an Grippe erkrankt, gibt es 学級閉鎖 gakkyū heisa – grippefrei.
マイコプラズマ maikopurasuma Mycoplasma
Auch hier nennt man in Japan nur den Erreger, die Mykoplasmen. Ergebnis: Mehr oder weniger schwere Erkrankung der Atemwege, nicht selten bis hin zur atypischen Lungenentzündung.
手足口病 teashikuchibyō Hand-Fuß-Mund-Krankheit
Gehört zu den weniger gefürchteten Kinderkrankheiten, da sie meist harmlos verläuft und selten auf Erwachsene überspringt.
ロタウイルス rota-uirusu Rota-Viren
Schwerer Durchfall und Erbrechen – vor allem bei Kindern unter 3 Jahren. Laut Wikipedia erkranken daran in Deutschland pro Jahr 50,000 Menschen — in Japan hingegen 800,000 (offizielle Zahl, siehe hier). Gehört zu den unangenehmsten Kinderkrankheiten hier. Es gibt zwar eine Impfung, aber die ist recht teuer.
Danke für den schönen Beitrag. Bei uns ist es auch gerade soweit. Der Kleine ist 9 Monate alt, war das erste Mal in einer Krabbelgruppe (in D) – TADA!
Als Kinderkrankenpfleger kann ich nur sagen, dass die Rota-Viren-Impfung wirklich ein Segen ist. In D mitlerweile Teil der Stiko-Empfehlung und daher von der Kasse bezahlt.
RSV-Bronichtis ist besonders im 1. Lebensjahr wirklich gefährlich. Die Kinder werden oft sauerstoffplichtig.
Schon von Meningogokken-B gehört? Ist gerade so ein Inn-Thema. Gibt es schon einen Impfstoff für ca 300 €, der in D noch nicht Teil der Stiko-Empfehlung ist. Wird aber nicht mehr lange dauern. Man wartet die Daten aus GB ab, wo es vor Kurzem in die Empfehlungen aufgenommen wurde. Auch wenn es ein “Inn-Thema” ist, kann ich es empfehlen.
Schreib doch mal was zur Versorgung und Vorsorge durch Kinderärzte. Wie läuft das mit U-Untersuchungen, Impfungen usw. Wie steht man zum Impfen generell? Und wenn ich mir die Beine der Japaner so anschaue, frage ich mich immer, ob im Säuglingsalter ein routinemäßiges Hüft-Screening (Ultraschall der Hüfte) gemacht wurde. Vielleicht liegt es auch am Vitamin-D-Mangel?
Von der Augengrippe höre ich das erste Mal. Was es so alles gibt…
Mit dem Noro ist wirklich nicht zu spaßen. Hatte ich auch mal (wahrscheinlich) bei der großen Welle vor ein paar Jahren.
Als Alleinlebender zum Glück recht einfach, niemanden anzustecken. Und Essen einkaufen muss man ohnehin nichts ;)
Schönes Bild übrigens :D
Da entgeht euch ja ein Ausflug ;)
“Der US-Raketenkreuzer USS Antietam hat beim Ankergang in der Bucht von Tokio nahe der japanischen Stadt Yokosuka seine Schiffsschrauben beschädigt und ist danach auf eine Sandbank aufgelaufen, wie das Presseamt der US Navy am Dienstag mitteilte.”
https://de.sputniknews.com/panorama/20170201314354291-us-raketenkreuzer-japan-aufgelaufen/
schönes Bild :-)