BlogUnd das Schriftzeichen des Jahres 2021 ist...

Und das Schriftzeichen des Jahres 2021 ist…

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Also ein bisschen mehr Kreativität hätte ich meinen Mitmenschen hier schon zugetraut, aber es hat nicht sollen sein – mal wieder wurde das folgende Schriftzeichen zum Schriftzeichen des Jahres gewählt:

Dieses Zeichen kann KIN (manchmal auch KON) sowie „kane“ (seltener: kana) gelesen werden – alleinstehend meist mit dem Höflichkeitspräfix „o“, also „okane“. KIN als solches bedeutet Gold, Okane wiederum „Geld“. Und dieses Schriftzeichen wird häufig gewählt – in den letzten 20 Jahren fast alle vier Jahre. Das klingt doch nach… richtig! Der Länge der Olympiade (welches, so wurde es mir zumindest einmal nahegelegt, „Zeitraum zwischen den Olympischen Spielen“ bedeutet). Und das ist natürlich kein Zufall. Obwohl die Spiele in diesem Jahr erst lange erwartet und dann verhasst waren, kam es, wie es kommen musste: Die an die enorme Hitze gewohnten japanischen Athleten räumten so viel Medaillen ab wie noch nie, und da in Funk und Fernsehen auch gar nichts anderes mehr lief, fieberten die Menschen natürlich mit. Kleines Wortspiel muss sein, schließlich lief auch das Corona-Virus zur gleichen Zeit zur Hochform auf.

Doch nicht nur aus diesem Grund wurde das Zeichen gewählt. Es geht auch – mal wieder – um 給付金 kyūfukin, Geld, eine Zuwendung, die der Staat manchmal an die Menschen ausschüttet. Das geschah 2020 (rund 800 Euro pro Person), und es geschieht auch in diesem Jahr wieder. Dieses Mal beschränkt man sich jedoch auf Familien mit Kindern – pro Kind unter 18 Jahren gibt es nun wieder 100,000 yen. Und zwar entweder komplett in bar auf ein Mal, oder in zwei Tranchen geteilt, oder eine Hälfte bar und die andere Hälfte als Gutschein. Die Kommunen dürfen selbst wählen.

Diese einmaligen Zuwendungen sind mir zumindest aus Deutschland nicht geläufig – in Japan erlebe ich das nun schon zum dritten Mal. Ich bin mir jedes Mal nicht ganz sicher, ob das so eine gute Idee ist, schließlich ist Japan bereits ohne Bargeldzuwendungen hoch verschuldet. Man könnte auch bemängeln, dass immer arme wie reiche Menschen das gleiche Geld bekommen – immerhin spart man sich jedoch den bürokratischen Aufwand und den Menschen den Papierkram. Finanziell kommt das wahrscheinlich auf das Gleiche raus.

tabibito
tabibitohttps://japan-almanach.de
Tabibito (旅人・たびびと) ist japanisch und steht für "Reisender". Dahinter versteckt sich Matthias Reich - ein notorischer Reisender, der verschiedene Gegenden seine Heimat nennt. Der Reisende ist seit 1996 hin und wieder und seit 2005 permanent in Japan, wo er noch immer wohnt. Wer mehr von und über Tabibito lesen möchte, dem sei der Tabibitos Blog empfohlen.

4 Kommentare

  1. Mehr Schulden anhaeufen, kein Problem. Die japanische Zentralbank wird das schon regeln. Dennoch ist es ein Witz, so wie es die „Abe-no-(thank you) masks“ waren! Anstatt dieser einmaligen Zuwendung sollten sich die Damen und Herren Regierungsvertreter besser ueberlegn das „Kleinstkindergeld“ zu erhoehen, wie z.B. in Deutschland (rund umgerechnet Yen 30.000 fuer das 1. Kind). Und 金, naja, wer hat, der hat. Leider zaehlt die Mehrheit hier in Japan zu denen, die nur davon traeumen duerfen!

  2. sei bloss froh, wenn ihr mal geld vom Staat bekommt!! Wenn ihr das fleissig ausgebt landet das dort eh wieder durch die Mehrwertsteuer. Über „Reiche bekommen genauso viel wie arme“ mache ich mich mir keine Gedanken. Die Zahl der Multimillionäre ist eh überschaubar und wie du schon sagst, es macht den Papierkram überflüssig.

    In Deutschland können wir von jeglicher Unterstützung nur träumen :/

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